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Neues vom Planeten MODE: Auslagen entstauben

Unser Mode-Experte Jan Schröder schaltet den Rechner aus und geht Schaufenster angucken.

Die Euphorie für das Internet in Ehren – aber es entsteht mittlerweile der Eindruck, dass einige Modehändler darüber die Realität etwas vernachlässigen. Darunter leidet im schlimmsten Fall das Straßenbild – wenn unattraktive Schaufenster keine Freude, sondern eher eine Beleidigung für das Auge sind. Und das betrifft uns alle: Den Rechner kann man immer noch ausschalten, die reale Welt eben nicht. Auch wer nicht unterwegs ist, um Mode einzukaufen, ist doch automatisch den Läden am Straßenrand ausgesetzt – selbst wenn er nur zum Bäcker oder ins Büro geht.

Das kann richtig unangenehm werden: „Wenn man am Hackeschen Markt herumläuft, ist das gruselig,“ findet Premium-Macherin Anita Tillmann. Das meint sie nicht grundsätzlich. Es geht ihr darum, wie viele der Modeläden ihre Auslagen präsentieren. Daher hat die Premium nun erstmals einen Wettbewerb für Fensterdekorateure ausgeschrieben.

Denn der Erfolg des Ladens, egal ob real oder virtuell, hängt von seinem Erscheinungsbild ab. „Egal, ob ich in ein Computerfenster oder ein reales Fenster schaue: Es muss ansprechend gemacht sein, sonst gehe ich weiter oder ich klicke weiter,“ sagt Anita Tillmann. So reicht es für den Händler eben nicht aus, den perfekten Internetauftritt auszutüfteln.

Auch das gute, alte Fenster bedarf der nötigen Aufmerksamkeit. „Manchmal wird nicht einmal Staub gewischt,“ merkt Norbert Tillmann an, die zweite Hälfte des Premium-Veranstalterduos. Das ist ebenfalls ein Unterschied zum virtuellen Laden: Der reale hat andere Bedürfnisse. Das gilt auch für Online-Shops, die versuchen, Räume so genau wie möglich zu simulieren, etwa der des Luxuslabels Viktor & Rolf. Auf dessen Website kann man eine virtuelle Villa durchfliegen und stößt in den einzelnen Zimmern auf die Produkte. Staub setzen diese Räume nicht an. Das ist ein Vorteil.

Virtuelle Läden haben aber einen entscheidenden Nachteil: Man muss sie gezielt im Netz suchen. Reale Geschäfte sind einfach da. Sie präsentieren sich auch dem zufällig vorbeischlendernden Passanten und können ihn auf die Idee bringen, etwas zu kaufen, von dessen Existenz er zuvor keinen blassen Schimmer hatte. Doch dazu müssen sie den Flaneur erst einmal anlocken – und der entscheidende Köder ist das Schaufenster.

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