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Künast

© dpa

Modewoche: Renate Künast und die lila Latzhose

Früher hat sie auch lila Latzhose getragen: Grünen-Politikerin Renate Künast. Heute trägt sie zwar auch Kostüm und Hose, aber öko ist ihre Kleidung trotzdem. Ein Gespräch über Modefragen und gutes Gewissen beim Kleiderkauf

Öko-Mode wird künftig auch in den Kleiderschränken von Karrieremenschen zu finden sein. Davon ist die Grünen-Vorsitzende Renate Künast überzeugt. Einst haben die Grünen mit Strickpullis und Latzhosen Akzente gegen Modediktate gesetzt. Jetzt steht aus ihrer Sicht die Bio-Revolution auf dem Klamotten-Sektor bevor. Wer schneidern kann, könnte da eine geniale Geschäftsidee erblicken. „Dass Sachen schick wie auf der Premium sind, reicht vielen nicht mehr“, sagt Künast. Es kommt auch darauf an, dass Mode nicht unter unerträglichen Bedingungen zum Beispiel von Kindern in der Dritten Welt genäht wird, dass faire Löhne bezahlt werden, dass die Hersteller achtsam mit Energie umgehen.

Als Schirmherrin der Ökomesse „TheKey.to“ setzt Künast sich dafür ein, dass solche Ökosachen gezielt beworben werden. Diese Messe ist die erste Chance, eine Bestandsaufnahme zu machen. Für die frühere Verbraucherministerin ist das auch der erste Schritt zu einem wichtigen Ziel. Sie strebt die Einführung eines Etiketts an, das dem Verbraucher zuverlässig sagt, dass ein Kleidungsstück nicht nur aus naturbelassenen Materialien hergestellt ist, sondern auch unter vernünftigen Bedingungen produziert wurde.

Wer grüne Mode sagt, wird häufig noch mit Klischees konfrontiert, die in der Zeit der 68er entstanden sind. Damals sei die Mode auch ein Sinnbild für enge Rollenmodelle gewesen, erinnert sich Künast. „Die Frauen hatten zum Kostüm Locken zu tragen, die Männer traten in mausgrauen Anzügen und Krawatten auf.“ Die Phase, wo sie selber sich im Berufsbedarfsladen Malerhosen gekauft hat und sie in der WG lila eingefärbt hat, liegt aber weit zurück. „Das war, bevor ich Politikerin wurde.“ Heute sagt sie: „Kleidung ist ja auch ein Ausdruck von Respekt vor dem Amt“. Gern tritt sie in dezenten, klassischen Hosenanzügen auf, auch mal solchen von kleineren Design-Labels wie Anna von Griesheim. Sie ist aber auch Kundin beim Ökoversandhaus Hess-Natur.

Es gebe aber noch viel zu wenig ökologisch vernünftige und fair gehandelte Mode, die auch bei Business-Terminen getragen werden kann. „Das ist eine absolute Marktlücke, da sind wir noch ganz am Anfang“, sagt sie.

Künftig will sie Designer gezielt darauf ansprechen, dass sie Stoffe verwenden, die das von ihr angestrebte Etikett tragen könnten. Gut gefällt ihr der Laden „Wertvoll“ in der Marienburger Straße in Prenzlauer Berg. Dort gibt es nicht nur angesagte Sachen, wie Vasen aus alten Berliner Stadtbäumen, sondern auch Schuhe aus Kautschuk und Kleidung.

Zwar steht sie zu ihren klassischen Basics, den Blazern und Hosenanzügen. „Aber Menschen möchten ja auch spielen mit Farben, Formen und Schnitten.“ Auch bei den jungen Trends sieht sie die grüne Mode im Aufwind. Seit immer mehr Teenager Tierschützer oder Vegetarier sind, gibt es zum Beispiel sogar bei C&A Öko-T-Shirts. Weil Biobaumwolle höhere Preise erzielt und teils gefragter ist als genetisch veränderte, würden bereits jetzt mehr indische Farmer ihre Felder anders bestellen: „So machen wir die Welt besser“.X

„The Key.to“, Sonnabend, 12 bis 19 Uhr. www.thekey.to. Ort: Kaiserlichen Postamt, Karl-Marx-Str. 97, Neukölln

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