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© dpa

Minneapolis: Mängel an Unglücksbrücke schon seit Jahren bekannt

Seit den 90er Jahren war bekannt, dass die Brücke "schwere strukturelle Mängel" hatte. Der Gouverneur von Minnesota hatte nach dem Unglück noch erklärt, nach der letzten Untersuchung habe es keine gravierenden Schäden gegeben.

Nach dem schweren Brückenunglück in den USA haben Berichte über die bereits in den 90ern bekannten schweren Mängel des Bauwerks für Empörung gesorgt. Schon damals stellten die Behörden fest, dass die achtspurige Autobahnbrücke in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota "schwere strukturelle Mängel" hatte, wie bekannt wurde. Wegen der schwierigen Bedingungen konnten die Rettungskräfte gestern nur eine weitere Leiche bergen. Damit stieg die Zahl der Toten des Unglücks vom Mittwoch auf mindestens fünf.

Die Sorge über den Zustand der Autobahnbrücke sei so groß gewesen, dass staatliche Behörden die Verstärkung der Konstruktion durch Stahlplatten geplant hätten, berichtete die Zeitung "Minneapolis Star Tribune". Dies sei aber später verworfen worden aus Furcht, die Brücke dadurch zu destabilisieren. Bundesinspektoren stellten laut dem Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, im Jahr 2005 "strukturelle Mängel" an der Stahl- und Betonkonstruktion fest. Verantwortlich für die Reparatur sei der Staat gewesen. Der Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, hatte am Mittwoch erklärt, die 40 Jahre alte Brücke sei zuletzt 2006 untersucht worden. Dabei habe es keine Hinweise auf "strukturelle Mängel" gegeben.

Bröckelnde Infrastruktur

Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, bezeichnete das Unglück als notwendigen "Weckruf" für sein Land. "Wir haben eine Infrastruktur, die immer weiter zerfällt." Mitte Juli hatte die gewaltige Explosion einer aus den 20er Jahren stammenden Dampfleitung in New York für Aufregung gesorgt. Die Senatorin von Minnesota, Amy Klobuchar, forderte eine genaue Untersuchung der Unglücksursache. "Eine Brücke in Amerika darf nicht einfach so zusammenbrechen." Der Ingenieursverband der USA hatte in einem Bericht vor zwei Jahren gewarnt, dass zwischen 2000 und 2003 mehr als 27 Prozent der fast 600.000 Brücken im Land als strukturell mangelhaft oder in der Funktionsweise eingeschränkt bewertet worden waren.

Die Suche nach den Vermissten kam nur zäh voran. Allen Anstrengungen zum Trotz konnten die Suchmannschaften gestern nur eine einzige Leiche bergen, wie ein Polizist mitteilte. Der Mann sei in einem Auto eingeklemmt gewesen, das mitsamt der Asphaltdecke der Brücke in den Mississippi gestürzt sei. Laut der "Minneapolis Star Tribune" wurden noch mindestens acht Menschen vermisst. Die Polizei schätzte die Zahl der Vermissten aufgrund der betroffenen Fahrzeuge auf 20 bis 30. Mindestens 79 Menschen wurden bei dem Unglück verletzt.

Laura Bush reist zur Unglücksstelle

Die 20 Meter hohe Brücke war am Mittwoch im abendlichen Berufsverkehr plötzlich eingebrochen und hatte Menschen und etwa 50 Fahrzeuge ohne Vorwarnung in die Tiefe gerissen. Zum Zeitpunkt des Unglücks wurden kleinere Reparaturarbeiten an der Brücke ausgeführt, daher war nur jeweils eine Spur befahrbar gewesen. Die Rettungsmannschaften hatten keine Hoffnung mehr, eines der Opfer lebend bergen zu können. Sie sahen mehrere in ihren Fahrzeugen oder unter Beton verkeilte leblose Körper, konnten aber wegen der reißenden Flussströmung und der instabilen Brückenreste nicht zu den Opfern vordringen.

Am Freitag wurde die Frau von US-Präsident George W. Bush, Laura, in Minneapolis erwartet. Der Präsident wollte sich am Samstag ein Bild von der Lage vor Ort verschaffen. Bush sprach gestern in einer ersten Reaktion auf das Unglück von einer "schrecklichen Situation". Er sagte rasche finanzielle Hilfe des Bundes für die Opfer des Einsturzes und den Wiederaufbau der Brücke zu. Verkehrsministerin Mary Peters kündigte eine erste Hilfszahlung in Höhe von fünf Millionen Dollar zur Räumung der Brücke an. (mit AFP)

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