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Zusammengeschobener Schnee vor dem Gewandhaus auf dem Leipziger Augustusplatz.

© dpa

Leipzig: Schneechaos auf der Schiene lässt Reisende verzweifeln

Schnee und Eis haben die Bahn wieder einmal besiegt. Auf dem Leipziger Hauptbahnhof kommen die Züge seit Mittwochabend gar nicht mehr oder mit extremen Verspätungen an. Für die gestrandeten Reisenden heißt es warten und frieren.

Auf dem eisigkalten Leipziger Hauptbahnhof geht am Donnerstagmorgen kaum noch etwas. Die blauen Anzeigentafeln weisen erhebliche Verspätungen in Serie aus, oder sie zeigen gleich an: "ICE 1505 fällt heute aus". Dutzende Reisende, einige verzweifelt, einige aufgebracht, umlagern den Service-Schalter.

Schnee und Eis haben den Zugverkehr rund um Leipzig seit Mittwochabend lahmgelegt. Etliche Reisende, deren Anschlusszüge am Abend ausfielen, haben die Nacht auf dem Bahnhof oder in einem Aufwärmzug verbracht. Helfer schenken kostenlos Tee und Kaffee aus.

"Wir ärgern uns sehr darüber, dass wir nicht informiert werden" schimpft eine Frau eine Bahnmitarbeiterin an. Die Angestellte mit dem roten Hütchen mit der Aufschrift "Service" hebt bedauernd die Schultern. "Wir versuchen laufend in Erfahrung zu bringen, wie es weitergeht. Es wird auch alles durchgesagt", versucht sie die Menschentraube um sie herum zu beruhigen.

Anita Beckert aus Finsterwalde lässt sich aber nicht mehr besänftigen. "Seit gestern 18.00 Uhr sind wir hier", sagt sie. Mit einer Begleiterin kam sie aus Fulda und wollte Richtung Cottbus weiter. Zu der Zeit hatte in Leipzig kräftiger Schneefall eingesetzt, scharfer Wind ließ die Weichen vereisen. Wo sie die Nacht verbracht haben? "Quer über die Stühle in meinem Büro", sagt ihre 55 Jahre alte Mitreisende. "Die Hotels waren alle voll, wir haben sie durchtelefoniert." Beckert und ihre Bekannte sind empört, dass die Bahn keine Taxi-Gutscheine ausgibt. "Das ist zugesagt worden!" Auch eine Frau aus Magdeburg versucht am Info-Schalter vergeblich, einen Taxi-Gutschein zu bekommen. Sie ist sichtlich verfroren und mit ihren Nerven am Ende. "Wir sind seit 22.00 Uhr auf dem Bahnhof, kamen aus Dresden", sagt sie. Geschlafen habe sie nicht, die Nacht musste sie in einem sogenannten Aufwärmzug ausharren. "Jetzt will ich nicht mehr. Ich will nur noch nach Hause." Neben dem Service-Schalter steht Roberto Ehser mit seinem Team vom Technischen Hilfswerk. Seit 2.00 Uhr nachts sind sie da. An die 100 Liter Tee haben sie seitdem kostenlos am gestrandete Reisende ausgeschenkt, auch Kaffee wird verteilt. Die heißen Getränke wärmen aber nur kurz, zu kalt pfeift der Wind durch die große Bahnhofshalle.

Draußen auf den Gleisen vor dem Bahnhof sind Grüppchen von Bahnmitarbeitern in orangefarbener Signalkleidung unterwegs. Sie versuchen, die vereisten Weichen freizubekommen. Davor stehen Züge mit beschlagenen Scheiben und warten auf die Weiterfahrt. Einige Reisende nehmen das Schneechaos auch gelassen. Als er hört, dass sein ICE nach Berlin - und damit seine Dienstreise - "heute aufgrund witterungsbedingter Störungen" ausfällt, sagt ein Mann: "Dann gehe ich eben auf Arbeit. Ich werde viel schaffen." (dpa)

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