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Panorama: Mit beschränkter Wirkung

Wer sich impfen lässt, will auf der sicheren Seite sein. Das gilt nicht zuletzt für Impfungen gegen Hepatitis A, im Volksmund: Gelbsucht.

Wer sich impfen lässt, will auf der sicheren Seite sein. Das gilt nicht zuletzt für Impfungen gegen Hepatitis A, im Volksmund: Gelbsucht. Unter guten hygienischen Verhältnissen ist das Virus hierzulande kaum verbreitet. Bei Reisen in südliche Länder jedoch empfiehlt sich die Impfung.

Möglicherweise aber ist der Schutz aufgrund einer Panne bei der Produktion des Impfstoffes "Vaqta" nicht ausreichend. Ein Teil der Spritzen enthielt unwirksames Serum, teilte die Pharmafirma Aventis Pasteur MSD Ärzten in einem Warnbrief mit.

"Es gibt keinen Grund zur Panik", sagt Susanne Stöcker, Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI); das Bundesamt im hessischen Langen ist für die Überwachung von Impfstoffen zuständig. Dabei ist die Zahl der mit Vaqta Geimpften so klein nicht. Seit 1996 sei etwa eine Million Dosen verkauft worden, wie Michael Kölsch, Sprecher von Aventis, dem Tagesspiegel sagte. Da zwei Dosen benötigt werden, dürften 500 000 Menschen mit Vaqta geimpft worden sein.

"Es sind nur einige wenige Spritzen betroffen", sagt Kölsch. Die Panne ereignete sich demnach in der Londoner Abfüllstation der Firma Merck, die den Impfstoff in einem Joint-Venture mit Aventis Pasteur produziert. Eine geringe Menge der Chemikalie Wasserstoffperoxid, mit dem die Einmal-Spritzen äußerlich desinfiziert werden, sei vermutlich ins Innere gelangt. Das starke Oxidationsmittel könne den Impfstoff nach und nach inaktiviert haben.

Das hält auch Stöcker für wahrscheinlich. Fest steht, dass das Hepatitis-Serum anfangs intakt war. Denn das Bundesamt überprüft die korrekte Produktion der Impfstoffe. Der Werdegang jeder einzelnen Charge muss vom Hersteller dokumentiert, etwaige Probleme müssen vermerkt werden. Zusätzlich prüft das Institut in Stichproben Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Charge.

Ungeeigneter Impfstoff kann den amtlichen Prüfern demnach nur schwer durchs Netz gehen. "Die Vaqta-Spritzen sind erst im Laufe der Zeit unwirksam geworden", sagt Stöcker. "So etwas hat es bisher noch nie gegeben." Das im Impfstoff enthaltene Antigen, auf das der Organismus durch Bildung von Antikörpern reagiere, sei anscheinend durch Wasserstoffperoxid allmählich außer Gefecht gesetzt worden. Dies bestätigen die Analysen des Herstellers. Zwischen zehn und 100 Prozent Antigengehalt hätten sich in den Spritzen gefunden, erklärt Kölsch.

Jetzt sollten die Ärzte Patienten, die mit Vaqta geimpft wurden, benachrichtigen. Wer beunruhigt sei, könne eine Blutprobe abgeben, die im Münchner Max-von-Pettenkofer-Institut untersucht werde. Bei mangelhaftem Impfschutz könne der Patient erneut geimpft werden. Die Kosten für den Impfstoff und die Aufwendungen des Arztes übernimmt Aventis.

Wie wichtig ist eine Impfung gegen Hepatitis A überhaupt? Wer braucht sie? "Sie empfiehlt sich auf jeden Fall für Menschen, die in südliche Länder reisen", sagt Frank Bergmann, Infektionsspezialist am Berliner Uniklinikum Charité. Das Hepatitis-Virus wird durch Kot übertragen. Man spricht von einer "Schmutz- und Schmierinfektion".

Mangelnde Hygiene des Wassers und der Nahrung sowie das Benutzen von Fäkalien als Dünger fördern die Verbreitung des Virus. In Deutschland ist die Infektionsrate in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Genaue Zahlen gibt es nicht, da beispielsweise infizierte Kinder häufig gar keine Symptome haben. "Je älter man wird, um so heftiger sind in der Regel die Auswirkungen", sagt Bergmann.

Meist sind diese eher harmlos - es kommt zu Grippe-ähnlichen Symptomen, Augen und Haut werden gelb. Nur in Ausnahmefällen (einer von 1000 bis 10 000 Infizierten) droht ein "fulminanter Verlauf": Die Leber wird zerstört und kann ihre Entgiftungsfunktion nicht mehr erfüllen - was sogar tödlich sein kann.

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