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Missbrauchfälle: Eklat in Bad Tölz wegen pädophilen Pfarrers

In einer Messe in Bad Tölz lässt sich ein Priester vertreten. Durch Medienberichte war aufgedeckt worden, dass er wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraft ist. Die Gläubigen reagierten verstört.

Mit Wut und Empörung haben Gläubige in Bad Tölz auf die Enttarnung ihres Pfarrers als Kinderschänder reagiert. Bei einem Gottesdienst am Sonntag kam es laut der "Süddeutschen Zeitung" zum Eklat.

Der Priester hatte sich bei der Messe durch seinen Kollegen Rupert Frania vertreten lassen. Dieser sprach in der Predigt davon, dass im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen "momentan ein wenig einseitig" zum Nachteil der Kirche aufgelistet werde. Daraufhin stand dem Bericht zufolge ein Mann auf und schrie: "Ich kann das nicht hören. Sie können doch jetzt nicht mehr ablenken." Einige andere Gläubige klatschten.

Missbrauchsfälle waren bekannt

Der Mann habe dann noch erzählt, dass der Pfarrer ihn und seine Freundin eigentlich demnächst kirchlich trauen sollte, berichtete die Zeitung weiter. Erst aus den Medien habe er erfahren, dass der Geistliche wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraft ist. Einige Gläubige verließen den Gottesdienst vorzeitig.

Die Zeitung hatte am Freitag berichtet, dass der Pfarrer nach Missbrauchsfällen in Essen 1980 nach München versetzt worden war. Damals entschied der heutige Papst als Erzbischof von München und Freising mit, dass dem Mann Unterkunft in einem Pfarrhaus gewährt wurde, damit er eine Therapie machen konnte. Allerdings wurde der Geistliche dann aber vom damaligen Generalvikar Gerhard Gruber wieder als Gemeindepfarrer eingesetzt. Ratzinger ging 1982 als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom.

Ab 1987 wieder in Gemeinde tätig

Der Pfarrer verging sich in der Gemeinde Grafing an Minderjährigen und wurde dafür im Juni 1986 zu 18 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Noch im selben Jahr setzte ihn das Erzbistum in einem Altenheim ein. Von Oktober 1987 bis September 2008 war der Pfarrer dann in Garching/Alz sogar wieder in einer Gemeinde tätig.

2008 wurde er nach neuen Hinweisen auf seine Pädophilie und auf der Grundlage eines forensischen Gutachtens von Erzbischofs Reinhard Marx als Kur- und Tourismusseelsorger nach Bad Tölz versetzt. "Ihm wurde zur Auflage gemacht, dass er keine Kinder-, Jugend- und Ministrantenarbeit mehr machen dürfe", heißt es im Bericht des Bistums. ddp

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