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Messe für Jeans und Streetwear: Berlin: Mekka der Jeansträger

Die Messe Bread & Butter passt wie keine andere nach Berlin, für Fachleute ist Berlin die Welthauptstadt von Jeans und Streetwear. Die Schwergewichte der Branche bilden traditionell das Herz der Messe.

Dandys und Diven stolzierten herum, auch Gangster und Gigolos, um Spieltische drängten sie sich und in schummrigen Ecken, von überall stieg Zigarettenrauch auf, serviert wurde Champagner, und in der Mitte: ein Boxring. Willkommen in den zwanziger Jahren! Die Bread & Butter ist zurück, und wieder wurde sie eröffnet mit einer außergewöhnlichen Party. Als erste kletterten am Dienstagabend Klaus Wowereit und Messe-Chef Karl-Heinz Müller in den Ring, später gab es noch einen echten WM-Kampf zu sehen.

Wowereit erinnerte in seiner kurzen Begrüßung an die vielen Boxkämpfe, die nötig waren, bis die Bread & Butter hier in Tempelhof landen konnte. Jetzt macht die weltweit wichtigste Messe für Jeans und Streetwear zum vierten Mal Station in den historischen Hallen des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Bis Freitag stellen dort die wichtigsten Marken der Branche ihre Kollektionen für die Saison Herbst/Winter 2011/12 den Einkäufern und Journalisten vor. Insgesamt 90 000 Tickets haben die Veranstalter an ausgewählte Fachbesucher aus aller Welt verschickt. Denen präsentieren 600 Aussteller ihre neuen Produkte.

Bei der Bread & Butter stellen keine exklusiven Designerlabels aus, sondern die Marken, die den lässigen Alltagsstil prägen, für den Berlin in der Welt der Mode steht. Unter Fachleuten gilt die Stadt als Mekka der Jeansträger – und das betrifft sowohl die Normalbevölkerung als auch echte Denim-Aficionados, die immer auf der Suche nach den neuesten, handwerklich perfekten Raritäten aus Japan sind.

Klassiker und neue Marken - alles ist vertreten

Mit ihrem sorgfältig zusammengestellten Ausstellerportfolio deckt die Bread & Butter nicht nur alle Wünsche zum Thema Jeans ab, sondern zeigt auch Marken, die Sportswear, Freizeitmode und zeitlose Klassiker anbieten. Im Grunde könnte man sich auf der Messe einen kompletten, individuellen Look aus den aktuellsten Jeans, cooler Streetwear und bewährten Ikonen zusammenstellen, der genau der Pick-and-Mix-Attitüde entspricht, für die die Berliner Trendviertel international berühmt sind.

Natürlich sind die Größen der Denim- und Freizeitmode nahezu vollständig vertreten, etwa Diesel, Levi’s, Adidas Originals oder Calvin Klein Jeans. Diese Schwergewichte bilden traditionell das Herz der Messe.

Ergänzt wird das Angebot durch kleinere, feinere Marken, die großen Wert auf handwerkliche Qualität legen, wie Denham the Jeanmaker und AG Adriano Goldschmied, und bei echten Jeans-Liebhabern, die bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, Begeisterung auslösen. Und dann gibt es noch Firmen, die stolz darauf sind, sich jedem Modetrend zu widersetzen, und echte Klassiker anbieten, etwa der Schuhhersteller Redwings, der britische Dufflecoat-Spezialist Gloverall oder Amor Lux, das Label, das die originalen blau-weiß gestreiften bretonischen Fischershirts produziert.

Auf der Bread & Butter gibt es also alles, was sich ein paar Monate später auch in den schicken Shops rund um den Hackeschen Markt findet. Dass Karl-Heinz Müller seinen eigenen Laden „14 oz.“ hier betreibt, passt wiederum ins Bild.

