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Marokko: Zeitung nach Bericht über Homosexuellenparty verurteilt

Weil eine marokkanische Tageszeitung berichtet hat, ein Staatsanwalt habe an einer Schwulenparty teilgenommen, ist sie zu einer erheblichen Summe Schadensersatz verurteilt worden. Die Zeitung steht nun vor dem Ruin.

Marokkos größte Tageszeitung "Al Massae" ist zur höchsten Schadensersatzzahlung in der Pressegeschichte des Landes verurteilt worden. Die Zeitung hatte im November 2007 über eine Feier von Homosexuellen in der Ortschaft Ksar Al Kebir im Norden Marokkos berichtet und behauptet, an dem Fest habe auch ein - namentlich nicht genannter - Staatsanwalt des örtlichen Gerichts teilgenommen.

Auf den Bericht hin verklagten die vier Staatsanwälte des Gerichts die Zeitung wegen übler Nachrede. Das Urteil gegen die Zeitung in erster Instanz hatte eine Welle von Protesten in der marokkanischen Presse ausgelöst.

Das Berufungsgericht in der Hauptstadt Rabat bestätigte nun ein Urteil der ersten Instanz, wonach die Zeitung und deren Chefredakteur Rachid Ninny vier Staatsanwälten insgesamt sechs Millionen Dirham (550.000 Euro) Schadensersatz zahlen müssen.

"Reporter ohne Grenzen" schockiert

Außerdem muss das Blatt eine Geldbuße von umgerechnet rund 11.000 Euro entrichten und die Entscheidung des Gerichts landesweit veröffentlichen.

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" hatte nach dem Urteil im März erklärt, sie sei schockiert. Die Schadensersatzzahlung gefährde den Fortbestand des Blattes. Die unabhängige Zeitung "Al Massae" war erst vor zwei Jahren gegründet worden. Mit einer Auflage von etwa 100.000 Exemplaren pro Tag stieg sie zur größten Zeitung des Landes auf. (ut/dpa)

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