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Panorama: Mission Impossible

U-Boot versucht Lecks in gesunkener „Prestige“abzudichten

Das französische Spezial-U-Boot „Nautile“ hat nun den wohl schwierigsten Auftrag seines 18-jährigen Tiefseelebens erhalten: Das Unterseeboot versucht seit dem gestrigen Donnerstag 3500 Meter unter der Oberfläche des Atlantiks, jene Lecks des Tankerwracks abzudichten, aus denen seit vier Wochen große Mengen Schweröl fließen.

Die Reparatur-Mission gilt als gefährlich und als ein technisches Pionierunternehmen, mit dem Zeit gewonnen werden soll: „Früher oder später“, warnen Experten, „werden die Tanks wieder aufplatzen.“ Doch vorher, hoffen Optimisten, liegt ein Plan vor, um das Öl aus dem Tanker „Prestige“ zu bergen. Auch diese Bergung gilt bisher als „unmögliche Mission": Noch nie ist in einer solchen Meerestiefe Öl aus einem Tankschiff abgepumpt worden. Deswegen prüft eine von Spaniens Regierung beauftragte Kommission zwei weitere Möglichkeiten: Eine davon ist die Sprengung des Wracks, um einen „kontrollierten“ Ausfluss des gesamten Öls zu erreichen, das dann an der Oberfläche bekämpft werden könnte. Der andere Plan sieht die Einbetonierung der Wrackteile in einem gigantischen Zementsarg vor.

Wieviel Schweröl noch in den Tanks des Schiffes blubbert, weiß niemand genau: Die „Prestige“ hatte 77 000 Tonnen geladen. Davon sind den Schätzungen zufolge bereits 30 000 bis 50 000 Tonnen ausgetreten, die die größte Ölpest in der spanischen Geschichte verursacht haben. Es könnte aber noch schlimmer kommen: Bei früheren Tauchgängen fand die „Nautile“ vierzehn Lecks in den Tanks, aus denen täglich mehr als 100 Tonnen Öl in den Atlantik strömt. Den Berechnungen zufolge wird das Öl noch monate- oder jahrelang in den Atlantik fließen und Meer wie Küste verseuchen – wenn nichts unternommen wird.

Deswegen ordnete Spaniens Regierungschef Jose Maria Aznar das nahezu Unmögliche an: Die Versiegelung der Löcher im „Prestige"-Rumpf. „Es ist leichter, auf dem Mond etwas zu reparieren, als in 3500 Meter Meerestiefe“, sagt skeptisch der Meeresgeologe Toni Carafat. Auch das französische Ozeanforschungsinstitut Ifremer, Eigner des nur acht Meter langen Titan-U-Bootes, beurteilt den Auftrag vorsichtig: „Wir wollen die dreiköpfige Besatzung nicht gefährden.“ Aber, fährt der Sprecher fort: „Wir können es schaffen.“ Vergangene Woche konnte die mit Greifarmen ausgestattete „Nautile“ bereits einen Riss provisorisch stopfen. Innerhalb eines Monats sollen nun die meisten übrigen Löcher im Tank notdürftig geflickt werden.

Ralph Schulze[La Coruña]

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