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Neues vom Planeten MODE: Der Erdöl-Schock

Mein Gesicht wird bald ein Autoreifen sein. Seit beinahe einem Vierteljahrhundert füttere ich meine Poren mit Erdöl und verstopfe sie mit Paraffinen.

Mein Gesicht wird bald ein Autoreifen sein. Seit beinahe einem Vierteljahrhundert füttere ich meine Poren mit Erdöl und verstopfe sie mit Paraffinen. Freiwillig! „Wer herkömmliche Crèmes benutzt, kann genauso eine Kerze essen und sie mit Petroleum runterspülen“, sagt die elfenhafte Kosmetikerin von Dr. Hauschka und streicht meine erschrockene Miene mit Quittencrème glatt. Ihrer Aussage zufolge basiert fast alles in der Drogerie auf fossilen Produkten. Über die Haut gehen sie direkt in meinen Stoffwechsel über und werden in neuen Zellen verbaut. Dann überpinselt sie meine Augenringe mit Make-up aus „Karotte, Macadamia- und Avocadoöl“ und säuselt irgendwas über Lipide und Kollagen.

Ich verstehe nur: Wenn ich nicht sofort auf Naturkosmetik umsteige, habe ich bald ein Gesicht aus Plastik. Leise regen sich die Zweifel: Müssten nicht 99 Prozent meiner Mitmenschen dann inzwischen auch eines haben?

Aber die Elfe hat die Skepsisrunzeln mit zarten Fingern wegmassiert und mit Tapioka-Stärke überpudert. Also beschließe ich, ein besserer Mensch zu werden. Ab heute werde ich mich jeden Abend abschminken – am besten mit Reinigungsmilch aus ätherischen Ölen. Ich werde aufhören, die Teebeutel in den gelben Sack zu schmeißen, nur weil er näher am Wasserkocher ist. Und dann stopfe ich das Ozonloch im Alleingang! Ich werde gut sein. Und ich fange mit dem Gesicht an.

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