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Lepzig_krawalle vor Disco_ 10.03.2008

© ddp

Leipzig: Polizei verfolgt nach Disco-Krawallen erste Spuren

Die Ermittlungen der Beamten gestalten sich jedoch zäh, denn die Zeugen geben sich überaus wortkarg. Heftigen Gegenwind erhält die Polizei auch von politischer Seite. Der Vorwurf: Ihr Verhalten schadet dem Image der Stadt.

Die Beamten drücken sich eher schwammig und zurückhaltend über ihre Ermittlungen aus: Es gebe Hinweise auf einen Mann, der einen 37 Jahre alten Türsteher schwer verletzt habe, sagte eine Polizeisprecherin. "Es wurden Zeugen vernommen, und es werden noch weitere vernommen", sagte sie weiter. Die Ermittlungen zu den Krawallen gestalten sich zäh, denn kaum einer Beteiligten ist bereit, Aussagen gegenüber der Polizei zu machen.

Alexander K. Zufällig erschossen?

Die Krawalle waren in der Nacht zum Samstag in der Diskothek "Schauhaus" in der Leipziger Innenstadt zwischen rivalisierenden Gruppen von Türstehern und Ausländern ausgebrochen. Dabei wurde auch einer der Security-Mitarbeiter schwer verletzt. Als die rund 60 alarmierten Polizisten die Situation beruhigen wollten, wurden sie von beiden Gruppierungen mit größter Brutalität angegriffen. Die Gewalt verlagerte sich schließlich weiter in die Innenstadt, wo dann vor der Disco "Mia's" der 28-jährige Alexander K. von einem Schuss tödlich getroffen wurde. Die Polizei geht davon aus, dass es sich dabei um ein Zufallsopfer handelte und das er mit den Ausschreitungen nichts zu tun hatte.

Die Polizei wies den Vorwurf zurück, sie habe bislang auf eine Vernehmung des schwer verletzten Opfers verzichtet. "Wir wollten mit dem Mann sprechen, aber er nicht mit uns", sagte die Polizeisprecherin. Der Anwalt des Opfers entgegnete, sein Mandant Marko Z. sei seit Sonntag vernehmungsfähig und jederzeit bereit, mit der Polizei zu sprechen, jedoch nur mit anwaltlicher Betreuung. Der 37-jährige Marko Z. war bei den Auseinandersetzungen in der Disco "Schauhaus" vermutlich mit einem Messer schwer verletzt worden. Z. ist nach Angaben seines Anwalts Mitinhaber des Sicherheitsdienstes L.E. Security.

Nach Schilderung seines Mandanten sei dieser in der Tatnacht von einem ihm bekannten Ausländer angegriffen und dabei verletzt worden, sagte der Anwalt weiter. Dabei soll es sich um einen der Anführer der Ausländergruppe mit Namen "Arthur" handeln. Die Polizei erklärte dazu, "der Name ist uns bekannt". Ob und wie er im Zusammenhang mit den Krawallen stehe, müsse noch geprüft werden. Der Sprecher der Leipziger Staatsanwaltschaft, Ricardo Schulz, sagte, zu einem konkreten Tatverdächtigen gebe es bislang keine klaren Aussagen.

Besorgt über das Image der Stadt

Die Grünen im sächsischen Landtag kritisierten unterdessen das Vorgehen der Behörden in dem Fall. Der Streit zwischen Security-Unternehmen und Ausländergruppierungen sei in Leipzig seit langem bekannt, auch habe es immer wieder den Verdacht gegeben, dass Mitarbeiter der Sicherheitsfirmen in illegale Geschäfte verwickelt seien. Vor diesem Hintergrund sei zu fragen, ob die Behörden die betreffenden Sicherheitsfirmen ausreichend überprüft hätten, wozu sie nach Gesetzeslage verpflichtet seien.

Leipzigs Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal äußerte sich nach den Krawallen besorgt über das Image der Stadt. Es dürfe auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass man in Leipzig nicht sicher sei. Daher müsse auch die Polizei prüfen, ob bei ihrem Einsatz in der Nacht zum Samstag alles nach Plan verlaufen sei. (kj/ddp)

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