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Madeleine McCann: Die Spur ist heiß

Der Fall der verschwundenen Madeleine McCann ist nun endgültig auch ein Fall für die deutschen Behörden. Staatsanwaltschaft in Aachen ermittelt nun gegen einen Briten, der Maddie entführt haben könnte.

„Wir werden in den nächsten Tagen einen DNA-Test beim Verdächtigen vornehmen“, sagte der Aachener Oberstaatsanwalt Robert Deller am Montag. Der Verdächtige ist der Brite Raymond H., der wegen sexuellen Missbrauchs junger Mädchen mehrfach vorbestraft ist. Er liegt derzeit in der Aachener Universitätsklinik, wo er wegen eines Krebsleidens behandelt wird.

Auch in dem Rechtshilfeersuchen, das die britischen Behörden an die Aachener Staatsanwaltschaft übermittelt haben, geht es um eine Vergewaltigung an einem achtjährigen Mädchen, die Raymond H. 1975 begangen haben soll. „Von dem Fall Madeleine McCann ist in dem Antrag offiziell nicht die Rede“, sagt Oberstaatsanwalt Deller.

Und dennoch werden die britischen Fahnder, die wahrscheinlich noch diese Woche nach Aachen kommen, Raymond H. wohl auch zum Verschwinden Madeleine McCanns befragen. Denn als Madeleine vor zwei Jahren an der portugiesischen Algarveküste spurlos verschwand, war auch H. in dieser Ferienregion. Ein früherer Soldat berichtete in britischen Medien, er habe den Verdächtigen kurz nach dem Verschwinden Madeleines auf einem Campingplatz in Marokko getroffen. Raymond H. habe ihm gesagt, er kenne den Ort des Verschwindens, das portugiesische Dorf Praia da Luz, „sehr gut“. Genauso wie jenes Ferienhotel, in dem das damals knapp vierjährige Mädchen aus Großbritannien am 3. Mai 2007 zum letzten Mal gesehen wurde. „Er wusste viele Einzelheiten“ und habe wirr erzählt. Auch habe er angedeutet, „Maddie“ sei vielleicht verkauft worden.

Im Ferienappartement der Familie McCann waren nach Madeleines Verschwinden mehrere DNA-Spuren sichergestellt worden, die niemandem zugeordnet werden konnten. Laut britischen Medien gilt es als ausgemacht, dass H.’s DNA mit den Spuren abgeglichen werden wird.

Laut dem britischen Boulevardblatt „The Sun“ soll H. in den letzten Monaten mit seiner 33-jährigen deutschen Freundin Mariana Sch. und ihren sechs Kindern in einer Sozialwohnung in Aachen gelebt haben. Angeblich soll Mariana Sch. nach dem Bekanntwerden des Verdachts gegen H. Polizeischutz beantragt haben, weil sie befürchte, wütende Anwohner könnten sie angreifen.

Raymond H. und Mariana Sch. sollen britischen Angaben zufolge in den vergangenen Jahren ein Hippieleben geführt haben. Die Kinder seien nicht zur Schule gegangen, H. sei mit seinem Wohnmobil über Campingplätze in Südeuropa und Nordafrika gezogen, habe von Betteln und Gelegenheitsarbeiten gelebt.

H. ist wegen sexueller Delikte mehrfach vorbestraft. Laut der britischen Zeitung „Mirror“ musste er wegen zwei versuchter und einer vollendeten Vergewaltigung minderjähriger Mädchen mehrere Jahre ins Gefängnis. Ein damaliger Richter habe ihn als „extrem gefährlich“ bezeichnet. Zudem gibt es nach britischen Zeitungsberichten Ermittlungen gegen ihn, weil auf der Reise nach Deutschland eines seiner sechs Kinder in Spanien aus seinem zum Wohnmobil umgebauten LKW gefallen und gestorben sei.

Im Fall Madeleine war H. vergangene Woche ins Visier geraten, nachdem britische Privatdetektive in monatelanger Kleinarbeit jene Ermittlungsakten durchforstet hatten, die ihnen Portugals Kripo überlassen hatte. Die Ermittler, die von Madeleines Eltern beauftragt worden sind, sollen zurzeit auch in Aachen sein. Sie haben jedoch nicht das Recht, Raymond H. zu vernehmen.

Die portugiesische Polizei hatte Raymond H. nach dem Verschwinden Madeleines offenbar überprüft, aber nichts Verdächtiges gefunden. Auch soll er beim Verhör in Portugal ausgesagt haben, nicht am Tatort gewesen zu sein und ein Alibi für die Tatzeit zu haben. Allerdings mussten sich Portugals Ermittler später vorwerfen lassen, bei der Spurensicherung und Untersuchung geschlampt zu haben. Der damalige portugiesische Chefinspektor wurde deswegen gefeuert. Vor kurzem verurteilte ihn ein portugiesisches Gericht wegen Beweisfälschung und Falschaussage in einem anderen Vermisstenfall. Das Vertrauen in die portugiesischen Ermittler, die vorübergehend sogar Madeleines Eltern verdächtigten, ist also ziemlich angeknackst.

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