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Schönheitssalon in Donezk. In der umkämpften Stadt in der Ostukraine sind die Gegensätze zwischen Arm und Reich deutlich sichtbar.

© Alexej Philippow/AFP

Luxus in Donezk: Schönheitsmassage im Kriegsgebiet

Seit fast zweieinhalb Jahren wird in der ostukrainischen Donezk-Region Krieg geführt. Während viele Menschen darunter leiden, führen andere ihr Leben in Luxus weiter.

Die schicken Restaurants sind voll besetzt, auch in den Friseursalons herrscht reger Betrieb. Im Zentrum der ostukrainischen Stadt Donezk, der Hochburg der pro-russischen Separatisten, deutet nichts darauf hin, dass in dieser Region seit fast zweieinhalb Jahren Krieg geführt wird.

"Trotz der Kämpfe in Donezk geben Frauen Geld für teure Schönheitsbehandlungen aus", sagt Jewgeni. Er betreibt in der Stadtmitte einen Schönheitssalon, zu dem auch eine noble Bar mit teuren Alkoholika gehört. Für eine Korrektur der Lippen verlangt Jewgeni umgerechnet bis zu 265 Euro - und die Kundinnen zahlen bereitwillig.

"Die Nachfrage nach Luxus ist stabil geblieben. Bei anderen Dingen sparen die Frauen, aber nicht beim Aussehen", sagt der 36-Jährige. Den Salon und die Bar hat er mitten im Krieg eröffnet. Sein Problem ist nicht das Granatfeuer in 15 Kilometer Entfernung, sondern der Nachschub an Kosmetikprodukten und Alkohol.

"Die meisten unserer Kunden sind Kämpfer und Leute von der Regierung", sagt Jewgenis Kollegin Jewgenja Lasutkina. Sie ist stolz darauf, dass die Anhänger der selbsterklärten Volksrepublik Donezk zu ihr in den Laden kommen.

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine wurden mehr als 9600 Menschen getötet. Das im Februar 2015 unterzeichnete Friedensabkommen konnte die Gewalt nicht beenden, doch seither sind die Kämpfe hier auf den Stadtrand beschränkt.

Nur nachts werden die Menschen auch in der Stadtmitte wieder daran erinnert, dass wenige Kilometer entfernt in den Außenbezirken gekämpft wird. In der Dunkelheit sind die Feuergefechte am heftigsten und manchmal landet ein Irrläufer im Zentrum der einstigen Millionenstadt. Ab dem späten Abend herrscht deshalb Ausgangssperre.

Der 28-jährigen Julia gefällt das gar nicht. "Wegen der Ausgangssperre schließen alle Nachtclubs so früh, und ich muss schon um zehn nach Hause gehen", sagt sie, während sie im Restaurant auf ihr japanisches Essen und ein Glas Wein wartet.

Nur einen Spaziergang von dem Lokal entfernt haben die Menschen ganz andere Probleme. Im westlichen Stadtteil Petrowski fürchten die Einwohner um ihr Leben, hier schlagen immer wieder Raketen ein, die von den nahe gelegenen Stellungen von Regierungstruppen und Aufständischen abgefeuert wurden.

Jelena wohnt in Petrowski und verbringt die Nächte zusammen mit ihrem zehnjährigen Sohn in einem dunklen Bunker. Donezk sei eine geteilte Stadt, ein tiefer Graben trenne Reiche und Arme, sagt Jelena. "Die Menschen, die im Zentrum leben, verstehen uns nicht."

Die Gleichgültigkeit vieler Mitbürger schockiere sie mehr als die Wasserknappheit, sagt Jelena. Die alleinerziehende Mutter arbeitet im Zentrum und hat ihre Chefs gebeten, abends früher gehen zu dürfen, solange die Busse noch fahren. Vergeblich, die 37-Jährige muss die fünf Kilometer zum Bunker zu Fuß laufen. "Sie verstehen einfach nicht, dass da, wo wir leben, Krieg herrscht." (AFP)

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