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Mit einem zum Schneepflug umgebauten Käfer räumt ein Mann vor einem Grundstück in Usseln (Hessen).

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Update

Massives Verkehrschaos: Sturmtief "Egon" wirbelt Deutschland durcheinander

Der Wintereinbruch hat in Deutschland zu Unfällen und vielen Verkehrsbehinderungen geführt. In Oberfranken waren Tausende ohne Strom.

Mit Starkwind und massiven Schneefällen hat Sturmtief "Egon" am Freitag in weiten Teilen Deutschlands zu starken Beeinträchtigungen geführt. Es kam zu Ausfällen im Flug- und Bahnverkehr, auf glatten Straßen häuften sich Unfälle. In Teilen Bayerns fiel wegen Leitungsschäden der Strom aus. Behinderungen meldete die Polizei unter außerdem aus Baden-Württemberg, Rheinland- Pfalz, Hessen, Niedersachsen, Thüringen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Vielerorts stellten sich Lastwagen quer oder wurden von Sturmböen umgeweht. Berlin und Brandenburg blieben von "Egon" verschont.

Die Lufthansa musste bis Freitagmittag allein in Frankfurt am Main 130 Starts und Landungen absagen. Die Deutsche Bahn reduzierte die Geschwindigkeit ihrer ICE-Züge auf maximal 200 Stundenkilometer, was zu Verspätungen im Fernverkehr führte. Dazu kam es in fast allen Bundesländern zu Ausfällen und Verspätungen im Regionalverkehr. In Teilen Bayerns fiel der Strom aus. In der Nacht sei es von der Grenze zu Baden-Württemberg bis in die Kreise Fürth und Nürnberger Land zu Ausfällen gekommen, erklärte der Energieversorger N-Ergie in Nürnberg. Umgestürzte Bäume und abgebrochenen Ästen hätten Leitungen oder Masten beschädigt.

Bei den Unfällen auf den Straßen blieb es in vielen Fällen bei Blechschäden, es gab allerdings auch gravierendere Vorfälle. Ein Autofahrer starb auf der A7 bei Handewitt in Schleswig-Holstein. Ursache für den Unfall war vermutlich Glätte, wie eine Polizeisprecherin am Freitagmorgen sagte. Im nordrhein- westfälischen Kreis Lippe wurden zwei Menschen schwer verletzt, als ihr Auto nach einer Kollision mit einem anderen Wagen auf glatter Fahrbahn gegen einen Baum prallte.

Im niedersächsischen Bramsche rutschte ein Schulbus auf schneebedeckter Straße in einen Graben, Kinder und Fahrer blieben unverletzt. Nach Angaben mehrerer Landratsämter in Thüringen blieben dort Schulbusse in Schneewehen stecken oder konnten Schüler wegen Unfällen auf Straßen nicht zum Unterricht bringen. "Die Situation ist chaotisch", sagte ein Sprecher des Kreises Schmalkalden-Meiningen in Thüringen.

Die eingeschneite Autobahn 73 bei Suhl.
Die eingeschneite Autobahn 73 bei Suhl.

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Auch in Bayern erreichten einige Schulbusse nicht ihr Ziel. Bei Kirchenthumbach wurde ein Schulbus von einer Windböe erfasst und landete in einem Straßengraben. Fünf Kinder sowie der Busfahrer blieben aber unverletzt. Bei Weinheim in Rheinland-Pfalz musste die Feuerwehr in einem außergewöhnlichen Einsatz verhindern, dass ein vom Sturm umgewehter Lkw von der Talbrücke im Zuge der Autobahn 63 stürzte. Sie sicherte diesen mit Seilen.

Die Bahnstrecke Hannover-Bremen musste wegen Unwetterschäden gesperrt werden, zwischen Frankfurt und Würzburg gab es ebenfalls Sperrungen, auch die Strecke zwischen Karlsruhe und Mannheim war betroffen. Sperrungen gab es darüber hinaus in Hessen und Bayern sowie im Saarland. Dort beschädigten umgestürzte Bäume laut Bundespolizei Oberleitungen und Züge. Im baden-württembergischen Schwarzwald und im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen hielten umgestürzte Bäume und umherwirbelnde Schilder und Bauzäune Einsatzkräfte auf Trab. In Landau bei Ludwigshafen beschädigte der Sturm Zirkuszelte, der Schaden betrug laut Polizei rund 300.000 Euro. In Hessen und Hamburg warnten Behörden und Waldbesitzer vor dem Betreten von Wäldern. In Folge des Schneesturms könnten eisbehangene Äste brechen oder gar ganze Bäume umstürzen.

Auch am Wochenende soll es weiter viel Schnee geben. Zwar zieht "Egon" nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) langsam ab, doch für viele Regionen Deutschlands wurden weitere Schneefälle erwartet. In der Nacht zum Samstag komme es in Staulagen des Berglands zu bis zu 20 Zentimeter Neuschnee, teilte der DWD am Freitag mit. Auch mit Glätte müsse gerechnet werden. Am Samstag tragen schauerartige Schneefälle vor allem in den Mittelgebirgen und den Alpen zu einem weiteren Anstieg der Schneedecke bei. Doch auch wenn sich vorübergehend die Sonne blicken lässt – trotz reichlich vorhandenen Schnees sind die Voraussetzungen für Schlittenfahrten und Schneespaziergänge angesichts der eher feuchten Luft und starken Windes nicht optimal.

Besser sind die Aussichten für Sonntag, wenn der Wind nachlässt und vielerorts leichter Dauerfrost oder im Norden und in der Mitte Deutschlands bei bis zu vier Grad herrschen. Nur an der Küste sorgt ein starker Nordwind für kühle Luft.

Der Flughafen Hahn im Hunsrück.
Der Flughafen Hahn im Hunsrück.

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Dass die Eisflächen im Land nach wie vor eine Gefahr darstellen, verdeutlichte ein Jäger in Fridingen bei Tuttlingen. Als Warnung stellte er einen tiefgefrorenen Fuchs ausgestellt. Das Tier sei ins Eis der Donau eingebrochen, ertrunken und dann eingefroren, berichtete Franz Stehle am Freitag. "Wir haben den Eisblock mit dem Fuchs am 2. Januar herausgesägt und als Mahnung auf dem Hof des Jägerhauses zur Schau gestellt." Dass Tiere in der Nähe in der vereisten Donau einbrechen, sei gar nicht so selten, berichtete Stehle aus seiner Jägerpraxis. "Einmal habe ich ein tiefgefrorenes Reh entdeckt, Wildschweine in den letzten 40 Jahren schon drei, vier Mal." (dpa/AFP)

Dieser Fuchs war auf dem dünnen Eis der Donau eingebrochen und ertrunken. Jäger sägten den Eisblock heraus.
Dieser Fuchs war auf dem dünnen Eis der Donau eingebrochen und ertrunken. Jäger sägten den Eisblock heraus.

© dpa

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