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Panorama: Lösegeld für deutsche Geiseln in Somalia gefordert

Berlin - Das von somalischen Piraten verschleppte deutsche Paar muss vermutlich längere Zeit in der Gewalt der Geiselnehmer aushalten. Deutsche Sicherheitskreise äußerten sich am Freitag skeptisch über die Aussichten einer baldigen Freilassung.

Von Frank Jansen

Berlin - Das von somalischen Piraten verschleppte deutsche Paar muss vermutlich längere Zeit in der Gewalt der Geiselnehmer aushalten. Deutsche Sicherheitskreise äußerten sich am Freitag skeptisch über die Aussichten einer baldigen Freilassung. Der Kontakt zu den Entführern werde nur über mehr oder weniger zuverlässige Mittelsmänner gehalten, sagten Experten dem Tagesspiegel. Sie bestätigten Meldungen, wonach bei der Bundesregierung in dieser Woche die Forderung nach Lösegeld einging. Die Summe von zwei Millionen Dollar, die Nachrichtenagenturen genannt hatten, sei jedoch übertrieben, hieß es. Man müsse allerdings befürchten, dass der geforderte Betrag „auf dem Weg der Verhandlungen mit jeder weiteren Station steigt“.

Dem Paar gehe es halbwegs gut, auch wenn der Ehemann an Diabetes leide und die Medikamente knapp würden, hieß es in Sicherheitskreisen. Auf einer somalischen Homepage erschien kürzlich ein Foto der beiden Deutschen, die aneinandergelehnt auf dem Boden oder einer Matratze sitzen und erschöpft wirken.

Widersprüchliche Angaben gibt es zum Hintergrund der Entführer. Einige Sicherheitsexperten rechnen die Geiselnehmer dem professionell agierenden Piratengewerbe an der somalischen Küste zu. Andere Fachleute sprechen von einer Bande junger Freizeitkrimineller, die mit Fischern gemeinsame Sache gemacht hätten. Demnach wurden die Fischer auf die bei Las Korey dümpelnde Jacht aufmerksam, fuhren hinaus und brachten das Paar in ihre Gewalt. Die Geiseln seien an die Bande weitergereicht worden, der offenbar auch Söhne der Fischer angehörten. Die Jungkriminellen hätten das Paar ins bergige Grenzgebiet zwischen Puntland und Somaliland gebracht. Die beiden Teilstaaten sind de facto unabhängig, sie wurden von örtlichen Stämmen aus dem Bürgerkriegsland Somalia herausgelöst.

Das Versteck befindet sich offenbar in der Region Sanaag, die zu Somaliland gehört. Im Berggebiet herrschten Clans, außerdem gebe es Gefechte zwischen Milizen aus Somaliland und Puntland, sagten Experten. Angesichts der Lage komme eine gewaltsame Befreiung der Geiseln nicht infrage. Überlegungen, wie einst in Mogadischu die GSG 9 einzusetzen, hätten keinen Sinn. Die Elitetruppe der Polizei hatte 1977 auf dem Flughafen der somalischen Hauptstadt die deutschen Geiseln befreit, die in der Passagiermaschine „Landshut“ von palästinensischen Terroristen festgehalten worden waren.

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