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Die Hände zum Himmel. Kilian Kerner freut sich auf seine Zukunft.

© Jens Kalaene/dpa

Fashion Week: Kilian Kerner geht neue Wege

Kilian Kerner hat seine Aktiengesellschaft umstrukturiert. Zusammen mit seinem Geschäftspartner entscheidet er, wie es für die Marke weitergehen soll.

Kilian Kerner (Link zur Homepage) zeigte am ersten Tag der Berliner Fashion Week im Kosmos in der Karl-Marx-Allee. Riesige Plakate und lila Lichter kündigten an: Hier geht heute Abend ein großes Ding über die Bühne. Für Kerner, der 2012 eine Aktiengesellschaft aus seinem Label gemacht hat, ist im letzten Jahr vieles anders geworden. Nachdem sich die wirtschaftliche Seite nicht wie geplant entwickelt hatte, holte er sich Hilfe. Lange hatte er nach einem Geschäftspartner gesucht, bis er in Stefan Ober den Richtigen fand. Seit 25 Jahren arbeitet dieser in der Modeindustrie, durch Geschäftspartner wie die Marken Gucci und Joop verfügt er über ein großes Netzwerk in der Branche.

Der Schritt, jemanden für das Betriebwirtschaftliche zu holen, hat sich für Kerner jetzt schon ausgezahlt. “Stefan Ober nimmt mir sehr viel ab, was ich früher alleine machen musste. Nun kann ich weniger Geschäftsmann und wieder mehr Designer sein”, sagt Kerner. Als er seine Geschäfte noch in Eigenregie regelte, hatte er für die Kollektionen selbst oft nur wenige Tage. Mit seinem neuen Geschäftspartner Stefan Ober an der Seite, hatte er mehr als drei Monate, um seine Entwürfe zu designen und an der Umsetzung zu feilen.

Ober ist ein Profi, seit April 2014 ist er bei Kerner und hat in dieser kurzen Periode schon einige Weichen für die Zukunft gestellt. “Er hat sich genau angesehen, was läuft und was nicht. Ich muss als Designer natürlich auch wirtschaftlich denken. Wir wollen ja alle nicht in Schönheit sterben, ich muss auch meine Miete ja auch bezahlen”, sagt Kerner. So zog Stefan Ober das Label aus England ab, wo sich Kerner im House of Fraser (Link zur Homepage) präsentierte. “Wir wollen uns in naher Zukunft jetzt erst mal auf Deutschland, Österreich und die Schweiz konzentrieren”, sagt Kerner. Hier ist Kilian Kerner bereits ein bekanntes Label, weitere Läden sind in Planung.

Das war nicht die einzige Änderung von Ober. “Wir haben viele Bereiche nun wieder zurückgeholt, die davor outgesourced wurden.” Outsourcing bedeutet meistens, dass Modefirmen ihre Produktion ins günstigere Ausland verlegen oder andere Teile der Herstellungskette anderen Auftraggebern überlassen. Bei Kilian Kerner soll der umgekehrte Schritt helfen: “Wir haben besonders an unseren Schnitt- und Passformen gearbeitet”, sagt Kerner, “ich will das auch unbedingt in meiner Nähe haben, damit alles genau so abläuft, wie ich es mir vorstelle”.

Aber nicht nur Mode, sondern auch das Lizenzgeschäft ist für die Aktiengesellschaft Kilian Kerner wirtschaftlich interessant. Mit lizenzierten Handytaschen hat er bereits begonnen, wenn es nach Kerner selbst geht, kommen irgendwann sogar Möbel und Einrichtungsaccessoires dazu: “Ich stehe total auf Vasen, das würde ich super gern mal machen”. Auch von einer Tenniskollektion träumt der gebürtige Kölner, am liebsten mit einem namenhaften Sportartikelhersteller zusammen. Wirtschaftlich würde so eine Kollektion Sinn ergeben, denn seine Zielgruppe hat sich in den Jahren etwas verschoben.

“Früher habe ich für Mädels entworfen, heute für Frauen, die mitten im Leben stehen”, sagt Kerner. Keine provokanten Ausschnitte mehr, die Bedeutung von "sexy" hat sich mit den Jahren für Kerner verändert. Er ist, wie es so schön heißt, erwachsen geworden, denkt nicht nur an Ästhetik, sondern die Praxis seiner Entwürfe. Bei der diesjährigen Fashion Week schickte seine Models in flachen Schuhen auf den Laufsteg. Die neue Kilian Kerner Kundin ist viel unterwegs, arbeitet und eben eine ganz normale Frau.

Lisa Kober

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