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Panorama: Missverhältnis der Geschlechter: Chinas Männer - schwer vermittelbar?

Chinesischen Männern droht in einigen Jahren ein Frauenmangel. Auf je 100 neugeborene Mädchen kommen derzeit in China 117 Jungen, sagte der Chef der staatlichen Statistikbehörde, Zhu Zhixin, am Mittwoch in Peking bei der Vorstellung der ersten Ergebnisse der landesweiten Bevölkerungszählung.

Chinesischen Männern droht in einigen Jahren ein Frauenmangel. Auf je 100 neugeborene Mädchen kommen derzeit in China 117 Jungen, sagte der Chef der staatlichen Statistikbehörde, Zhu Zhixin, am Mittwoch in Peking bei der Vorstellung der ersten Ergebnisse der landesweiten Bevölkerungszählung. Damit werden pro Jahrgang fast ein Fünftel mehr Jungen als Mädchen geboren. Die Differenz sei ein "ernstes Problem" für Chinas Entwicklung, erklärte Zhu.

Dem Zensus zufolge leben in der Volksrepublik China 1,266 Milliarden Menschen - das entspricht rund einem Fünftel der Menschheit. Chinas Ein-Kind-Politik habe das rapide Bevölkerungswachstum "unter eine effektive Kontrolle gebracht", sagte Zhu. Seit der letzten größeren Zählung 1990 nahm die Bevölkerung um 132,2 Millionen Menschen zu. Die jährliche Zunahme wurde auf 1,07 Prozent gesenkt - Chinas Bevölkerung wächst damit weniger als halb so schnell wie die Indiens. Ein Problem der chinesischen Bevölkerungskontrolle ist jedoch das wachsende Ungleichgewicht zwischen neugeborenen Jungen und Mädchen. Das normale Verhältnis neugeborener Mädchen zu Jungen in der Welt beträgt 100 zu 103.

Für Millionen chinesischer Jungen bedeutet die Entwicklung, in Zukunft womöglich nicht heiraten zu können. Verschärft wird das Geschlechtermissverhältnis dadurch, dass in China die Sterblichkeit unter Kindern bis zu fünf Jahren bei Mädchen höher ist als bei Jungen. Im Rest der Welt ist es genau umgekehrt. Im Erwachsenenalter ist das Geschlechterverhältnis dann ungefähr ausgeglichen.

Als Gründe für die schwindenden Mädchengeburten nannte Zhu die traditionelle Bevorzugung von Jungen in der chinesischen Gesellschaft und die Rolle der Kinder als Alterssicherung für Bauern auf dem Land. Trotz Verbots lassen viele Bauern mit Ultraschall das Geschlecht ihrer Babies feststellen - Mädchen werden dann häufig abgetrieben. Pekings offizielle Bevölkerungsstatistiken werden von ausländischen Wissenschaftlern angezweifelt. Die tatsächliche Bevölkerungszahl wird auf bis zu 1,5 Milliarden geschätzt. Aus Angst vor behördlichen Strafen hatten Millionen Chinesen sich dem Zensus entzogen oder falsche Angaben gemacht. Allein in der Provinz Hunan wurden im ersten Zähldurchlauf zehn Millionen Menschen übersehen.

Harald Maas

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