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Milchpulver

© AFP

Milchpulverskandal: 13.000 Kinder in Krankenhäuser eingeliefert

Der Skandal um verseuchtes Milchpulver weitet sich aus. Die offizielle Zahl hat sich bereits verdoppelt. Bislang ging Peking nur von der Hälfte an infizierten Kindern aus. Währenddessen machen die Handelspartner ihre Grenzen dicht.

In China sind fast 13.000 Kleinkinder in Krankenhäuser eingeliefert worden, weil sie Milch aus verseuchtem Milchpulver getrunken hatten. Wie das chinesische Gesundheitsministerium am Sonntag laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua mitteilte, wurden bislang 12.892 Kinder in Krankenhäuser eingeliefert. Mehr als hundert dieser Kinder seien schwer erkrankt.  Vier Kinder starben bereits an dem vergifteten Milchpulver. 1579 Kinder seien genesen und wieder nach Hause zurückgekehrt.

Chinesische Regierung kündigt harte Strafen an

Bislang hatten die chinesischen Behörden von mehr als 6200 an Milchpulver erkrankten Kindern gesprochen. Vier Babys starben bereits. In dem Milchpulver war Melamin gefunden worden. Die Industriechemikalie führt zu schweren Nierenerkrankungen. Neben Babymilchpulver wurde Melamin auch in Frischmilch, Joghurt und anderen Milchprodukten gefunden. Die chinesische Regierung kündigte am Wochenende schärfere Kontrollen sowie harte Strafen für die Verantwortlichen an. Im Skandal um verseuchte Milchprodukte will die chinesische Regierung hart durchgreifen.

Der Staatsrat kündigte am Samstag drastische Strafen für die Verantwortlichen und schärfere Kontrollen in der Milchindustrie an, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Präsident Hu Jintao warf Parteikadern schwere Versäumnisse vor. Sie hätten den Sinn für "Prinzipien, Allgemeinwohl und Verantwortung" verloren, sagte Hu laut staatlicher "Volkszeitung".

Verseuchtes Milchpulver fordert Opfer in Hong Kong

Die chinesischen Verbraucher sind in heller Aufregung, seit die Industriechemikalie Melamin zunächst in Milchpulver für Babynahrung und schließlich auch in Milch, Joghurt und Eis der drei größten Milchproduzenten des Landes entdeckt worden war. Durch den Stoff soll ein höherer Eiweißgehalt vorgetäuscht werden.

Erstmals wurde am Wochenende ein Krankheitsfall aus der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong bekannt. Dort diagnostizierten die Ärzte einen Nierenstein bei einem dreijährigen Mädchen, das über 15 Monate lang Milch aus dem verseuchten Pulver zu trinken bekam. Etliche besorgte Eltern brachten weiterhin ihre Kinder zur Untersuchung in Krankenhäuser.

Nestlé gerät in die Schlagzeilen

Nach Singapur stellten auch Malaysia, Brunei, Tansania und Gabun den Import und den Verkauf von chinesischer Milch ein. Birma kündigte an, importiertes Milchpulver beschlagnahmen und vernichten zu lassen. Eine japanische Firma rief tausende Brötchen zurück, die mit Milch aus China gebacken worden waren.

Birma kündigte an, es werde importiertes Milchpulver beschlagnahmen und vernichten lassen. Eine japanische Firma rief tausende Brötchen zurück, die mit Milch aus China gebacken worden waren. Nach Berichten über angeblich mit Melamin verunreinigtes Babymilchpulver von Nestlé in Hongkong versicherte der Schweizer Lebensmittelkonzern in Genf, seine Produkte seien unbedenklich.

Über Drittstaaten könnte Milchpulver in die EU gelangen

In europäischen Ländern wurde nach Angaben der französischen EU-Ratspräsidentschaft bisher keine Milch aus China entdeckt. Seit 2002 gilt ein Importverbot für Milchprodukte aus der Volksrepublik. Obwohl die Europäische Union vor sechs Jahren ein Importverbot gegen China verhängte, ist laut EU-Kommission nicht auszuschließen, dass die Produkte über Drittstaaten nach Europa gelangen. Die Einfuhrmengen nach Deutschland seien vernachlässigbar gering, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller, im rbb-Inforadio. Deutschland habe vielmehr "Milch nach China gepumpt", erläuterte Müller. (ml/AFP)

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