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Neues vom Planeten Mode: Mit Flip-Flops im Regen

Anziehen? Ausziehen?

Anziehen? Ausziehen? Schwitzen? Frieren? Sommer – das war in diesem Jahr mehr Reizwort als Wonne. Das launische deutsche Wetter stellte die Menschen jeden Morgen vor schwere Aufgaben. Alle Menschen? Nein. Mancher lebt halt nach dem Kalender und wenn der Hochsommer anzeigte, dann waren Flip-Flops, kurze Hosen, und Muskelshirts massenhaft zu bestaunen – auch bei schnuckeligen 13 Grad und Dauerregen. Es wurde trotzig Schönwetter gespielt und mochte es noch so frostig sein. Blöder Nebeneffekt: Viele männliche Badelatschenträger nutzten die Chance zu demonstrieren, dass sie kein Fan von Fußpflege sind.

Die Spezies der „Sommerspieler“ ist ein typisch nordeuropäisches Phänomen, weil eben die Sehnsucht nach gutem Wetter mit der Realität oft nicht korrespondiert.

Wenn der Sommer einfach nur lausig kalt oder kochend heiß gewesen wäre – einfach! War er aber nicht. Er wand sich und wechselte, wo es nur ging. Der einzige schöne Nebeneffekt ist, dass man an seinem Ende alle Bekleidungstypen einmal vollständig zu sehen bekam. Das Wechselwetter war also kein Problem für die deutsche Flip-Flop-Liga, aber es war ein Problem für die ebenso interessante Fraktion der „Gestrigen“. Diese Menschen lassen sich bei Wetterwechseln beobachten. Ihr Dresscode orientiert sich prinzipiell am Wetter des Vortages. Wer also am Abend mit Daunenjacke Regen und tiefer Temperatur getrotzt hat, verlässt auch am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein das Haus dick eingepackt und darf – wenn er dann zur Arbeit geht – den Tag durchschwitzen.

Eine weitere Klasse sind die vom Wetterbericht Abhängigen. Menschen, die immer vorbereitet sind auf etwaige Wechsel, zur Sicherheit auch bei 25 Grad eine Jacke in der Tasche deponieren oder die Jacke als Hüftrock tragen, und so gegen jede böse Überraschung gewappnet sind. Sie schleppen oft hart an ihrer Einstellung. Dass der Kalender die Kleiderordnung macht, ist natürlich kein deutsches Phänomen. In Finnland etwa läuft jeder Mensch im Sommer im T-Shirt herum, zur Not wird daheim die Heizung auf 25 Grad aufgedreht. Und in Südeuropa gibt es naturgemäß keine Sommerspieler, dafür aber Winterspieler. So kommen in Andalusien auch bei 18 Grad im November schon Handschuhe und Pudelmütze zum Einsatz. Aber das Problem haben wir ja gottlob nicht. Wir sind abgehärtet.

Schön, dass es nun Herbst wird und wir endlich wieder wissen, was wir anziehen können – wenn der deutsche Herbst mal kein Sommer mit anderen Mitteln wird. Ansonsten heißt es: Übergangsjacke? Keine Jacke? Wollpulli? Daunenjacke? Zum Trost: Herbst spielen, das macht keiner gerne. Und alle Männerfüße bleiben im Schuh!

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