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Zalon-Paket.

© Sarah-Maria Deckert

Mode: Kuratiertes Shoppen: Zieh mich an!

Zalando bietet jetzt auch kuratiertes Shoppen an. Wer keine Zeit und Lust hat muss sich nicht mehr selbst um seinen Kleiderstil kümmern.

Beine hochlegen statt Tüten schleppen. „Das ist die Zukunft des Einkaufens“, findet Barbara Franzreb, die sich bei Zalon um die Geschäftsentwicklung kümmert. Sie spricht allerdings nicht davon, sich Bananen und Milchtüten an die Haustür liefern zu lassen, sondern vom modischen Äquivalent zum Online-Supermarkt. „Obwohl ich selbst in der Mode arbeite, fühle ich mich von der Masse an Produkten oft erschlagen“, sagt sie. Deswegen ist das Zalando-Tochterunternehmen Zalon auch kein schnöder Onlineshop, sondern ein Stylingservice, der durch das Meer an Marken leiten soll. Das Prozedere ist simpel: Der Kunde erstellt online sein Profil, entscheidet über Hopp oder Top von gestylten Komplettlooks, gibt geschmackliche Präferenzen und körperliche Beschaffenheiten preis. Dann geht es ans Eingemachte: Aus einer Reihe vorgeschlagener Stylisten sucht sich der Kunde seinen Berater aus. Der versucht letzte Fragen telefonisch zu klären.

Viele haben keine Zeit mehr, einkaufen zu gehen

Alle Stylisten der Plattform sollen auch im tatsächlichen Leben in der Mode arbeiten und sich quasi nebenher um die ratlosen Zalon-Kunden kümmern. Tamara Svenja zum Beispiel sucht sonst für unterschiedliche Magazine Kleidung zusammen. Zu Beginn eines Zalon-Auftrags bekommt sie die Angaben des Kunden, wirklich entscheidend sei aber erst das Telefonat. „Viele haben schlichtweg keine Zeit mehr, einkaufen zu gehen, oder sind unsicher“, sagt sie. Beim Mode-Verhör ist besonderes Feingefühl gefragt. Den von Zalon vorgefertigten Fragenkatalog können die Stylisten individuell umgestalten. „Schließlich muss ich schon nach 15 Minuten ein Gefühl für den Kunden bekommen“, sagt Tamara Svenja, „das können recht persönliche Gespräche werden, gerade wenn es um die Figur und Problemzonen geht.“ Frauen seien da flexibler, Männer wissen schon im Vorfeld genauer, was sie wollen. Das liege vielleicht daran, dass die Herren den praktischen Part am Stylingservice schätzen und Frauen eher nach dem modischen Dialog suchen. „Ich mache unabhängig vom virtuellen Service Einkaufsberatung“, sagt Tamara Svenja, „Ich wundere mich oft, wie viele Kundinnen einfach jemandem beim Einkaufen dabeihaben wollen. Und sei es nur zum Quatschen.“ Zeit zum ausgedehnten Quatschen gibt es beim Zalon-Telefonat eher nicht: Die Stylisten erhalten einen Obolus für erfolgreiche Telefonate. Über den Erfolg entscheidet der Kunde: Er behält von seinem Paket so viel er mag, kann er mit der Auswahl des Stylisten gar nichts anfangen, geht die gesamte Auswahl kostenlos zurück an Zalon.

Was muss man können, um den Stil einer fremden Person einzuschätzen?

„Wir schauen uns gelegentlich die Boxen an, die unsere Stylisten zusammenstellen“, sagt Barbara Franzreb von Zalon. Wenn die Stylisten merken, dass es mit der Auswahl nicht gut klappt, beenden meist sie die Zusammenarbeit. Das passende Werkzeug für erfolgreiches kuratiertes Einkaufen brächten sie ja mit. Wie das passende Werkzeug aussieht, mit dem man den Stil einer fremden Person einschätzen kann? „Das Können unserer Stylisten basiert ja nicht nur auf einem ästhetischen Empfinden“, sagt Franzreb. „Das geht schon beim Wissen über Passformen und Proportionen los, unsere Stylisten kommen eben alle vom Fach.“ Die Auswahl der Mitarbeiter bleibt für Zalon aber ein kleines Risikospiel. „Stylist ist ja kein geschützter Begriff“, sagt Barbara Franzreb. Die meisten könnten sich aber gut einschätzen. Außerdem gibt es im Vorfeld zwei Tage Einarbeitungszeit: Die Stylisten müssen eine Box zusammenstellen. Nach Gefallen kommt es zur Zusammenarbeit, eine örtliche Distanz zum Berliner Firmensitz ist kein Problem.

Tatsächlich liegt hier ein Vorteil für die Mitarbeiter. Stylisten können von überall aus arbeiten. Was für das tägliche Modemagazin-Geschäft unvorstellbar bleibt, ist mit Zalon kein Problem. Auch in Bezug aufs Alter gibt man sich hier weit großzügiger als die sonst so jugendorientierte Modebranche. „Ältere Kunden lassen sich gern von jemandem im gleichen Alter beraten“, sagt Franzreb.

Konkurrenten sollten vor Zalando zittern

Nicht nur damit hebt sich Zalon von vergleichbaren Angeboten ab: Die größten Berliner Konkurrenten Modomoto und Outfittery zum Beispiel bieten die digitale Einkaufsberatung nur für Männer an. Bei Zalon dürfen auch die Frauen mit Stylisten telefonieren. Ohnehin müssen die Konkurrenten vor Zalon zittern, schließlich hat der Anfang des Jahres gegründete Stylingdienst mit Zalando ein denkbar starkes Mutterunternehmen im Rücken. Barbara Franzreb sieht das sportlich: „Eine ähnliche Diskussion gab es doch schon vor Jahren, als es darum ging, ob das Onlineshoppen dem analogen Einzelhandel schade. Die Zeit hat doch gezeigt, dass die letztendliche Entscheidung eben beim Kunden liegt. Wir sehen das sehr pragmatisch.“

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