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Panorama: Löcher im Hitzeschild

Die US-Raumfähre „Endeavour“ muss im All repariert werden – Erinnerung an „Columbia“-Katastrophe

An der US-Raumfähre „Endeavour“, die gerade erst an die Internationale Raumstation ISS angedockt hat, ist ein Schaden am Hitzeschutzschild entdeckt worden. Der rund 7,5 Zentimeter lange und breite Defekt soll heute mit einer an einem Roboterarm befestigten Kamera genauer inspiziert, mithilfe von Lasern vermessen und nötigenfalls bei einem Außeneinsatz der Astronauten repariert werden. 2003 war der Spaceshuttle „Columbia“ nach einem Schaden am Schutzschild beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre mit sieben Astronauten an Bord verglüht.

Nasa-Experten entdeckten den aktuellen Defekt auf Fotos, die von der Besatzung der ISS beim Andocken der Raumfähre gemacht wurden. Die 296 Bilder zeigen einen tiefen Einschlag an einer Hitzekachel und mehrere kleinere Schäden. Er wisse noch nicht, was dies für die Raumfähre bedeuten könne, sagte der stellvertretende Programmmanager der US-Weltraumbehörde, John Shannon. Er sagte, der Schaden könne durch Eisstücke entstanden sein, die sich beim Start am 8. August gelöst hätten. Zunächst war vermutet worden, dass sich ein Teil der Schaumstoffisolierung der zum Start benötigten Zusatztanks gelöst und die Kachel beschädigt haben könnte.

Zum Thermal Protection System, das die Raumfähren vor den gewaltigen Temperaturen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre schützen soll, gehören über 24 000 Spezialkacheln. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Probleme mit dem Hitzeschutz gegeben. Zuletzt hatte sich im Juni ein Stück einer Isoliermatte am Shuttle „Atlantis“ gelöst und war von den Astronauten festgeklammert worden.

Bei der aktuellen Mission STS-118 handelt es sich um den ersten Flug der „Endeavour“ nach einer fast fünfjährigen Grundüberholung der Raumfähre. Dabei war unter anderem erstmals ein neues System installiert worden, dass die Abschaltung eines der drei Triebwerke beim Auftreten abnormaler Vibrationen ermöglicht, die auf eine drohende Explosion hinweisen könnten. Auch gut 2000 der wiederverwendbaren Kacheln waren bei der Wartung ausgetauscht worden. Erstmals kam vor dem Start ein neu entwickelter, drahtloser Scanner zum Einsatz, mit dem die Kacheln noch genauer auf mögliche Risse kontrolliert werden können.

Durch ein ebenfalls neues Übertragungssystem kann die Raumfähre Strom aus den Sonnengeneratoren der ISS tanken und so länger an der Raumstation angedockt bleiben. Zur Mission gehört unter anderem die Lieferung eines neuen Moduls sowie von Versorgungsgütern für die Besatzung.

Zu der siebenköpfigen Crew unter dem Kommando von Scott Kelly gehört im Rahmen des „Teacher in Space“-Programms der Nasa auch die 55-jährige Lehrerin Barbara R. Morgan. Die Mutter zweier Kinder war bereits 1986 Ersatzfrau für ihre Kollegin Christa McAuliffe, die bei der „Challenger“-Katastrophe ums Leben kam. Damals war der Shuttle beim Start vom Kennedy Space Center durch einen defekten Dichtungsring an einem Zusatztank explodiert. Morgan ist erst 1998 ins Astronautencorps zurückgekehrt. Die „Endeavour“ soll am 22. August wieder auf der Piste des Kennedy Space Centers in Florida landen. Es handelt sich um den 20. Einsatz der 15 Jahre alten Raumfähre.

Rainer W. During

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