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Panorama: Letzte Schlange für Harry Potter

Verzauberte Fans feierten das Ende der Romanreihe

Berlin - Eine Kostümparty rund um den „Hogwarts-Express“ in einem alten Berliner Lokdepot, eine magische Rätseltour durch die Zeche Carl in Essen und nächtliche Sonderöffnungen oder „Zauberfrühstücke“ in vielen Buchhandlungen – so begann am Sonnabend der Verkauf des siebten und letzten Harry-Potter-Romans auf Deutsch. Bereits in der ersten halben Stunde gingen zum Beispiel im Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin rund 1000 Bände von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ über den Ladentisch; 2000 Fans waren zur Party gekommen. Postboten legten bundesweit Sonderschichten ein, um hunderttausende Bücher auszuliefern, die bei den Internetversandhäusern Amazon und Weltbild bestellt worden waren. Der Carlsen-Verlag rechnete damit, dass die Rekordstartauflage von drei Millionen Exemplaren schon am ersten Tag zur Hälfte vergriffen sein dürfte.

Los ging es ab 0.01 Uhr: Jeweils 500 bis 800 Fans kamen zu Verkaufspartys von Hugendubel in Frankfurt am Main, Würzburg und Leipzig, in Berlin-Steglitz waren es rund 1500. In München gab es einen Mitternachtsverkauf wegen der strengeren Ladenschlussvorschriften nur am Hauptbahnhof und am Flughafen. Dafür standen ungeduldige Leser schon um sechs Uhr vor Münchner Buchhandlungen, die extra früh öffneten. Schlangen an den Kassen, zum Beispiel in Bielefeld, meldete später auch die Buchhandelskette Thalia.

Nur die Spannung war nicht mehr so groß wie beim Erscheinen der englischen Originalausgabe im Juli, als die wichtigste Frage lautete, ob Harry stirbt. Seitdem haben viele das Buch entweder schon auf Englisch gelesen oder das Ende – meist unfreiwillig – aus den Medien erfahren. Jetzt mischte sich die Freude zudem mit der Trauer darüber, dass die Abenteuer des Zauberschülers beendet sind. Denn Joanne K. Rowling hat angekündigt, keinen Potter-Roman mehr zu schreiben.

„Viel zu kitschig“ nannte Saskia Preissner, die 21-jährige Gründerin des größten deutschen Harry-Potter-Fanclubs, das Finale des siebten Bandes. Sie fürchtet, dass das Interesse an Harry in ein paar Monaten erlahmen könnte. Deshalb wollen Fanclubmitglieder bald selbst einen achten Band schreiben. Darin soll es um die Zeit zwischen dem Ende der Haupthandlung und dem Epilog in Band sieben gehen, der 19 Jahre nach dem Kampf gegen den bösen Lord Voldemort spielt. Ob der Fanroman als Buch erscheinen kann, ist wegen des Urheber- und Markenrechts fraglich – vielleicht wird das Werk nur auf der Internetseite des Clubs veröffentlicht (www.hp-fc.de).

Mit dem Amazon-Versand feierte der seit knapp acht Jahren bestehende Fanclub in Berlin die wohl stimmungsvollste Party: Am Ostbahnhof fuhr ein alter Dampfzug mit 150 kostümierten Teilnehmern als „Hogwarts-Express“ ab, mit dabei waren Schauspieler in der Aufmachung von Romanfiguren wie Hagrid, Rita Kimmkorn und Madame Pomfrey. Am Ziel, dem historischen Bahnbetriebswerk Schöneweide, gab es nach Wahrsagerei und Preisrätseln um Mitternacht schließlich das Buch – aus den Händen einer im Lokkessel sitzenden Hexe.

Spitzhüte, Zauberstäbe und Umhänge haben auch nach dieser letzten Buchnacht mit Harry noch nicht ganz ausgedient. Immerhin sind von den sieben Büchern bisher erst fünf verfilmt, im November 2008 soll „Harry Potter und der Halbblutprinz“ als sechster Streifen in die Kinos kommen. Und auch diese laden immer wieder gern zu Zauberpartys ein.

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