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Live Earth

© ddp

"Live Earth"-Konzerte: Die Erde tanzt

Musik und Stars für den Klimaschutz: Rund um den Globus haben 150 Künstler in acht verschiedenen Ländern mit einer unvergleichlichen Konzertreihe gegen den Klimawandel protestiert. Das kleinste Konzert gab es in der Antarktis vor 17 Zuschauern.

Rock für den Klimaschutz: Auf den "Live Earth"-Konzerten rund um den Globus haben am Samstag 150 internationale Rock- und Popstars wie Madonna, Shakira, Linkin Park, und Genesis gegen den Klimawandel angesungen. Als Weltbürger müsse jeder mehr Verantwortung übernehmen und im eigenen Leben auf Energiesparen setzen, forderte der Initiator des Ereignisses, Ex-US-Vizepräsident Al Gore, per Videobotschaft von den Fans in Sydney. Dort war in der Nacht der über 24-stündige Konzertmarathon gestartet. Zum Beginn des kleinen "Live Earth"-Konzertes in Washington stand er dann live auf der Bühne in der Nähe des Kapitols und forderte neue Gesetze und Technologien im Kampf gegen die globale Erwärmung. Die Veranstalter sprachen davon, per Fernsehen und Internet über zwei Milliarden Menschen erreichen zu wollen.

Am frühen Nachmittag heizte Latino-Star Shakira zur Eröffnung des einzigen deutschen "Live Earth"-Konzerts den Fans in Hamburg mit heißen Rhythmen ein. Bei strömendem Regen versammelten sich zunächst jedoch nur einige tausend Zuschauer vor der Bühne. Doch zum Abend hin, als der Regen nachließ und sich auch mal die Sonne zeigte, füllten sich die Ränge stärker. Der US-Rapper Snoop Dogg und Enrique Iglesias begeisterten die rund 30.000 Fans ebenso wie Grand-Prix-Teilnehmer Roger Cicero und Silbermond. Für das rund elf Stunden dauernde Konzert standen mehr als 20 Künstler auf dem Programm, darunter auch Yusuf alias Cat Stevens und die Band Juli. Trotz der zahlreichen internationalen Stars und zahlreicher deutscher Top-Musiker konnten die Veranstalter nur rund zwei Drittel der 45.000 Tickets verkaufen.

Wembley-Stadion war ausverkauft

Anders in London, wo es fast zeitgleich los ging: Im ausverkauften Wembley-Stadion jubelten bis zu 70.000 Menschen der Supergroup Genesis zu. Bei Sonnenschein feierten die Fans ein Konzert der Superlative: Top-Stars wie Metallica, die Red Hot Chili Peppers und Madonna erhoben ebenfalls ihre Stimmen für den Klimaschutz.

Umweltaktivist Gore sprach zwei Mal live zu den Fans: Nach seinem Auftritt in der US-Hauptstadt flog er direkt zum Konzert im Giants-Stadion nahe New York. Dort begann das Spektakel mit einem Auftritt des in Äthiopien geborenen US-Musikers Kenna. Zu der rund zehnstündigen Veranstaltung fanden sich nach Angaben der Organisatoren mehrere zehntausend Teilnehmer im Giants Stadium in New Jersey unweit von New York ein. Auch hier wollte Gore neben Stars wie The Police und Bon Jovi auftreten, um die Menschen auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen.

Klimawandel ins Bewußtsein rücken

Zu den erklärten Zielen der "Live Earth"-Bewegung gehört, den Kohlendioxidausstoß (CO2) bis 2050 um 90 Prozent zu reduzieren. Ob die Konzerte bei den hunderttausenden Fans in Stadien und Freiluftarenen sowie den Millionen vor Fernsehern und Computern allerdings tatsächlich das ökologische Bewusstsein geweckt haben oder lediglich eine große Party mit viel guter Musik waren, blieb unbeantwortet.

Weitere Kritik an der Mega-Konzertreihe, bei der tausende Tonnen klimaschädliches CO2 produziert würden, hatten die Veranstalter bereits im Vorfeld mit dem Hinweis gekontert, der positive Effekt der weltweiten Kampagne wiege dies auf. Außerdem kommen sämtliche Erlöse der Schutzinitiative "Alliance for Climate Protection" von Gore zu Gute.

Konzert in Rio de Janeiro mit 700.000 Menschen

Die Umweltorganisation Greenpeace sieht die Aktion insgesamt positiv, kritisierte aber das Engagement des Konzerns Daimler-Chrysler, der mit seiner Automarke Smart als Sponsor auftrat. Das sei reine PR und habe nichts mit dem Klimaschutz zu tun, sagte Greenpeace-Klimaexperte Thomas Breuer zu "Spiegel-Online". Er kritisierte vor allem den hohen Benzinverbrauch der gesamten DaimlerChrysler-Flotte, während der Konzern den niedrigen Verbrauch des Smart betonte. Die Konzertreihe selbst sei aber ein guter Weg, vor allem junge Menschen für das Thema Klimaschutz interessieren, hieß es von Greenpeace.

Das größte und gleichzeitig einzige kostenlose "Live Earth"-Event sollte am Abend in Rio de Janeiro den Abschluss der weltweiten Reihe einläuten. Bis zu 700.000 Menschen wurde an der Copacabana zu heißen Rhythmen unter anderem von Rockstar Lenny Kravitz erwartet.

Sydney machte den Anfang

Den Auftakt der Konzertreihe hatte zu nachtschlafender Zeit in Deutschland Sydney mit feurigen Tänzen der australischen Aborigines gemacht. Die 45.000 Musikfans im Aussie-Football-Stadion ließen sich von zahlreichen australischen Bands wie Crowded House mitreißen, aber auch der US-Sänger Jack Johnson begeisterte die Massen.

Kurz nach dem Auftakt in Sydney reihte sich Tokio in die Konzertserie ein. Vor mehr als 10.000 Besuchern in der Messehalle Makuhari ließ es vor allem die US-Rockband Linkin Park krachen, die einen solchen Ansturm auf die Bühne auslöste, dass das Konzert kurz unterbrochen wurde. Ruhiger begann dann vor dem Holztor des buddhistischen Toji-Tempels parallel ein weiteres zweistündiges "Live Earth"-Konzert in Kyoto, wo vor genau zehn Jahren das Kyoto-Protokoll zur Reduktion der Treibhausgase vereinbart wurde.

Kleinstes Konzert in der Antarktis

Auch China war erstmals bei einem derartigen Ereignis dabei: In Schanghai traten neben der Sängerin Sarah Brightman vor allem asiatische Künstler auf. Und am frühen Abend war dann auch der afrikanische Kontinent mit von der Partie: In Johannesburg spielten neben der Band UB 40 vor allem afrikanische Künstler vor einigen tausend Zuschauern. Ein "Live Earth"-Konzert der besonderen Art gab es in der Antarktis: Fünf Mitarbeiter einer britischen Forschungsstation in Rothera spielten dort mit ihrer Band Nunatak vor 17 Kollegen.

In Deutschland berichtete der Sender N24 seit den frühen Nachtstunden fast ununterbrochen live von den Konzerten; ProSieben schaltete sich am Nachmittag für einige Stunden in das Konzertprogramm. (mit dpa)

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