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So inszeniert er sich gerne. Kim Dotcom zwischen Frauen auf seiner Party in Coatsville bei Auckland.

© Reuters

"Mega": Fette Party mit Kim Dotcom für die neue Tauschbörse für Film und Musik

Der deutsche Internetunternehmer feiert sein Comeback und fordert mit seiner neuen Plattform seinen Erzfeind USA heraus. Dabei lässt er es gewaltig krachen.

Von Andreas Oswald

Leise Töne lagen ihm noch nie - das beweist er schon im Interview. Wo immer Kim Dotcom auftaucht, lässt er es gewaltig krachen. In seiner Heimat Deutschland ist er noch als Kim Schmitz bekannt, während der Dotcom-Blase war er gern gesehener Gast auf einschlägigen Partys mit Dieter Bohlen. Gerne ließ sich der schwer Übergewichtige mit Frauen im Pool fotografieren, neidisch beäugt von Freunden. Irgendwann hat er sich nach Neuseeland abgesetzt, wo er als erfolgreicher Unternehmer und Wohltäter gefeiert wird. Der Mann hatte die USA herausgefordert, FBI und US-Justiz gingen mit großem Aufwand gegen ihn vor, weil seine erfolgreiche Internetplattform „Megauploads“ weltweit für jeden unentgeltlich Musik und Filme zugänglich machte. Illegal, wie die US-Justiz sagt. Vor einem Jahr wurde er auf ihren Antrag hin in Neuseeland spektakulär festgenommen. Irgendwie hat er es geschafft, wieder freizukommen, und jetzt fordert er die USA ein zweites Mal heraus. Am Wochenende stellte er auf einer Riesenparty seine neue Plattform vor, auf der ebenfalls Musik und Filme gespeichert und ausgetauscht werden können. Aber diesmal will der 39-Jährige eine technische Vorkehrung eingebaut haben, die ihn juristisch schützt, aber weiter den Austausch von Inhalten ermöglicht.

„Mega“ heißt der neue Dienst, angeblich sollen sich innerhalb weniger Stunden mehr als eine halbe Million Nutzer angemeldet haben. Der Trick: Alle Daten werden vor dem Hochladen verschlüsselt, so dass niemand Einblick bekommt, auch keine Fahnder aus den USA. Offenbar haben Kim und seine Leute einen technischen Vorsprung, bei dem selbst hoch spezialisierte FBI-Leute nicht hinterherkommen. Nutzer können ihre Daten Freunden und Bekannten gezielt freigeben. „Schutz der Privatsphäre“ ist vordergründig das offizielle Ziel, in Wirklichkeit schützt diese Maßnahme den Betreiber der Plattform vor juristischer Verfolgung und wälzt die Schuld von Urheberrechtsverletzungen auf die Nutzer ab. Die wiederum können nicht verfolgt werden, weil das FBI die Verschlüsselung nicht knacken kann.

Das Ergebnis ist, wenn das Konzept aufgehen sollte, eine Riesenblamage für die USA, die nichts unversucht gelassen hatten, ihn ins Gefängnis zu bringen. Sein Fehler war es offenbar gewesen, damals die Server von „Megauploads“ unter anderem in den USA stationiert gehabt zu haben, ein Fehler, den er diesmal wohlweislich vermied. So können die USA seine Server nicht mehr so einfach abschalten, wie sie es vor einem Jahr mit „Megauploads“ getan hatten.

Mit seiner Riesenparty am Wochenende ließ er es im wahrsten Sinne des Wortes krachen. Maori tanzten bei der Bühnenshow in der Nähe von Auckland, stolz präsentierte er sich im Scheinwerferlicht unter vielen Frauen, wie auf Youtube zu sehen ist. Als Antiterrorkommandos verkleidete Schauspieler stellten die Razzia vom letzten Jahr nach, Helikopter flogen mit lautem Getöse ein, bis Kim Dotcom mit einem lauten „Stop“ das Ganze beendete und laut lachte.

Wird ihm das Lachen bald vergehen? Das Auslieferungsverfahren in Neuseeland ist noch nicht ausgestanden, sollte er in die USA abgeschoben werden, droht ihm dort eine jahrzehntelange Haftstrafe.

Aber noch residiert er in seinem Multimillionenanwesen bei Auckland. Er hat geheiratet und inzwischen fünf Kinder. Seine teuren Autos hat ihm die Justiz als Pfand abgenommen, als sie ihn freiließ.

Fotos zeigen ihn bereitwillig und breitbeinig vor seinem Anwesen, als könnte ihm niemand Angst machen. Eines scheint klar zu sein: Entweder der Mann verbringt die nächsten Jahrzehnte in einem US-Hochsicherheitstrakt, oder er geht als erfolgreichster Internetunternehmer, der die USA in die Knie gezwungen hat, in die Geschichte ein.

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