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Umjubelt. Mamoru Samuragochi.

© AFP

Mamoru Samuragochi: „Japans Beethoven“ ist ein Scharlatan

In Japan ist er ein Superstar, der angeblich gehörlose angebliche Erfolgskomponist Mamoru Samuragochi. Nach und nach kommt heraus, was wirklich geschah.

Der angeblich gehörlose japanische „Starmusiker“ Mamoru Samuragochi hat für seine Kompositionen nicht nur einen unbekannten Musiklehrer beschäftigt – offenbar ist er auch nicht gehörlos. In einer im Fernsehen übertragenen gut einstündigen Pressekonferenz zerstörte Samuragochis „Komplize wider Willen“ am Donnerstag endgültig den Mythos von „Japans Beethoven“: Dieser könne gar keine Partituren schreiben, erzählte der Teilzeit-Musiklehrer Takashi Niigaki. Samuragochi hatte am Vortag über seinen Anwalt eingeräumt, dass er über knapp zwei Jahrzehnte hinweg Unterstützung beim Komponieren bekommen hatte. Der 50-Jährige hatte seinen Helfer nach eigenen Worten schon Ende der 1990er Jahre engagiert, „weil mein Gehör immer schlechter wurde“. Niigaki habe bei etwa der Hälfte seiner Werke mitkomponiert, ließ er erklären.

Der Komplize von Mamoru Samuragochi packt aus

Nach Angaben von Niigaki war auch dies kein umfassendes Geständnis. In den vergangenen 18 Jahren habe er alle Stücke allein geschrieben, sagte der 43-Jährige. Und mehr noch: „Vom ersten Tag an bis heute hatte ich nie das Gefühl, dass er taub ist.“ Fast zwei Jahrzehnte strickte Samuragochi an seiner rührenden Lebensgeschichte: Demnach war er, der Mitte der 90er Jahre mit klassischen Kompositionen zu Videospielen wie Resident Evil berühmt gewordene „Musiker“, seit seinem 35. Lebensjahr völlig gehörlos.

Mamoru Samuragochi verglich sich mit Beethoven

Ähnlich wie Ludwig van Beethoven habe er sich dadurch aber nicht vom Komponieren abhalten lassen. Seine Musik komme aus seinem Herzen, sagte er 2001 dem US-Magazin „Time“ und fügte hinzu: „Mein Gehör zu verlieren, war ein Geschenk Gottes.“ Ganz ohne Gehör will Samuragochi auch sein berühmtestes Werk geschrieben haben: „Sinfonie No. 1, Hiroshima“. Später wurde das Stück zu einer Art Hymne für den Überlebenswillen der von der Tsunami-Katastrophe im März 2011 betroffenen Regionen. Niigaki versichert nun, auch dieses hochgelobte Stück stamme aus seiner Feder. Ursprünglich habe er gedacht, er solle Samuragochi bloß assistieren, berichtete der 43-Jährige. „Aber später fand ich heraus, dass er nicht einmal Partituren schreiben kann.“ So sei er „zum Komplizen“ geworden. „Vergangenes Jahr drohte er sogar sich umzubringen, wenn ich nicht weiterkomponiere.“ Niigaki erhielt insgesamt 51 000 Euro von Samuragochi. AFP

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