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Backstage kocht die Stimmung: Models mit und ohne Behinderungen vor der Show von Julian Zigerli.

© Jonas Hegi

Mode und Inklusion: Neues Design für alle Menschen

Was in der Gesellschaft immer mehr zur gelebten Realität wird, damit tut sich die Mode noch schwer: Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Dabei muss sich doch gerade sie als Alltagsprodukt an Alle richten. Die Modedesigner Christa de Carouge und Julian Zigerli wagen einen Vorstoß.

Das Thema der Inklusion reduziert sich längst nicht mehr auf kleine Gruppenarbeiten und kurzlebige Projekte: Das gemeinsame Leben und Lernen von Menschen mit und ohne Behinderungen ist in vielen Bereichen Alltag. Seit 2009 hat sich Deutschland zum Beispiel auf die Inklusion in der Schule verpflichtet: Laut der "Aktion Mensch" lag der Inklusionsanteil gemessen an der Gesamtzahl der Kinder mit Förderbedarf 2013/2014 bei 31,4 Prozent. Die Zahl gibt an, wie viele Kinder mit Förderbedarf bereits in einer Regelschule unterrichtet werden. Mit 54,51 % liegt Berlin über dem deutschen Durchschnitt. Unlängst fand auf dem Tempelhofer Feld auch ein Inklusionslauf statt: Am 6. Juni initiierte der Sozialverband Deutschland einen Lauf ‒ "Jogger, Rollifahrer, Walker und Skater willkommen!" In der Mode hat die Inklusion bisher kaum eine Rolle gespielt.

Henrik Silvius macht es vor: Trotz Behinderung Karriere in der Mode

Ziemlich gut gelaunt: Designer Julian Zigerli mit einem seiner Models.
Ziemlich gut gelaunt: Designer Julian Zigerli mit einem seiner Models.

© Jonas Hegi

Dabei gibt es auch hier Vorbilder: Henrik Silvius zum Beispiel. Seit Geburt an ist der Däne an den Rollstuhl gefesselt und hat sich doch nicht von seinem Traum einer Modekarriere abbringen lassen. Und das hat ziemlich gut geklappt: Von einem der meist gelesenen Modeblogger Dänemarks, über Stylist für verschiedene Formate, ist Silvius unlängst zum Designer geworden. Während der Kopenhagener Fashionweek für die Sommerkollektionen 2015 präsentierte er seine erste eigene Linie. Ganz in weiß, mit einigen sportiven Anleihen und einer stark sexualisierten Ästhetik erregte die Kollektion große Aufmerksamkeit - sicherlich auch wegen der ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte dahinter.

Modenschau mit behinderten und nicht behinderten Models

Mit dem Rollstuhl auf den Laufsteg: Während der Show von Julian Zigerli.
Mit dem Rollstuhl auf den Laufsteg: Während der Show von Julian Zigerli.

© Marco Blessano

Trotz Vorreiter wie Henrik Silvius sind behinderte Menschen für die Mode quasi unsichtbar. Dabei muss sich doch gerade sie als Alltagsprodukt an Alle richten - auch ein Rollstuhlfahrer will gut gekleidet sein! Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verliehen diesem Komplex im Mai die Modedesigner Christa de Carouge und Julian Zigerli zusammen mit Produzent Yannick Aellen: Im Rahmen des 35-jährigen Jubiläums des Werkheims im schweizerischen Uster realisierten die drei eine Modenschau mit behinderten und nichtbehinderten Models. Das Werkheim Uster bemüht sich mit Angeboten an Wohn-, Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten um eine Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit einer geistigen Behinderung. Die Idee der ungewöhnlichen Modeinszenierung ist der UN-Behindertenrechtskonvention entlehnt, bei der "es nicht mehr um die Integration von Menschen mit Behinderung geht, sondern darum, allen Menschen konsequent auf Augenhöhe zu begegnen und Aktivitäten zu ermöglichen" - eben auch in der Mode! Das beweisen die Bilder des Events im Mai, die jetzt erschienen sind.

Designer Julian Zigerli (links), Designerin Christa de Carouge (zweite von rechts) und Produzent Yannick Aellen (rechts) initiierten die Modenschau, 16-Punkte Gault Millau-Küchenchef Michael Bless steuerte das Festmahl bei.
Designer Julian Zigerli (links), Designerin Christa de Carouge (zweite von rechts) und Produzent Yannick Aellen (rechts) initiierten die Modenschau, 16-Punkte Gault Millau-Küchenchef Michael Bless steuerte das Festmahl bei.

© Marco Blessano

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