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Panorama: Mob fordert Frau zum Springen auf

Schwere Ausschreitungen in Lörrach – Obdachlose ergreifen Partei für eine Suizidgefährdete

Auf dem Rathausplatz in Lörrach hat ein Mob am Montag eine Frau angefeuert, die vom Dach des Rathauses springen wollte. „Diese Personen johlten herum und forderten, so unglaublich es klingen mag, die Frau auf zu springen“, teilte die Polizei mit. Anschließend kam es zu Ausschreitungen verschiedener Bevölkerungsgruppen untereinander sowie gegen anrückende Polizeikräfte. Sechs Polizisten wurden verletzt, die Frau konnte von ihrem Suizidvorhaben abgebracht werden.

Die Polizei versuchte am Dienstag, die unglaublichen Vorgänge vom Vortag zu rekonstruieren. Gegen 11 Uhr entdeckte ein Rathausmitarbeiter eine junge Frau, die sich auf dem Dach des Rathauses befand und in die Tiefe springen wollte. Der Mitarbeiter verständigte Rettungskräfte und versuchte, die Frau von ihrem Vorhaben abzubringen. Polizei, Feuerwehr, DRK sowie ein Team aus Ärzten und Psychologen versuchten, mit der 21-Jährigen in Kontakt zu kommen. Zwischenzeitlich wurde der Bereich rund um das Rathaus weiträumig abgesperrt, weil immer mehr Schaulustige das Geschehen beobachteten. Es folgten nervenaufreibende Verhandlungen und Gespräche mit der Frau auf dem Dach, die nach etwas mehr als dreieinhalb Stunden zum Erfolg führten.

Auf dem direkt angrenzenden Postvorplatz kam es während der Rettungsaktion zu tumultartigen Szenen. Unter den zahlreichen Schaulustigen befand sich eine Gruppe Heranwachsender und junger Männer mit Migrationshintergrund, die der Polizei in der Vergangenheit durch Straftaten und Gewaltbereitschaft aufgefallen waren. Diese Gruppe trat geschlossen auf, johlte herum und forderte die Frau auf dem Dach dazu auf zu springen. Anrückende Polizeikräfte drängten die jungen Männer zurück und sprachen Platzverweise aus.

Auf dem Platz lungert tagsüber außerdem eine Szene von Wohnungslosen und Trinkern herum. Diese Leute bekamen das Gejohle mit, ergriffen Partei für die Frau und fingen an, die äußerst aggressiven Männer zu beschimpfen, die die Frau zum Springen aufforderten. Es folgte eine Schlägerei, welche die Polizei nur unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte, darunter auch solche der Bundes- und der Bereitschaftspolizei, unterbinden konnte. Hierbei wurden die Polizeikräfte von den gewaltbereiten jungen Männern massiv attackiert.

Bei den Auseinandersetzungen wurden sechs Polizisten verletzt, zwei von ihnen konnten ihren Dienst auch am nächsten Tag nicht fortsetzen.

Acht Beteiligte wurden festgenommen und befinden sich derzeit in Polizeigewahrsam. Die Kriminalpolizei Lörrach und das Polizeirevier Lörrach haben eine gemeinsame Ermittlungsgruppe eingerichtet. Die Palette der Straftaten reicht von Bedrohung, Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte bis hin zu versuchter Gefangenenbefreiung. Die Leitung der Polizeidirektion verurteilte das Verhalten der Randalierer auf das schärfste.

Das Areal zwischen Bahnhof und Post ist immer wieder Schauplatz für hässliche Szenen. Schlägereien und Ausschreitungen zwischen Wohnungslosen, Trinkern und Drogenabhängigen gehören fast schon zur Tagesordnung.

Innerhalb und zwischen den Gruppen gibt es immer wieder Schlägereien und Übergriffe. Auch wenn sich die Wohnungslosen in diesem Falle für die Frau einsetzten, sind die Gruppierungen auf dem Postvorplatz vielen Lörrachern ein Dorn im Auge. Auch immer wieder der Polizei, weil es Streitigkeiten gibt. „Fast immer ist Alkohol im Spiel, wenn es zu gewalttätigen Vorfällen kommt“, weiß Polizeisprecher Dietmar Ernst. Zwar komme es selten vor, dass Passanten angegriffen werden, dennoch häuften sich die Ausschreitungen innerhalb der Szene. Vor zwei Jahren wurde von der Polizei im Landkreis Lörrach ein Null-Toleranz-Konzept erstellt, in welchem festgelegt ist, dass Straftaten konsequent verfolgt werden. „Nicht wegsehen, sondern einschreiten“, lautet die Devise. „Wir wollen alles dafür tun, die Sicherheit der Bevölkerung zu erhalten und für Friedlichkeit zu sorgen“, erklärt Ernst. Ausschreitungen würden in keiner Weise toleriert. Die geringsten Taten würden sofort angezeigt.

Kathrin Blum[Lörrach]

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