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Panorama: Mit Federbusch und Halskrause

Heute feiert die Schweizer Garde ihr 500-jähriges Bestehen – nur die Uniform ist antiquiert

Immer sind es diese Momente. Minutenkurz, aber extrem angespannt: Der Papst betritt eine Kirche, oder er kommt in die Audienzhalle. Von allen Seiten recken sich ihm Hände und Handys entgegen, vor lauter Blitzlichtern ist es unmöglich, etwas zu sehen. Den Mann im weißen Habit lotst einer in schwarzem Zivil durchs Getümmel. Robuste Statur, leicht zusammengekniffene Augen, dunkler Blick, fester Schritt, die Stirn in Entschlossenheitsfalten. Angst, dass etwas passieren könnte? „Nein“, sagt er, „so ist es mir noch nie ergangen. Mit Angst könnte man auch gar nicht leben. Es ist eine Konzentrationsaufgabe. Eine recht intensive. Und überhaupt betrachte ich es als Privileg, immer an der Seite des Papstes zu sein, wenn er in der Öffentlichkeit auftritt.“

Elmar Mäder ist der oberste Bodyguard von Benedikt XVI. Knapp 43 Jahre ist er alt, studierter Jurist, Wirtschaftstreuhänder und, seit 2002, Kommandant der Schweizer Garde. Das sieht man ihm nicht an. Im Einsatz trägt Mäder nicht die farbenprächtige, fotogene Fantasieuniform der Schildwachen an den Vatikantoren. Er trägt den welteinheitlichen schwarzen Anzug aller Personenschützer. Heute allerdings, da wird Mäder ein blutrotes Samtwams überstreifen, den zweispitzigen Helm mit dem wallenden weißen Federbusch aufsetzen, die gefältelte Halskrause umbinden und sich in den blank polierten Brustpanzer zwängen, der an allen Ecken klemmt. „Das machen meine Männer auch. Und warum soll der Kommandant diese Last nicht auch tragen?“

Die Schweizer Garde bläst zu ihrem Jahreshauptfest. Etwa 30 neue Rekruten werden am heutigen Samstag schwören, dem Papst „mit ganzer Kraft zu dienen, und wenn es erheischt sein sollte, mein Leben für ihn hinzugeben“. Diesmal tun sie es nicht in einem Innenhof des Vatikan, diesmal marschieren sie auf dem Petersplatz auf. Denn dieses Jahr feiert die Schweizer Garde – wie der Petersdom und die Vatikanischen Museen – ihr fünfhundertjähriges Bestehen. Sie ist, so sagt man, die dienstälteste Armee der Welt.

Eigentlich ist der genaue Termin im Januar. Aber weil es im Januar kalt ist, wird der Jahrestag mit seinen Vereidigungen regelmäßig auf den 6. Mai gelegt. Und weil sich im 500. Jahr viele an den genauen Termin erinnert haben, wurde in diesem Jahr im Januar gefeiert – und heute ein weiteres Mal. Julius II., der „Cäsar“ auf dem Papstthron, hatte die Schweizer 1506 kommen lassen, weil er sich von ihnen mehr Treue, mehr Schutz erwartete als von den unberechenbaren römischen Adelsgeschlechtern. Genau die wetterwendische Politik seines Nachfolgers Clemens VII. indes stürzte die Schweizer Garde in die größte Tragödie ihrer Geschichte: Mal verbündete sich der Medici-Papst mit dem deutschen Kaiser, mal mit dem französischen König, die um die Vorherrschaft in Italien kämpften. Zur Strafe begann ein Heer von Landsknechten am 6. Mai 1527, die Ewige Stadt zu verwüsten. Im Kampf für das Leben des Papstes verloren 147 Schweizer ihr eigenes.

Die Garde nimmt, wie eh und je, nur schweizerische Staatsbürger auf, und das auch nur für einen mindestens zweijährigen Dienst. Katholischsein alleine reicht nicht. Der Ortspfarrer muss bestätigen, dass er sie als aktive Kirchenbesucher kennt. Sie müssen einen anständigen Beruf erlernt und den 21-monatigen Grundwehrdienst der Schweizer Armee absolviert haben.

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