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Leipziger Zoo: Tötung eines kleinen Lippenbären löst Empörung aus

Die Tötung eines kleinen Lippenbären im Leipziger Zoo kurz nach seiner Geburt hat über die Grenzen Sachsens hinaus Empörung ausgelöst.

Leipzig - Das Tier wurde am Mittwoch eingeschläfert, nachdem es von seiner Mutter verstoßen worden war. Der Deutsche Tierschutzbund forderte am Freitag eine "lückenlose Aufklärung" des Falles. "Er hat bei uns für erhebliche Irritation gesorgt", sagte Bundesgeschäftsführer Thomas Schröder.

Ein Tierschützer aus Nürtingen in Baden-Württemberg erstattete Medienberichten zufolge Strafanzeige gegen Zoodirektor Jörg Junhold. Die Leipziger Staatsanwaltschaft konnte den Eingang der Anzeige zunächst nicht bestätigen. Junhold wiederum verteidigte seine Entscheidung. "Es war nicht mehr davon auszugehen, dass die Lippenbärin ihr Junges selbst versorgen würde", sagte er am Mittwoch. Auch nach dem ersten Sturm der Entrüstung blieb er dabei. "So hart es klingt. Zu der Entscheidung stehe ich", sagte Junhold im Interview mit der Leipziger Ausgabe der "Bild"-Zeitung (Freitag).

"Draußen wäre das Tier von allein nach mehreren Stunden gestorben", ergänzte Kurator Gerd Nötzold. "Durch das Einschläfern wurde das Leiden des kleinen Bären beendet." Nötzold schätzte, dass das Tier ohne das Eingreifen noch etwa drei Stunden gelebt hätte.

Geburt kam überraschend

Begonnen hatte das Drama am ersten Weihnachtstag: Völlig überraschend für den Zoo werden zwei kleine Bären geboren. Mit knapp drei Jahren ist Mama "Renate" früh dran - normalerweise werden Lippenbären etwas später geschlechtsreif. Nach der Geburt will "Renate" nichts von ihrem Nachwuchs wissen. Versuche, ihre Mutterliebe mit Hilfe von Hormonen zu wecken, schlagen fehl. Ebenso das Bemühen, die Kleinen von einer Hundeamme aufpäppeln zu lassen. Wenige Stunden nach der Geburt stirbt ein Bärenkind. Als auch das andere schwächer wird, entscheidet sich der Zoo zum Einschläfern.

"Wir werden notfalls juristisch prüfen, ob hier gegen das Tierschutzgesetz verstoßen wurde", sagte Tierschutzbund- Geschäftsführer Schröder. Die Organisation verlange eine umfangreiche fachliche Erklärung des Arztes, der die Spritze gesetzt habe. "Er muss uns die Entscheidung schlüssig darlegen", betonte Schröder. Möglicherweise sei sie zu schnell gefallen. "Es muss möglich sein, jede Chance auf Leben auszuloten." Das Management eines Zoos dürfe nicht über dem Wohl des Tieres stehen.

"Kollektive Entscheidung auf oberster Ebene"

Eine Aufzucht des Wildtiers von Menschenhand sei nicht artgerecht und habe langfristige Folgen, argumentierte dagegen der Tierpark. Er gilt bundesweit als Vorzeige-Projekt und wurde durch die MDR-Serie "Elefant, Tiger & Co." bekannt. Eine starke Prägung durch den Umgang mit Menschen mache eine Eingliederung in die Sozialstruktur von Artgenossen nahezu unmöglich.

"Das war eine kollektive Entscheidung auf oberster Ebene, die verantwortungsvoll getroffen wurde", verteidigte Kurator Nötzold den Tod des kleinen Bären. "Uns war dabei durchaus bewusst, dass sie nicht für jeden zu verstehen ist." Für den Tierschutzverband liegt nun "ein Schatten auf dem Vorzeige-Zoo". Eine schnelle und lückenlose Aufklärung müsse darum sein Interesse sein.

www.zoo-leipzig.de
www.tierschutzbund.de (Von Marion van der Kraats, dpa)

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