Dabei ist die Bread & Butter eigentlich gar kein Kind der Stadt: Sie wurde 2001 in Köln von Karl-Heinz Müller aus der Taufe gehoben. Dass sie einmal so groß und wichtig werden würde, wie sie jetzt ist, war damals noch nicht absehbar: Die Messe begann als kleine „Offshow for selected Brands“, die sich ihre Nische neben der seinerzeit dominierenden Denimmesse „Interjeans“ suchen musste.

Von der „Interjeans“ spricht mittlerweile niemand mehr, die Bread & Butter trat hingegen ihren Siegeszug an. Allerdings nicht am Rhein. Nach drei Saisons zog Müller mit seiner Messe nach Berlin, wo sie im Januar 2003 ihr Debüt gab. Bereits damals hatte sie sich einen besonderen Ort gesucht: die denkmalgeschützten ehemaligen Siemens-Kabelwerke in Spandau. Von Anfang an stellten dort die Weltmarken aus, die der Messe bis heute treu geblieben sind. Für Berlin war eine Modeveranstaltung dieser Größenordnung zu einer Zeit, als an eine Fashion Week noch nicht zu denken war, etwas völlig Neues. Schon die erste Veranstaltung mit 230 Ausstellern zog 15 000 Fachbesucher an. Angesichts des Erfolgs entschlossen sich die Macher, auch ihr Hauptquartier nach Berlin zu verlegen. In den folgenden Saisons wuchs die Messe rasant – im Januar 2005 machten sich 42 000 Besucher auf den Weg nach Spandau – und stieß schließlich an ihre Kapazitätsgrenzen. Daher schmiedete die Messeleitung neue Pläne. So gab es die Bread & Butter ab Sommer 2005 in zweifacher Ausführung: eine in Barcelona und eine zweite am traditionellen Standort in Berlin.

Doch während die katalanische Ausgabe blühte und auf über 50 000 Besucher kam, gaben die Zahlen in Berlin nach, dass sich die Veranstalter schließlich von der Sommersaison 2007 an auf Barcelona konzentrierten. Dort feierte die Bread & Butter eine Reihe erfolgreicher Veranstaltungen und etablierte sich als internationale Leitmesse.

Ihr exzellenter Ruf zieht Besucher aus aller Welt an

Doch dann kam Karl-Heinz Müller mit der Messe nach Berlin zurück, „wegen der Wünsche des Marktes“ – und weil er hier lebt. Das Hauptquartier der Messegesellschaft war auch während des Barcelona-Intermezzos immer in der Hauptstadt geblieben. Und neben wirtschaftlichen Gründen – und der immer weiter steigenden Anziehungskraft Berlins – gab es einen weiteren, besonders spektakulären Grund für die Heimkehr im Juli 2009: die Möglichkeit, die riesigen, leer stehenden Hallen des stillgelegten Tempelhofer Flughafens zu nutzen. Die boten einen stimmungsvollen Rahmen für eine Messe, bei der es eben nicht nur auf Zahlen, sondern auch auf Gefühle ankommt.

So trafen sich die Interessen des Berliner Senats, der eine angemessene Nutzung für das Gelände suchte, mit den Bedürfnissen der Messe – zum beiderseitigen Vorteil. Die Zusage der Bread & Butter bildete den Anlass, die Hallen mit einer Infrastruktur auszustatten, die sie auch für andere Veranstaltungen nutzbar macht.

Dabei arbeitete die Messe mit zahlreichen lokalen Unternehmen zusammen, zum Beispiel mit dem renommierten Büro „System 180“, das den Bereich unter dem Vordach für die Winterveranstaltungen mit einer ebenso zweckmäßigen wie ästhetisch gelungenen temporären Wandkonstruktion schließt.

Und Berlin hat eine Veranstaltung bekommen, die in der Branche einen exzellenten Ruf genießt und Fachleute aus aller Welt anzieht. Die lassen viel Geld hier, unbezahlbar aber ist, dass sie das Bild von Berlin als progressiver Modemetropole ganz eigenen Charakters in ihre Heimatländer hinaustragen.

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