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Panorama: Legionärskrankheit: Seuche auf dem Vormarsch

Die Legionärskrankheit ist in der südspanischen Stadt Murcia weiter auf dem Vormarsch. Nun werden bereits rund 600 Menschen in der südspanischen Großstadt mit Symptomen dieser schweren Lungenkrankheit behandelt.

Die Legionärskrankheit ist in der südspanischen Stadt Murcia weiter auf dem Vormarsch. Nun werden bereits rund 600 Menschen in der südspanischen Großstadt mit Symptomen dieser schweren Lungenkrankheit behandelt. Seit Freitag ist auch klar, warum die Behörden tagelang verschwiegen, wo der Infektionsherd liegen könnte: Die Legionellen-Bakterien wurden nicht nur in der Klimaanlage des größten Kaufhauses, sondern auch in etlichen Regierungsgebäuden gefunden: Die Kühltürme des Gesundheitsministeriums der Region Murcia und des Umweltministeriums waren verseucht - sogar der Palast des regionalen Regierungschefs ist betroffen.

Nach den letzten offiziellen Angaben liegt die Zahl der an Lungenentzündung Erkrankten in der Stadt inzwischen bei 575. Die Tendenz ist weiter steigend. Bei 228 Kranken wurden die lebensbedrohlichen Legionellenbakterien bereits nachgewiesen. Doch auch in den übrigen Fällen gibt es wenig Zweifel, dass es sich um die Legionärskrankheit handelt, die ohne sofortige Antibiotika-Behandlung tödlich verlaufen kann. Zwei Menschen starben bisher, zwölf kämpfen auf der Intensivstation um ihr Leben. Die Krankenhäuser der Großstadt mit rund 330 000 Einwohnern sind angesichts der weltweit bisher schlimmsten Legionellen-Epidemie überfüllt.

Die Tourismusbehörden der Costa-Blanca-Region Murcia, an deren Stränden jeden Sommer hunderttausende Menschen Urlaub machen, appellierte an die Urlauber, Ruhe zu bewahren. Die Epidemie, so die offizielle Erklärung, "ist völlig unter Kontrolle der Gesundheitsbehörden und hat keine touristische Zone der Region Murcia betroffen". Der einzige bisher bekanntgewordene Infektionsort liege im Zentrum der Regionalhauptstadt Murcia. Zur Region Murcia gehören unter anderem die bekannten Urlaubzonen in der Nähe der Küstenstadt Cartagena.

Die Angst in der Reisebranche ist groß, dass diese schwere Epidemie das Urlaubsgeschäft in der Tourismusregion empfindlich stören könnte. Auch die Europäische Jugendolympiade, die vom 22. bis zum 26. Juli mit rund 3000 Athleten in Murcia stattfinden soll, ist derzeit alles andere als gesichert.

Die Umwelt- und Gesundheitsbehörden Spaniens müssen sich derweil wieder einmal vorhalten lassen, es mit der Gefahrenvermeidung und dem Schutz der Bürger nicht besonders genau zu nehmen. In den vergangen anderthalb Jahren gab es in Spanien in verschiedenen Städten elf Legionellen-Epidemien mit insgesamt 17 Toten und hunderten Erkrankten. Trotzdem existieren bis heute im Land keine einheitlichen Vorschriften zur Kontrolle und Wartung von Klimaanlagen, Kühltürmen und Schwimmbädern.

Ralph Schulze

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