zum Hauptinhalt

Panorama: Mit dem Berglöwen Rex gegen alle Gefahr

US-Kinder werden als

In jedem Land gibt es Menschen und Institutionen, die Spott auf sich ziehen – egal, was sie tun. In den USA ist das Ministerium für Heimatschutz ein sicherer Kandidat für die allabendlichen Comedy- Shows. Es hat auch mehr als genug Anlass geboten, nicht zuletzt bei der verspäteten Katastrophenhilfe für New Orleans nach dem Hurrikan „Katrina“. Unzählige Witze über das DHS (Department for Homeland Security) gab es schon kurz nach seiner Gründung als Reaktion auf den Terrorangriff vom 11. September 2001. Damals rief es die Bürger auf, sich mit Plastikfolie und Klebeband gegen mögliche Giftgasangriffe zu wappnen, um die Wohnungen abzudichten.

Auch der jüngste Vorstoß hat sogleich die Kabarettisten animiert. Das DHS hat eine Website speziell für Kinder eingerichtet, auf der sie lernen sollen, wie man sich auf Naturkatastrophen und Terrorangriffe vorbereiten kann. Rex, der Berglöwe – eine Comicfigur zwischen Wüstendress und Lederhosen –, schnürt mit seiner Frau Purrcila und Tochter Rory ein Überlebenspaket: Essen, Kleidung, Radio, Taschenlampe, Batterien. Der Kolibri Hector, Rorys Freund, zwitschert mit, als die Familie ihren Notfallplan aufstellt: Wohin kann man flüchten, wie hält man Kontakt und findet wieder zusammen? Kapitel drei macht die Kinder mit möglichen Gefahren vertraut: Tornados, Erdbeben, Großfeuer, Überflutung, Tsunamis, Hurrikans – erst an siebter Stelle folgt Terrorismus.

Da setzen die Spötter an. Kinder mit Comicfiguren auf Terrorangriffe vorzubereiten, das sei ungefähr so sinnvoll wie die lächerlichen Schulungen aus den 50er Jahren für den Fall eines Atomangriffs: „duck and cover“ – unter einen Tisch kriechen und den Körper mit großen Gegenständen abdecken. Eine Comic- Schildkröte diente damals als Sinnbild, die hat ihren Schild immer dabei.

„Vorbereitung ist die beste Gefahrenabwehr“, verteidigt DHS-Chef Michael Chertoff die Initiative „Ready Kids“. Sie sei eingebettet in andere „Ready“-Kampagnen seit 2003, die sich an spezielle Gruppen richten, zum Beispiel Geschäftsleute. Alle diese Initiativen gebe es auch in Spanisch, für die große Zahl der Einwanderer aus Lateinamerika. Zwei Milliarden Mal seien die Internetseiten seit 2003 angeklickt worden.

Die Regierung gibt für „Ready“ 2006 3,4 Millionen Dollar aus, hat aber 466 Millionen Dollar Spenden für die Kampagne bekommen. An 135 000 Schulen in den 25 größten Städten wurden Plakate verschickt, um für das Programm zu werben.

Die ersten Reaktionen sind positiv. In Chicago, berichtet die dortige „Tribune“, fühlten sich die Kinder an Smokey Bear erinnert, der seit den 40er Jahren vor Wildfeuern warnt. Und an McGruff the crime dog, der Kindern Rat gibt, wie sie vermeiden, Opfer von Entführungen, sexuellem Missbrauch und anderer Kriminalität zu werden.

Die Berglöwenfamilie hat Betsy Baytos gestaltet. Sie zeichnete zuvor für Disney, die „Muppet Show“ und arbeitete mit an dem Eisbären, den Coca-Cola als Werbefigur verwendet. Ein einprägsamer Slogan wie „duck and cover“ oder McGruff the crime dog wird noch gesucht.

Der Erfolg, sagen Sicherheitsexperten, wird sich daran zeigen, ob über „Ready Kids“ nur gelacht wird oder ob Schulen und Familien die Ratschläge befolgen. Denn trotz 9/11 und der jüngsten Hurrikans seien Amerikaner „ziemlich sorglos, was Katastrophen angeht“.

www.ready.gov/kids

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false