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Mafia-Mord in Duisburg: Duisburger Bluttat: Rache für Weihnachtsmord?

Es geht um Rache: Ausgerechnet an Weihnachten soll eines der Opfer die Frau des gegenerischen Clan-Chefs Giovanni Nirta getötet haben. Nun hat die Blutfehde zwischen zwei Familien ihren Höhepunkt in Duisburg mit dem sechsfachen Mord gefunden. Wird Deutschland eine neue Mafia-Hochburg?

Nach dem sechsfachen Mord in Duisburg konzentrieren sich die Ermittlungen auf einen Racheakt im Mafia-Milieu. Die Duisburger Polizei geht inzwischen von einer Blutfehde zwischen zwei Familien im kalabrischen San Luca aus, die ihren bisherigen Höhepunkt in den Morden in Duisburg gefunden hat. Die durch Polizisten aus Kalabrien und vom Bundeskriminalamt verstärkte Mordkommission geht Hinweisen aus Italien nach, wonach eines der Opfer ein Killer gewesen sein soll.

"Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen ist die wahrscheinlichste Motivlage in einer wieder aufgeflammten Fehde zwischen verfeindeten Familienverbänden aus der kalabrischen Region San Luca begründet. Nach hier vorliegenden Informationen sind diese Familienverbände der mafiösen Struktur "'Ndrangheta" zuzuordnen", erklärte die Duisburger Mordkommission.

Die Rache war schneller als die Justiz

Italienischen Berichten zufolge soll der 25 jährige Marco M., eines der Opfer, das Hauptziel der Killer gewesen sein. Dies hätten die bisherigen Ermittlungen ergeben, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Marco M., der dem Clan Vottari-Pelle zugeordnet wird, werde vom Clan der Strangio-Nirta als einer der Hauptverantwortlichen für die Ermordung von Maria Strangio angesehen, der Ehefrau des mutmaßlichen Clan-Chefs Giovanni Nirta. Sie war im vergangenen Dezember ermordet worden. Dabei war auch ein fünfjähriges Kind verletzt worden. Beide Clans werden der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta zugerechnet. Eine Bestätigung, dass eines der Opfer in einen Mord in San Luca verwickelt sein soll, hätten die italienischen Behörden bislang nicht gegeben, erklärten die Duisburger Ermittler.

Nach den Worten von Italiens Innenminister Giuliano Amato soll eines der Opfer möglicherweise in einen Mord in seiner kalabrischen Heimat verwickelt sein. Der Mann sei vermutlich nach Deutschland geflohen, "um sich zu bewaffnen und zu verteidigen." Doch "diejenigen, die Rache üben wollten, erreichten ihn eher als die Justiz", fügte er hinzu, hatte dabei aber keinen Namen und keine weiteren Einzelheiten genannt.

Frau des Clan-Chefs an Weihnachten erschossen

Die Spitzen der kalabrischen Polizei wurden aus dem Urlaub zurückgerufen. Sie alle sollen sich an den Ermittlungen beteiligen. In der Geschichte der 'Ndrangheta habe es noch nie einen einzigen Vergeltungsschlag mit so vielen Toten gegeben, hieß es. Warum neben Marco M. fünf weitere Menschen getötet wurden, sei noch unklar.

In der Zeit von 1991 bis 1993 tobte nach Angaben der Duisburger Mordkommission in San Luca aus nichtigem Anlass eine Auseinandersetzung zwischen den verbündeten Clans Strangio-Nirta und den Clans Vottari-Romeo-Pelle mit bis zu vier Todesopfern täglich. Danach wurde am ersten Weihnachtstag 2006 in San Luca die Ehefrau ines hochrangigen Clanmitgliedes aus dem Clan Strangio-Nirta bei einem Attentat erschossen. Sie hatte sich noch schützend vor ihr fünfjähriges Kind gestellt, das aber trotzdem verletzt wurde. Zwei weitere männliche Clanmitglieder wurden leicht verletzt. Im Gegenzug wurde am 4. Januar ein männliches Mitglied des Vottari-Romeo-Pelle-Clans in San Luca ermordet.

Clan hat sich in Duisburg mit Pizzerien und Diksotheken angesiedelt

Zwei der Duisburger Opfer rechnen die Ermittler dem Clan Vottari-Romeo-Pelle zu. "Der Clan ist seit 20 Jahren im Großraum Duisburg vertreten." Auch Mitglieder des verfeindeten Verbandes Strangio-Nirta seien in Duisburg ansässig, wobei bislang in der Vergangenheit keine gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den 'Ndrangheta-Familien in Duisburg, wie auch im übrigen Bundesgebiet, bekannt geworden seien. "Konkrete Hinweise auf Gegenschläge, insbesondere mögliche Anschlusstaten im Bundesgebiet, bestehen bislang nicht", erklärte die Polizei.

Nach Angaben des Mafia-Experten und Publizisten Jürgen Roth hat es Anfang der 1990er Jahre in Kalabrien mehrere Ermittlungsverfahren gegen Clan-Angehörige wegen internationalen Drogenhandels gegeben. Offiziell seien in Deutschland 160 Angehörige der Clans aus der Mafia-Hochburg San Luca gemeldet. Nach Erkenntnissen des BKA seien Lösegelder aus Entführungen in Deutschland investiert worden. Im Raum Duisburg hätten Clan-Angehörige Pizzerien und Discotheken eröffnet.

Mafia-Jäger warnt vor Infiltrierung in Deutschland

Italiens führender Mafia-Jäger Piero Grasso hatte vor wenigen Wochen gewarnt, Deutschland sei durch das Einsickern der italienischen Mafia massiv bedroht. Die Mafia versuche, in legale Wirtschaftskreisläufe einzusickern, hatte Grasso in einem Zeitungsinterview gesagt. Ziel der Mafia sei es, bislang namentlich nicht dem organisierten Verbrechen zugeordnete Mitglieder in die legale Wirtschafts- und Finanzwelt einzuschleusen. Grasso empfahl, konsequent Informationen von Mafia-Aussteigern abzuschöpfen, Telefone zu überwachen und V-Leute einzuschleusen. (mit dpa)

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