zum Hauptinhalt

Loveparade-Katastrophe: Union bedrängt Duisburgs OB

Die Rücktrittsforderungen an den CDU-Politiker Sauerland werden auch aus dem eigenen Lager lauter. Eine Woche nach der Katastrophe wird am Samstag in der Duisburger Salvatorkirche der Opfer gedacht.

Von Andreas Oswald

Berlin - Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) gerät immer stärker unter Druck, auch aus Unionskreisen. Sauerland trage die politische Verantwortung für das Loveparade-Desaster, bei dem 21 Menschen starben und mehr als 500 verletzt wurden, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU). Bosbach sagte, er könne zwar verstehen, dass Sauerland nicht mit einem Rücktritt den Eindruck eines womöglich sogar strafrechtlich relevanten Schuldeingeständnisses erwecken wolle. Ein solches Amt sei aber „nicht nur mit Würde, sondern gelegentlich auch mit einer Bürde verbunden“. CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl sagte, die Loveparade „hätte nie und nimmer genehmigt werden dürfen“.

Die Duisburger Linken-Ratsfraktion bereitet einen Antrag zur Abwahl Sauerlands vor, die FDP sagte Unterstützung zu. Zuvor hatten bereits SPD-Politiker Sauerland den Rücktritt nahegelegt. Dagegen warnte der stellvertretende Unionsfraktionschef Krings davor, Sauerland zum Sündenbock zu machen. „Da machen es sich manche zu einfach“, sagte Krings. „Man hat hier schon das Gefühl, dass ein Sündenbock gesucht wird.“ Das Problem werde damit nicht gelöst. „Es ist vor allem nicht richtig, dass dann andere Stellen und hier insbesondere der private Veranstalter nicht ebenso in den Fokus rücken.“ Sauerland zeigte sich auch am Freitag gänzlich unbeeindruckt von den Rücktrittsforderungen. Ein Sprecher der Stadt Duisburg bekräftigte am Freitag noch einmal, dass Sauerland im Amt bleibe.

Meldungen, nach denen Sauerland im Falle eines Rücktritts alle Pensionsansprüche verlieren würde, sind falsch. Wie mit diesen Ansprüchen konkret verfahren werde, entscheide das Landesamt für Besoldung und Versorgung in einer Einzelfallprüfung, sagte ein Sprecher der Bezirksregierung in Düsseldorf.

Genau eine Woche nach der Katastrophe wird am Samstag um 11 Uhr in der Duisburger Salvatorkirche der Opfer gedacht. Deutschlandweit werden die Flaggen vor Bundesbehörden auf Halbmast wehen. Zur Trauerfeier werden unter anderen Bundespräsident Christian Wulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erwartet. Sauerland wird der Feier fernbleiben. Die Polizei rechnet mit vielen Besuchern. Deswegen wird der ökumenische Gottesdienst auch auf Großbildleinwänden in und vor der Duisburger MSV-Arena übertragen. Die Trauerfeier kann auch in mehreren Kirchen der Stadt verfolgt werden. Am Nachmittag soll vom Hauptbahnhof aus ein Trauermarsch zur Unglücksstelle ziehen. ARD und ZDF berichten ab 10.45 Uhr live von dem Trauergottesdienst. mit ctr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false