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Panorama: Marco: Nun reicht es mir

Das Urteil wird erst am 10. April erwartet – er hat jetzt ein Buch über die türkische Haft geschrieben

Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach einer für Marco Weiss und die Britin Charlotte M. schicksalsträchtigen Nacht in einem Hotel im südtürkischen Side bei Antalya wird voraussichtlich das Urteil im Prozess gegen den deutschen Teenager fallen: Der Richter der Ersten Kammer des Schwurgerichts von Antalya legte Mittwoch, den 10. April kommenden Jahres als nächsten Verhandlungstermin fest. An diesem Tag wird mit einem Urteil gerechnet, weil der Richter am gestrigen Mittwoch die Beweisaufnahme für abgeschlossen erklärte und zudem die Parteien aufforderte, für den nächsten Termin ihre Schlussplädoyers zu halten. In der Türkei gilt diese Aufforderung als Hinweis, dass es beim nächsten Termin zu einem Urteil kommen wird.

Obwohl die Chancen für einen Freispruch für Marco gestiegen sind, glaubt der türkische Rechtsvertreter von Charlotte nach wie vor an eine Schuld des Angeklagten. Dass es so aussieht, als könne der junge Deutsche mit einem Freispruch rechnen, liegt vor allem daran, dass es die Anklage im Verlauf des Verfahrens nicht vermocht hat, eindeutige Beweise für die Schuld des Angeklagten vorzulegen.

Marco äußerte sich gestern in einer Pressemitteilung bestürzt über die erneute Vertagung der Hauptverhandlung, der er seit seiner Haftentlassung im Dezember 2007 nicht mehr persönlich beiwohnt. „Nun reicht es mir. Der Prozess scheint kein Ende nehmen zu wollen.“ Er klagte über Albträume wegen des schleppenden Prozesses. In einem Buch „Marco W. – Meine 247 Tage im türkischen Knast“ will er nun sein Schweigen brechen und über die Haftverhältnisse in der Türkei und seine dortigen Erlebnisse auspacken. „Ich bin unschuldig. Ich habe ein reines Herz. Mir bleibt nur der Weg, mit meiner Geschichte um mein Ansehen zu kämpfen“, erklärte der 18-Jährige. „Folter, Schlafentzug und harte Drogen“, heißt es in der Verlagsankündigung zu Marcos Buch, das am 9. Dezember erscheinen soll. „Ich habe nichts gegen die Türkei“, stellt er fest.

Bei der Verhandlung am Mittwoch kam ein rechtsmedizinisches Gutachten zur Sprache, das für Marcos Verteidigung eine Entlastung darstellt. Aus Sicht von Charlottes türkischem Anwalt Ömer Aycan dagegen tut es das nicht. Marcos Vertreter sagten, das Gutachten räume mit dem Vorwurf der Vergewaltigung auf. Dagegen erklärte Aycan, das Gutachten halte nur fest, dass die Frage einer Vergewaltigung nicht mehr geklärt werden könne. mit dpa/ddp

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