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Bei der Tragödie in Duisburg starben 21 Menschen.

© ddp

Update

Loveparade: Veranstalter sollen Druck auf Duisburg ausgeübt haben

Die Zahl der erwarteten Besucher der Loveparade sollte im Vorfeld offenbar runtergespielt werden. Dies geht aus einem Schreiben der Veranstalter hervor. Unterdessen hat NRW eine Million Euro als Soforthilfe zur Verfügung gestellt.

Die Loveparade-Veranstalterfirma Lopavent hat offenbar mit einem „streng vertraulichen“ Schreiben an die Stadt Duisburg versucht, die voraussichtlichen Besucherzahlen des Techno-Events im Vorfeld klein zu halten. Aus dem 34-seitigen Papier zitiert die „Frankfurter Rundschau“ in ihrer Dienstagausgabe. In dem Papier gehe es um die "Besucherprognose sowie ein Bewegungsmodell des Publikums auf der Loveparade 2010"

Danach habe Lopavent zwei Wochen vor der Katastrophe das Ordnungsamt davon zu überzeugen versucht, dass zu keinem Zeitpunkt „in der Spitze mehr als ca. 250.000 Personen gleichzeitig auf dem Gelände“ sein würden. Allerdings könnten sich aus „lokalen Besucherkonzentrationen“ immer gefährliche Situationen ergeben, heiße es in dem Papier vom 8. Juli.

Weiter räumen darin die Veranstalter dem Blatt zufolge ein, dass die Besucherzahlen der Loveparade-Veranstaltungen in Essen und Dortmund „für mediale Zwecke“ maßlos übertrieben waren. Man habe stets „einen dreifachen Austausch der Besucher“ zugrunde gelegt, sprich die Zahlen verdreifacht.

Autor des Geheimpapiers sei der aus Soest stammende 33-jährige Projektmanager Stephan S. Er arbeite auch freiberuflich als Projektleiter für die „Ruhr.2010“ GmbH und war der Zeitung zufolge der operative Vertreter von Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller in Berlin 2006, Essen 2007 und Dortmund 2008. Er soll letztlich für die Sicherheitskonzepte zuständig gewesen sein. Der Berliner Loveparade-Veteran Ralf Lipus kennt S. von früher und sagt: „Es sieht so aus, als ob Rainer Schaller seine Leute direkt bei 'Ruhr.2010' sitzen hatte.“

Nordrhein-Westfalen hat unterdessen für die Betroffenen des Loveparade-Unglücks eine Million Euro als Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Mit dem Geld soll den am schwersten betroffenen Opfern bei sozialen Notlagen geholfen werden. Dies teilte die Düsseldorfer Staatskanzlei am Dienstag mit.

Angehörige der 21 Todesopfer und Verletzte, die mehrere Tage im Krankenhaus verbringen mussten, können die Mittel demnach formlos bei der Landesunfallkasse NRW in Düsseldorf beantragen. Über die Anträge werde „umgehend entschieden“. In Folge der Massenpanik bei der Duisburger Loveparade vor eineinhalb Wochen waren 21 Menschen gestorben und mehr als 500 verletzt worden. Bei der zentralen Trauerfeier am vergangenen Samstag hatte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) den Opfern unbürokratische Hilfe zugesagt.

Auf Krafts Bitte übernahm laut Staatskanzlei der frühere Staatssekretär im Düsseldorfer Innenministerium, Wolfgang Riotte, die Aufgabe eines Ombudsmanns für die Loveparade-Opfer. Riotte gilt als erfahrener Verwaltungsexperte. Er soll den Betroffenen insbesondere beim Kontakt mit Behörden und Versicherungen zur Seite stehen. (afp/ddp)

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