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Menschen in Karachi, Pakistan, kühlen sich mit Wasser ab, das aus einem Loch in einer Pipeline schießt. Bisher sind bei der Hitzewelle mehr als tausend Menschen ums Leben gekommen.

© REUTERS

Millionenstadt Karachi besonders betroffen: Pakistan: Mehr als tausend Tote durch Hitzewelle

Mehr als 1000 Menschenleben hat eine Hitzewelle in Pakistan bisher gefordert. Sinkende Temperaturen brachten nun Entspannung - und ein konservativer muslimischer Kleriker erlaubte Ausnahmen beim Fasten während des Ramadan.

Die Zahl der Hitzetoten im Süden Pakistans ist auf mehr als tausend gestiegen. Krankenhäuser und Nichtregierungsorganisationen, die mit weiteren Opfern rechneten, gaben die jüngsten Zahlen am Donnerstag bekannt. In der Region herrschen seit Tagen Extrem-Temperaturen, besonders schwer betroffen ist die Hafenstadt Karachi, wo tagelang bis zu 45 Grad Celsius gemessen wurden. Erst seit Mittwoch gehen die Temperaturen wieder leicht zurück.

Die meisten Opfer in Karachi starben nach Angaben von Ärzten an Hitzeschlägen. Besonders gefährdet sind die vielen Armen in der 20 Millionen Einwohner zählenden Metropole sowie Menschen, die im Freien arbeiten. Derzeit ist Ramadan, und während des islamischen Fastenmonats dürfen die Gläubigen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen oder trinken. Im Nachbarland Indien hatte es im Mai eine Hitzewelle gegeben, in deren Verlauf rund 2000 Menschen starben.

Ramadan-Regeln gelockert

Ein kühler Wind drückte am Mittwoch die Werte von 45 auf 36 Grad. Die strengen Fastenregeln des Ramadan wurden etwas gelockert. Gläubige Muslime essen und trinken während des islamischen Fastenmonats von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts, die hohen Temperaturen sind für Fastende besonders gefährlich. Ein führender Religionsgelehrter in Karachi stellte daher klar, dass der Islam älteren, kranken oder schwachen Menschen erlaube, das Fasten in solchen Extremsituationen auszusetzen. „Die Menschen sollten ihr Leben nicht für eine religiöse Verpflichtung riskieren“, sagte Mufti Naeem. Der Kleriker folgt der wahabitischen Interpretation des Islam, die den Koran sehr streng auslegt. Sein Erlass kam daher für viele Pakistaner unerwartet.

Allein in der Hafenstadt Karachi seien etwa 780 Menschen gestorben, sagte der Gesundheitsminister der Provinz Sindh. Die Zahl der Hitzeopfer könnte trotz der Abkühlung noch steigen, sagte Ijaz Afzal, ein Mitarbeiter der örtlichen Gesundheitsbehörde. „Wir zählen noch immer die Toten.“ Tausende Menschen werden weiter in Krankenhäusern behandelt. Auf Fernsehbildern waren völlig überfüllte Hospitäler zu sehen, Menschen lagen auf dem Fußboden und in den Gängen. In Karachi wurde der Rest der Woche für arbeitsfrei erklärt, um die Einwohner nicht zu gefährden, wie Provinzregierungschef Qaim Ali Shah sagte.

Militär und zivile Rettungsdienste richteten Dutzende provisorische Lager für die medizinische Versorgung der Menschen ein. Der pakistanische Wetterdienst hatte schon für Dienstagabend den langerwarteten Regen der Vormonsunzeit angekündigt. Die Gewitterschauer erreichten aber nur die nördlichen und mittleren Teile des Landes. Extreme Hitze fordert in Südasien immer wieder Menschenleben. Erst im April und Mai starben bei einer Hitzewelle in Pakistans Nachbarland Indien knapp 2500 Menschen. (dpa, AFP)

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