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Von Tokio an den Tauentzien. Das neue Berliner Geschäft mit drei Etagen ist der europaweit größte Standort von Uniqlo.

© Cay Dobberke

Update

Eröffnung in der Berliner City West: Expansion auf japanisch

Die japanische Firma Uniqlo machte in der Tauentzienstraße ihren größten Laden in Europa auf – und die Kunden standen Schlange. Für das Unternehmen ist der Standort Berlin besonders wichtig.

Uniqlo mag Superlative. In Berlin gibt es die höchste T-Shirt-Wand aller 1400 Geschäfte auf der ganzen Welt, die der Pressechef Aldo Liguori nicht sehr geschmackssicher als die „neue Berliner Mauer“ bezeichnet. Davon, dass sich hier an der Ecke Tauentzienstraße/Nürnberger Straße bis Mitte vorigen Jahres noch Nike mit seiner Niketown präsentierte, ist nichts mehr zu sehen. Stattdessen laufen gleich am Eingang hektisch flackernd rot gepixelte Buchstaben über ein breites LED-Display: „Tokio, New York, Paris, Berlin“. „Das soll wie an der Börse aussehen“, sagt Liguori. Worum es dem japanischen Bekleidungshändler geht, sieht man also gleich am Eingang – möglichst schnell möglichst viel verkaufen.

Das dürfte kein Problem sein in der Tauentzienstraße, die laut Passantenzählungen die belebteste Einkaufsstraße Berlins ist. Bei der Eröffnung am Freitag reichte die Warteschlange bis zum Europa-Center; zu den Ehrengästen gehörte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU).

Uniqlo ist das Zugpferd des japanischen Konzerns Fast Retailing, mit einem Umsatz von 11,62 Milliarden US-Dollar 2013 einer der größten Bekleidungshersteller der Welt. Das erklärte Ziel von Chef Tadashi Yanai ist es, den spanischen Konkurrenten Inditex, zu dem Zara und Bershka gehören, bald zu überholen. Das geht nicht ohne den deutschen Markt. „Man kann in Europa nicht relevant sein, wenn man um Deutschland einen Bogen macht, nur weil dort ein harter Wettbewerb herrscht“, sagt Berndt Hauptkorn, Europachef von Uniqlo.

Deshalb haben die Japaner jetzt auch gleich geklotzt und in Berlin mit 2700 Quadratmetern auf drei Etagen den größten von 19 Läden in Europa eröffnet. 300 Mitarbeiter wurden eingestellt. Die begehen, kurz bevor der erste Kunde den Laden betritt, das gemeinsame Morgenritual: Junge Menschen in weißen T-Shirts stehen vor der gläsernen Eingangstür und jubeln sich gegenseitig zu.

Treppe zur Mode. Der neue Uniqlo-Laden leuchtet.
Treppe zur Mode. Der neue Uniqlo-Laden leuchtet.

© Cay Dobberke

Uniqlo verkauft keine Trends, keine gut, billig und vor allem schnell nachgeahmte Designerware. Stattdessen Basics, T-Shirts, Polohemden, Jeans, Socken und Unterhosen in Dutzenden Farben, gestapelt in Regalen, die bis zur Decke reichen. Um da Ordnung zu halten, muss Uniqlo tatsächlich eine Menge Leute beschäftigen. Neben Sauberkeit, die Aldo Liguori als sehr japanische Tugend rühmt, geht es um etwas anderes: „Wir wollen das Kundenverhalten kontrollieren.“ Anders ausgedrückt: Wer bei Uniqlo ein T-Shirt für 9 Euro oder eine Jeans für 39 Euro kauft, kann trotzdem auf Service hoffen. Der soll vor allem dazu führen, dass garantiert jeder in der Masse seine Größe findet und keiner lange an der Kasse in der Schlange steht.

Berndt Hauptkorn glaubt, dass sich Japaner und Deutsche in ihrem Kaufverhalten ähneln: „Ihnen geht es um Gewissenhaftigkeit und durchdachte Details.“ Uniqlo bezeichnet sich gern als Technologieunternehmen: Ein wärmendes T-Shirt wurde zusammen mit der Firma entwickelt, die normalerweise die Flugzeugflügel für Boeing baut. Was die Japaner sonst noch mit Deutschland verbinden, verrät eine limitierte Damenjeans, die extra für Berlin entwickelt wurde: Die Waschungen heißen „Bauhaus“ und „Kommune“.

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