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Dokumentiert und im Internet verbreitet werden Fotos von der Gala – sofern sich denn eine Dame gefunden hat. Foto: Mario Tama/AFP

© AFP

Panorama: Mit dem Surfbrett zum Abschlussball

Was sich junge US-Männer einfallen lassen müssen, um eine Partnerin für den großen Abend zu finden.

Der Mai ist in Amerika für die Abschluss- Jahrgänge in der High School eine ganz besondere Zeit. Es ist „Prom“-Monat. Das finale Fest, der letzte große Ball in der vierjährigen High School-Laufbahn steht bevor. Und der Druck, das passende Date, die richtige Herzdame für den großen Abend zu finden, ist riesengroß. Nicht zuletzt deshalb liegt das „Promposal“ unter US-Teenagern dieser Tage sehr im Trend.

Promposal? Dahinter verbirgt sich die Wortmischung Prom (Abschluss) und Proposal (Antrag). Reichte es in der Vergangenheit, ein Mädchen in der Pause anzusprechen oder nach der Schule am Telefon zu fragen, ob sie mit zur „Prom“ gehen möchte, haben sich in Zeiten von Facebook, Youtube, Twitter und Instagram auch die Präsentation der kleinen Testläufe für die später im Leben anstehenden Heiratsanträge stark verändert.

Tristan Marsh ist ein 17-jähriger „Senior“ der Pacific Palisades High School in Los Angeles. Damit Annette, sein avisiertes „Prom“-Date, ihm und keinem potenziellen Nebenbuhler den Zuschlag zum Abschluss-Ball gibt, ließ sich der Athlet etwas ganz Besonderes einfallen.

Er paddelte mit seinem Surfboard hinaus auf den Ozean und hielt ein Plakat mit dem Spruch „Prom 2013“ in die Luft. Ein befreundeter Pilot flog mit einer gecharterten Privatmaschine über Tristan hinweg und filmte die Aktion. Via Youtube-Einladung klickte Annette schließlich auf das Filmchen. „Wie konnte ich danach noch Nein sagen, wenn sich jemand solche Mühen macht? Da kannst du nur zusagen“, sagte die Schülerin.

Mit Humor und Originalität versuchte Jonathan Senn, sein „Prom“-Date zu ergattern. Mitten in der großen Pause, vor den Augen von hunderten Mitschülern, führte Senn eine Art Chippendale-Tanz vor seiner Auserwählten vor. Nach einem gekonnten Striptease, Peinlichkeitsfaktor wohl einkalkuliert, stand er schließlich nur noch in einer goldschimmernden Unterhose vor Amanda. Als er ihr den Allerwertesten mit einem letzten Hüftschwung zudrehte, stand in großen Buchstaben das Wort „Prom“ auf dem letzten Stück Stoff, das er noch am Körper trug. Auf den ungewöhnlichen Einsatz angesprochen, erwiderte Senn: „Hey, du hast nur eine Chance, und deshalb willst du sichergehen, dass sie Ja sagt.“

Tatsächlich ist die „Prom“ längst zu einem Wettlauf um die originellste Idee geworden. Hunderte von kuriosen Anfragen, ob via Fallschirmsprung, per Mathegleichung oder in Form einer Schnitzeljagd für die gewünschte Partnerin, werden genauestens dokumentiert und mittels Internet hinaus in die Welt geschickt. Der heikle Nebeneffekt: Das Unternehmen „Promposal“ ist kein Unterfangen für arme Schüler. Eine „Prom“, sagt Vanessa Van Petten, eine selbsternannte Jugendforscherin, könne „dieser Tage weit mehr als 1000 Dollar kosten“. Und in diesem Preis ist der ausgefeilte Antrag noch nicht mit inbegriffen.

Immer mehr Schulen wie die Pacific Palisades High School fördern die Kultur der „Promposals“. Dahinter steht die Idee, dass sich „junge Männer endlich wieder wie echte Gentlemen benehmen und um die Gunst der Dame buhlen müssen“, sagt Van Patten. Doch der Erwartungsdruck wird immer mehr jungen Männern zum Verhängnis. Als Cleo Monrose von einem männlichen Mitschüler unlängst auf dem Nachhauseweg von der Schule gefragt wurde, ob sie mit ihm zum Schulball gehen wolle, fragte sie ihn, ob das alles sei, was er vorhabe, um sie zu überreden. „Ich möchte schon ein bisschen mehr umworben werden“, erklärte die 18-jährige Monrose, die jetzt auf „ein besseres Angebot“ wartet. Hilfe finden die jungen Männer natürlich längst auch im Internet. So wie die Top 10 der „Promposal“-Ideen mit Filmen aufgelistet sind, finden sich auch Vorschläge für dieses Jahr. Die Top 3 der besten zehn Vorschläge für 2013 lauten zum Beispiel: 1. Eine Spur mit Rosenblüten legen und an ihrem Ende im allerbesten Smoking auf die Dame mit einer weißen Rose warten. 2. Der Herzensdame ein Ständchen bringen – am besten mit einem selbst komponierten Lied. 3. Einen Flashmob mit einer einstudierten Show auf dem Schulgelände organisieren.

Nicht jedes „Promposal“ muss übrigens einer multimedialen Justin-Bieber-Performance gleichen. Es geht auch heute noch ganz einfach und sehr romantisch. Jason Blong zum Beispiel wollte unbedingt, dass seine Freundin Pilar mit ihm zur „Prom“-Nacht geht. Statt Feuerwerk und Privatflugzeug überredete Blong den Hausmeister der Footballanlage, ihm zu erlauben, nach Dienstschluss an der Mitellinie einen Tisch mit zwei Stühlen aufzubauen. Blong führte seine Auserwählte aufs Feld, zündete eine Kerze an und servierte ihr Selbstgemachtes. „Es war ein sehr romantischer Antrag“, erinnerte sich Pilar, die das Angebot selbstverständlich nicht ausschlagen konnte. Es sei einer jener Anträge gewesen, an die sich eine junge Frau ein Leben lang erinnern möchte, fügte sie hinzu. Den Test für den späteren Heiratsantrag hat Jason Blong damit wohl eindeutig bestanden.

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