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Fashion Week: Ein Hauch Fernost durchweht Manhattan

Die New Yorker Fashion Week präsentierte neben deutschen Models Michelle Obamas asiatische Lieblingsschneider.

Von Patricia Wolf

Zweimal im Jahr wird Bryant Park, ein charmanter Stadtpark im Herzen Manhattans, zum Epizentrum der Modewelt. Dann ist Fashion Week. Wo sonst die Manhattanites ihre Mittagspause verbringen, werden hier seit 1993 jedes Jahr im Februar und September zwei weiße Zelte aufgebaut, in denen die Kollektionen für die jeweils nächste Saison präsentiert werden. Am Donnerstag sind die Schauen mit Wehmut zu Ende gegangen – denn es war das letzte Mal im Bryant Park. Ab nächstem Frühjahr müssen die Models, Modeliebhaber und Macher zum Damrosch Park am Lincoln Center pilgern, in der Nähe des Central Park.

Bei der Fashion Week waren die Amerikaner fast unter sich: neben etlichen kleineren Häusern und bekannten Marken wie Ralph Lauren, Hilfiger oder Calvin Klein stellten nur drei europäische Häuser ihre Ideen für das Frühjahr vor: Lacoste, die niederländische Jeansmarke G-Star und der spanische Designer Custo Dalmau mit Custo Barcelona. Auf seiner Schau liefen zwei in Deutschland bekannte Namen: die Siegerinnen von Heidi Klums Castingshow Lena Gercke und Sara Nuru. Dalmau war begeistert von ihrer Natürlichkeit. Wie bei der Berliner Fashion Week finden nicht alle Schauen in den Zelten statt. So lud Marc Jacobs, unangefochtener Star der Szene, ins State Armory. Er bezauberte nicht nur Madonna und Lady Gaga, die in der ersten Reihe saßen. Seine verspielten Entwürfe in Sand, Aquamarin, Pastellrosa und mit vielen Rüschen versehen ließ sich auch Anna Wintour, Chefin der US-„Vogue“, nicht entgehen. Zac Posen stellte seinen Laufsteg im Galerienviertel Chelsea auf. Der für seine strengen Entwürfe bekannte Designer gab sich verspielt, auch hier viele Rüschen und zarte Farben, häufig von diagonalen Streifen durchbrochen.

Mit großer Spannung erwartet wurden die Schauen der Newcomer. Allen voran der in Taiwan geborene Jason Wu, mit dessen Kreation, einem champagnerfarbenen langen Chiffonkleid mit nur einem Träger, Michelle Obama beim Inaugurationsball nicht nur ihren Mann bezauberte. Wus Kollektion bestach durch ultrafeminine, farbenfrohe Entwürfe – seine Röcke erinnern an Blütenkelche. Die First Lady liebt aber auch die Kleider des 26-jährigen, in Thailand geborenen Designers Thakoon, der mit schlichten und doch weiblichen Outfits Tragbarkeit in die Mode transportiert. Ein anderer Darling der New Yorker Society ist der chinesischstämmige Alexander Wang. Auch seine Mode zeichnet sich durch minimalistische Schnitte und viel Beige, Weiß und Schwarz aus. Nahezu allen Designern gemein ist der exzessive Gebrauch von Accessoires: Schleifen, gerne als Kopfschmuck, Hüte, Halsbänder, Söckchen, Brillen, Armreifen in allen Farben.

Die vielen Zuschauer ohne Einladung tummeln sich vor den Zelten: eine schillernde Fashion Crowd. Sie entsprechen nicht immer dem europäischen Stilempfinden – alles ist ein bisschen „overdone“: immer ein Goldreif zu viel, das Make-up zu knallig, das Gold zu glänzend, der Mini zu kurz, die High Heels zu killermäßig. Dazu wird an diesen lauen Spätsommerabenden viel Haut gezeigt. Und die Krise? Zwar sind die Etats der Firmen gekürzt. Doch im Meatpacking District, Lieblingsquartier der Szene, wo früher Fleisch in großem Stil verpackt wurde und Luxusboutiquen von Designern wie Alexander McQueen oder Stella McCartney die Straßen säumen, wird abends in großem Stil gefeiert und nicht aufs Geld geschaut.

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