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Bilanz der Modewoche: Berlin hat sich als Modemetropole etabliert

Internationaler, größer, prominenter: In den vergangenen vier Tagen hat sich Berlin als Deutschlands führende Modestadt gezeigt. An einem Erfolg der nächsten Ausgabe im Januar zweifelt keiner mehr.

Geschafft: Berlin ist Deutschlands führende Modestadt. An mehreren Orten wurde in den vergangenen Tagen hart daran gearbeitet, den Status Quo zu untermauern. Die Bread and Butter vermeldet wie auch die anderen Messen für Fachbesucher, die angestrebte Marke von 80 000 Besuchern erreicht zu haben. Und die zweite große Messe Premium am Gleisdreieck war vor allem am zweiten Tag so gut besucht wie lange nicht mehr.

Im Zelt am Bebelplatz blieb bei fast 30 Modenschauen keiner der 900 Plätze unbesetzt, nie gab es so viele unterschiedliche Kollektionen zu sehen: Von großen, doch konventionellen Abendroben über schmal geschnittene Anzüge bis hin zu fantasievoll bestickten, bedruckten und mit Glitzersteinen verzierten T-Shirts war alles dabei. Wobei die konventionelle Alltagsbekleidung ein wenig überhand nahm. Nicht nur eine Marke wie Strenesse zeigte, was man lieber im Laden als auf einem Laufsteg anschauen will, auch viele Berliner Designer haben einen Grad an Professionalität erreicht, der ihnen das Experimentieren schwer macht. So konnten vor allem diejenigen, die zum ersten Mal dabei waren, am meisten Eindruck machen, darunter Michael Sontag, Sabrina Dehoff und das Duo von Starstyling.

Stephan Hilpold, der bei Österreichs größter Zeitung „Der Standard“ für Mode verantwortlich ist, hatte vier Tage Berlin gebucht und dafür die Männerschauen in Paris sausen lassen: „Es gibt hier definitiv die besseren Partys, und Berlin ist ja auch nicht so unwichtig.“ Die Berliner Modewoche ist auf jeden Fall so wichtig, dass die Fachzeitschrift „Fashion Wire Daily“ aus New York zum ersten Mal nach jeder Schau einen Bericht ins Netz stellte – wie sonst bei den großen Modeevents in Paris und Mailand. Auch wenn Suzy Menkes, die berühmteste Modejournalistin der Welt, zwei Tage lang keine Schau am Bebelplatz versäumte, hat sie sich in ihrem Stammblatt der „International Herald Tribune“ noch nicht zur Qualität der gesehenen Kleider geäußert. Dafür erschien schon am Mittwoch ein großer Bericht in der „New York Times“ über die Bread and Butter, ihren neuen Standort Tempelhof und ihre Auswirkungen auf die örtliche Modeszene. Der scheint die Modemesse gutzutun: So international waren die Fachbesucher schon lange nicht, vor allem aus Italien, Frankreich und Großbritannien war der Andrang groß.

Die Highlights der Modewoche kamen von den Berlinern: Vorneweg die gestrige Schau von Kaviar Gauche. Das war ganz großes Kino. Zu Rammsteins „Heirate mich“ zeigten die beiden Designerinnen weiße Hosenanzüge, schlichte Kleider und große Roben, in denen die Models kaum über den Laufsteg kamen.

Schon am Abend zuvor hatte Michael Michalsky im Friedrichstadtpalast gezeigt, wie man eine Schau aufziehen kann. Zwischen Wallstreet-Kulissen, versinkenden Learjet-Geschäftsfliegern, Champagnerflaschen und Rolls-Royce aus Pappe flanierten Models in diesmal ausgesprochen gelungenen Entwürfen – wobei die Männer immer noch ausstaffiert werden wie Michalsky-Lookalikes. Aber die großen und kleinen Abendkleider mit Tupfen und Goldlamé spiegelten den Wunsch, den auch das Publikum an Kleider zu haben scheint: Stoff, um für den großen Auftritt gewappnet zu sein.

Auch Berlin ist nach diesen vier spannenden Tagen bereit für die nächste Ausgabe der Modewoche. Daran, dass im Januar wieder Bread and Butter, Premium, Mercedes-Benz Fashion Week und dazu noch viele neue Veranstaltungen stattfinden werden, zweifelt keiner mehr.

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