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Panorama: Meister der Show

Charmant, weltläufig und manchmal ein wenig unseriös: Zahi Hawass ist der mächtigste Archäologe Ägyptens

Zahi Hawass ist überall. Er hastet über die staubigen Ausgrabungsstätten von Gizeh, hetzt durch Katakomben-Gänge und keucht lange Treppen in Pyramiden hinauf – und das stets mit seinem unverkennbaren Hut. Mit seiner mächtigen Nase, dem breiten Gesicht und den dicken Augenbrauen sieht er aus wie die Verkörperung des Ägypters. Dazu passt, dass er am liebsten als Cheops wiedergeboren werden würde. Welchen anderen Wunsch kann der oberste Altertumshüter Ägyptens haben?

Hawass ist nicht nur für die bedeutensten Altertümer der Welt verantwortlich. Er ist auch Wissenschaftler, Politiker, Verkäufer, Lehrer, Magier und ein großes Showtalent. Davon konnten sich nun Zuschauer in 141 Ländern überzeugen, in die der amerikanische Fernsehsender „National Geographic Channel“ die Entdeckung einer Kammer im Südschacht der Cheops-Pyramide und das Eröffnen eines Sarkophags übertrug. Wenn über das alte Ägypten, über Mumien, Pyramiden und Pharaonen berichtet wird, dann kann Hawass nicht fehlen. Auch wenn am gestrigen Dienstag der ansonsten so weltläufige und charmante Hawass ein wenig angestrengt wirkte.

Hawass’ Passion für das Altertum wirkt ansteckend. Neugier strömt aus jeder seiner Poren. In Ägypten ist er längst eine Berühmtheit und als „Dr. Zahi“ bekannt. Aber Hawass zieht auch Kritik von Kollegen auf sich. Die Archäologie ist ein eher elitäres Fach. Ihre Vertreter spekulieren ungern und verschmähen die lauten Töne. Hawass ist da anders, eben manchmal ein bisschen laut und an der Grenze zum Unseriösen. Er versucht, die Menschen für das Altertum zu gewinnen, und dabei ist er auch schon ein inoffizieller Botschafter seines Landes geworden.

Der heute 55-jährige Hawass ging 1980 an die Universität von Pennsylvania in Philadelphia, um dort sieben Jahre zu studieren und zu promovieren. Damals hatte er schon eine wichtige Position in der ägyptischen Antikenverwaltung. Nach seiner Rückkehr machte er weiter Karriere und wurde schließlich 2002 Direktor der Antikenverwaltung. Hawass strukturierte das Gizeh-Areal neu und versuchte den mannigfachen Gefahren vorzubeugen, wie sie von den Touristenströmen ausgehen

„Pyramidioten“ nennt Hawass all die Leute, die übersinnliche Pänomene und außerirdische Machenschaften mit den Pharaonengräbern in Verbindung bringen, und die ihn zahlreich plagen. Er grenzt sich von allen esoterischen Tendenzen ab.

Hawass’ größte Errungenschaft als Ausgräber war die Entdeckung eines großen Friedhofs, der vor 4500 Jahren für die Erbauer der Pyramiden angelegt wurde. Auslöser der Grabungen war ein Pferd, geritten von einem amerikanischen Touristen. Ein Huftritt des Tieres hatte ein Mauerfragment freigelegt.

Hawass begann zu graben, und was er fand, bestätigte ein ganz neues Bild des alten Ägypten. Noch der Historiograph Herodot hatte 500 v. Chr. geschrieben, die Pyramiden seien von Sklaven gebaut worden. Zu Herodots Zeiten waren diese Bauwerke aber bereits 2000 Jahre alt. Hawass Funde zeigten: Die Erbauer waren respektierte Arbeiter mit eigenen Grabstellen. Und Hawass’ amerikanischer Kollege Mark Lehner förderte eine Siedlung ans Licht, in der die angeblichen Sklaven sogar hervorragend verpflegt wurden: Die Pyramide schuf eine Gemeinschaft, am Ende gar einen Staat. Und Hawass ist heute sein Botschafter.wez

Zahi Hawass im Internet:

www.guardians.net/hawass

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