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Lebenserwartung: Schwaben leben länger

Die besten Aussichten auf ein langes Leben haben statistisch gesehen Neugeborene in Baden-Württemberg - Jungen werden dort rund 78 Jahre alt, Mädchen 83. Gründe sind die bessere soziale Stellung und Alkoholkonsum. Überraschend sind die Werte für Berlin.

Nach heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden beträgt in Baden-Württemberg die durchschnittliche Lebenserwartung für die zwischen 2004 und 2006 geborenen Jungen 78,02 Jahre und für die Mädchen 83,02 Jahre. Die Werte liegen deutlich über dem Bundesschnitt von 76,64 Jahren für Jungen und 82,08 für Mädchen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung für Ostdeutschland liegt allerdings nur bei 75,49 Jahren für männlichen Nachwuchs und 81,83 Jahre für weiblichen. Jedoch steigt hier die Lebenserwartung wesentlich stärker als im Westen. Seit 1994 hat die Differenz von damals 2,8 Jahren um mehr als die Hälfte abgenommen.

Hauptstadtbonus

Nicht zu den Ostländern gezählt wird Berlin. Hauptstadtkinder haben, entgegen der anderer östlicher Bundesländer, eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung. Die Großstadtkinder werden hinter Baden-Württemberg und Bayern mit 76,27 beziehungsweise 81,57 Jahren am Ältesten. Ob das mit dem oft besungenen Zuzug aus Schwaben zusammenhinge, wollte kein Sprecher bestätigen. Dicht gefolgt werden die Berliner übrigens vom Brandenburger Nachwuchs. Dahinter folgen die Stadtstaaten aus Bremen und Hamburg.

Die geringste Lebenserwartung haben Jungen aus Thüringen (75,36 Jahre) und Mädchen aus dem Saarland (80,77 Jahre). Insgesamt hat sich der Unterschied zwischen den Bundesländern jedoch verkleinert und hat die Lebenserwartung aller Orten zugenommen, am meisten in Mecklenburg-Vorpommern: Dort werden Jungen heute im zehn-Jahres-Vergleich statistisch gesehen 5,8 Jahre älter, Mädchen 3,7 Jahre.

"Tod ist eine soziale Krankheit"

Ursache für die Unterschiede zwischen den Bundesländern ist nach Einschätzung von Jürgen Flöthmann von der Universität Bielefeld die "soziale Schichtung". Die Abweichungen der Lebenserwartung seien zwar der Statistik zufolge relativ gering, "aber da stecken ganz beachtliche Fallzahlen dahinter", betonte Gesundheits- und Bevölkerungsforscher Flöthmann.

"Tod ist eine soziale Krankheit", zitiert Wissenschaftler Flöthmann den Berliner Arzt Rudolf Virchow (1821-1902). "In den Kreisen Starnberg und Hochtaunus haben wir eine hohe Lebenserwartung." Dort sind auch das durchschnittliche Einkommen und der Bildungsstand verhältnismäßig hoch. Die soziale Schichtung, die mit dem Bildungsstand einhergehe, sei im ganzen Bundesgebiet entscheidend. Dies gelte sowohl für das Gesundheitsbewusstsein - Ernährung, Alkoholkonsum und Bewegung - als auch für die Inanspruchnahme von Medizinern.

Aber auch die Erreichbarkeit, also die Dichte von Ärzten, spiele eine Rolle, vor allem in ländlichen Gebieten. "Bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen kommt es ja auf Sekunden an", sagte Flöthmann. "Bayern ist nicht nur der Raum München, sondern auch Oberfranken." Dort fänden sich teilweise strukturelle Verhältnisse wie in den neuen Ländern. In Mecklenburg-Vorpommern sei zudem der Alkoholkonsum überdurchschnittlich hoch. (mist / mit ddp)

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