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Ein Anzug muss vor allem passen, findet der Designer Blechman.

© Juan Manuel Sanchez

Männermode aus Berlin: Sopopular macht Kleidung für die Leute da draußen

Daniel Blechman von Sopopular entwirft Mode für Männer – und hat keine Angst vor der großen Masse. Er zeigt seine Kollektion auf der Mercedes Benz-Fashion Week.

Daniel Blechman trägt Hut. Einen aus Filz geformten, der schräg auf seinem Kopf sitzt. Er probiert an sich selbst aus, was geht und was nicht. Hinter ihm an der Wand seines Büros hängen akkurat ausgeführte technische Zeichnungen seiner Kleidungsstücke. Dort steht nicht nur, wie viele Taschen Hosenmodell „Sam“ hat, sondern auch, wie hoch der Stoffverbrauch ist, wie viele Knöpfe benötigt werden und welchen Stoff er verwendet. Alles sieht sehr wohlgeordnet aus.

Daniel Blechman will ein richtiger Modedesigner sein, einer der für die Leute da draußen Kleider macht und der davon leben kann. Er hat sich in allen Bereichen beraten lassen. „Es war ein harter Weg und ich habe sehr viel Lehrgeld gezahlt“, sagt er.

Die Berliner Unternehmensberaterin Marina Steinbach hat sich sein Geschäftsmodell genau angeschaut. Sie ist auf die Zusammenarbeit mit Designern spezialisiert. Blechman ist überzeugt, dass jeder Designer einen Businessplan machen sollte, um zu wissen, wie viel Geld man ausgeben darf. Auch dass die Berliner Produktionsfirma „Common Works“ die Produktion betreut, macht sich bemerkbar. „Ein Anzug muss passen.“ Deshalb feilt er auch unermüdlich an den Passformen.

Männermode wird in Berlin immer wichtiger

Daniel Blechman hat ein bisschen gebraucht, bis er begriffen hat, dass Modemachen ein richtiges Geschäft und keine Kunst ist. Bestimmte Stoffe kann er einfach nicht verwenden: „Ich will nicht, dass ein Mantel 3000 Euro kostet.“ Also muss er suchen, bis er einen Stoff gefunden hat, der seinen Ansprüchen und seinem Geldbeutel gerecht wird.

Seit 2008 gibt es sein Label „Sopopular“, inzwischen gehört er zu den erfolgreichsten Männermodedesignern der Stadt. Gerade dieses Segment wächst kontinuierlich in Berlin. Jedes Jahr kommen neue Designer dazu, die ihre Entwürfe für Männer auf der Fashion Week präsentieren.

Dass Berlin so attraktiv ist, liegt auch an den frühen Terminen – Anfang Januar für die Herbst/Winter- und Anfang Juli für die Frühjahr/Sommer-Kollektion. Da fängt die Ordersaison auch international gerade erst an. Die Männermodenschauen in Paris finden in der nächsten Woche statt.

Aus Berlin zeigen neun Designer gemeinsam unter dem Dach des „Berlin Showroom“ ihre Entwürfe. Gefördert wird das Ganze vom Berliner Senat.

Auch Daniel Blechman wird mit seiner Kollektion nach Paris fahren. Im vergangenen Jahr hat der 43-Jährige den zweiten Platz beim Senatspreis „Start your Fashion Business“ belegt.

Bei der Ratio hilft dem gelernten Innenarchitekten, dass er Männermode macht. Wer da zu spinnert ist, wird abgestraft. Er weiß, wenn ein Mann einmal eine gut sitzende Hose gefunden hat, will er die wieder haben. Also hat er einen Grundschnitt, den er im Detail verändert, wie jetzt die kleine Münztasche vorne am Bund, die mit einer spitz zulaufenden Pattentasche ausgestattet ist.

Daniel Blechman hat nichts gegen die große Massen

Noch mehr als bei Frauenmode geht es bei den Männern um die Details, Reißverschlüsse, die unten an der Seitennaht eines Pullovers eingenäht sind, Lederpaspeln an den Pattentaschen. Und natürlich um die nicht sichtbaren, wie die in jeder Saison verschiedenfarbigen Satinpaspeln im Futter – im nächsten Winter sind sie bordeauxfarben. Auch seinen Parka, das Herzstück jeder Kollektion, variiert er jede Saison. Dieses Mal wird er am Rücken in einer sanften Rundung etwas länger, „Fishtail“, sagt der Designer dazu.

Daniel Blechman, der immer noch unter dem Etikett „junges Label“ firmiert, schaut ein wenig konsterniert, als er seine Beobachtungen über die Modestadt Berlin weitergibt. Wer da alles viel Bohai um sich mache anstatt gute Kleidung, und dann auch nichts verkaufe, da will er nicht mitmachen. Er hat nichts dagegen, wenn auch der „großen Masse“ seine Entwürfe gefallen.

Seit einem Monat hat er jetzt einen Investor. Einen richtigen, der Geld in die Firma stecken, sich um die Geschäfte kümmern will. Was für die meisten Designer wie ein Sechser im Lotto wäre, klingt bei Daniel Blechman abgeklärt. Vielleicht liegt es daran, dass er die vergangenen Nächte durchgearbeitet hat, um sein Lookbook für die nächste Saison fertigzustellen. Er sieht müde aus, macht aber hinter seinem Schreibtisch trotzdem noch eine gute Figur als Chef.

Endlich hat er sein Idol Jared Leto eingekleidet

Seine elfte Kollektion für den nächsten Sommer heißt „Wasteland“. Mehr will er darüber nicht verraten: „Es muss doch bis zur Berliner Modenschau am 10. Juli spannend bleiben.“ Nur so viel: Farben soll keiner erwarten, Grautöne stehen wie immer im Mittelpunkt. Gerade liegen er und sein Designteam in den letzten Zügen: Kleidung wird verlängert, verändert und zum Schluss kommen noch die Showpieces, also die Kleidungsstücke, die extra für die Modenschau gemacht werden.

Ach, da ist doch noch etwas, das Daniel Blechman unbedingt erzählen will. Endlich hat er sein großes Idol Jared Leto eingekleidet. Als der amerikanische Sänger und Schauspieler in Berlin war, hat er ihm seine Kleidung ins Hotel gebracht, bald wird es auch Fotos davon geben. „Jetzt reicht es aber für heute, ich will ja nicht gleich alles raushauen.“ Daniel Blechman ist eben ein richtiger Geschäftsmann geworden.

Am 4. Juli eröffnet ein temporärer Sopopular-Shop in der Rosa-Luxemburg-Straße 16 in Mitte.

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