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Eine Tasche, viele Variationen. Der Rucksack von Kancha.

© promo

Neue Rucksäcke für das Land: Neuköllner Ideen, umgesetzt in Kirgistan

Die Rucksackfirma Kancha hat ihren Sitz in einer Fabriketage in Berlin-Neukölln. Produziert wird in Kirgistan – ohne die dortige Handwerkskunst würde das Taschenlabel nicht geben.

Wer braucht einen Rucksack mit mehr als 30 000 Variationsmöglichkeiten? Das wird man am 1. März wissen, denn dann endet die Crowdfunding-Kampagne von Kancha. 50 000 Euro wollen die drei Unternehmer Sebastian Gluschak, Tobias Gerhard, Jonas Görtz sammeln, um ihr neues Produkt in Bischkek, der Hauptstadt von Kirgistan, herstellen lassen zu können. Hier liegt der Grund, dass es Kancha gibt.

Tobias Gerhard verliebte sich vor ein paar Jahren in eine Kirgisin und entdeckte in dem Land, das früher Teil der Sowjetunion war, alte Handwerkskunst: dicken Wollfilz mit bunten Fäden bestickt, dazu festes Rindsleder. Daraus könnte man doch etwas machen, was sich jenseits von Eine-Welt-Läden in Westeuropa verkauft, dachte er und tat sich mit Sebastian Gluschak zusammen.

Jetzt brauchten sie nur noch einen guten Designer, den fanden sie in Jonas Görtz. Inzwischen ist Tobias Gerhard mit seiner Frau nach Bischkek gezogen und kümmert sich dort um die Produktion. Zweieinhalb Jahre nach der Gründung von Kancha sollen nun also zu den Laptop- und Handyhüllen, Kameragurten und Portemonnaies, Rucksäcke ins Sortiment kommen.

Die Idee ist simpel, ein einfacher Stoffrucksack, der vorne mit acht Laschen ausgestattet ist, an denen man Ledertaschen in drei Größen befestigen kann. Und hier geht das Puzzeln los: Acht kleine, zwei große, zwei mittlere, vier kleine Taschen und so weiter können miteinander kombiniert werden, in Schwarz oder Braun. Wenn es nach Jonas Görtz geht, soll sich das je nach Benutzung ändern: bei Picknick oder Geschäftstermin, für Künstler oder Computernerds.

Die Zusammenarbeit mit den Kirgisen ist nicht immer einfach

Die Marke Kancha entwickelt sich bedächtig, auch, wenn das derzeit bedeutet, dass das Sortiment kaum groß genug ist, um sich auf einem Messestand zu präsentieren. Aber so können die drei Unternehmer sich jeden Schritt genau überlegen.

Zum Beispiel, welche Materialien sie verwenden wollen, nämlich ausschließlich solche aus Kirgistan, und wie sie verarbeitet werden, nämlich möglichst hochwertig und schnörkellos. Manchmal ist es nicht einfach, den kirgisischen Handwerkern zu vermitteln, warum die Produkte so aussehen sollen. Deshalb braucht es oft mehrere Anläufe, bis ein Prototyp auch nur Ähnlichkeit mit den Zeichnungen von Jonas Görtz hat. Sebastian Gluschak nennt das „Wissentransfer“ – und der soll im Land bleiben.

Das ist schon die dritte Crowdfunding-Kampagne, mit denen die drei ihre Produkte vermarkten. Crowdfunding passt gut zu den Anfang Dreißigjährigen.

Design mit sozialem Aspekt - das geht

Sie wollen nicht einfach mal was raushauen, weil man meint, das braucht die Welt, sondern die potenziellen Kunden fragen, ob sie das wirklich wollen. Denn nur wenn genug Unterstützer die Tasche kaufen, können sie in Kirgistan produziert werden.

Wie ein soziales Projekt soll Kancha aber auf keinen Fall aussehen. „Wir wollen nicht bedürftig wirken“, sagt Jonas Görtz. Trotzdem ist klar, dass es ohne den sozialen Aspekt das Unternehmen nicht gäbe. Es brauchte die Motivation, Menschen zu unterstützen.

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