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Memoiren gestoppt: Holocaust-Romanze erfunden und verkauft

Oprah Winfrey nannte es die "größte Love-Story, die wir jemals im Fernsehen erzählt haben". Doch die Geschichte des KZ-Häftlings Rosenblat, der Jahre später seine damalige "Retterin" in den USA heiratete, ist frei erfunden. Verfilmt wird sie trotzdem.

In den USA hat sich eine anrührende Liebesromanze aus einem NS-Konzentrationslager als frei erfunden entpuppt. Der Hauptakteur, Herman Rosenblat, räumte laut "New York Times" vom Montag ein, sich die Geschichte für seine Autobiografie ausgedacht zu haben. Der Verlag Berkley Books stoppte daraufhin die für Anfang Februar geplante Veröffentlichung der "Memoiren" in letzter Minute.

Der 79-Jährige hatte behauptet, während seiner Haft in einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald habe ihm ein neunjähriges Bauernmädchen Äpfel über den Zaun geworfen. Zwölf Jahre später habe er die Polin bei einem "Blind Date" in den USA wiedererkannt und kurz darauf geheiratet. Korrekt ist: Dieses Jahr feierte das Ehepaar Rosenblat Goldene Hochzeit.

Rosenblat wollte Menschen glücklich machen

Die amerikanische Talkshow-Queen Oprah Winfrey, die Rosenblat zwei Mal in ihre Sendung einlud, nannte die Geschichte die "größte Love-Story, die wir jemals im Fernsehen erzählt haben". Erst als Zeitzeugen und Familienmitglieder Zweifel an der Romanze anmeldeten, räumte Rosenblat seine Erfindung ein. "Ich wollte Menschen glücklich machen", sagte der 79-Jährige.

Der Berkley-Verlag, der zur Penguin-Gruppe gehört, kündigte an, er werde wegen "neuer Informationen" auf die geplante Veröffentlichung des Buches "Engel am Zaun" verzichten. Der Filmproduzent Harris Salomon, der eine Kinoversion der Geschichte plant, will an seinem Projekt festhalten, aber die Romanze als erfunden ausweisen. Rosenblat habe zugesagt, seinen Verdienst für Holocaust-Überlebende zu spenden, hieß es.

Amerikanische Verlage sind schon mehrfach gefälschten Geschichten aufgesessen. Erst in diesem Jahr hatte sich herausgestellt, dass die angeblichen Lebenserinnerungen eines weißen Mädchens in einer armen schwarzen Familie in einem Ghetto von Los Angeles frei erfunden waren. (jg/dpa)

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