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Normalgewichtige Models: Die Kurven kommen zurück

In London und Mailand haben Designer ihre Mode von normalgewichtigen Models vorführen lassen. Ist die Zeit der "Magermodels" vorbei?

Ist sie nun doch erreicht, die Trendwende bei den Modelmaßen? Zumindest auf zwei Modenschauen der vergangenen Tage liefen Frauen über die Laufstege, die sich deutlich von den extrem dünnen, teils sogar untergewichtigen Models unterschieden: Bei Mark Fast in London und bei Elena Miro in Mailand.

Nachdem 2006 das brasilianische Model Ana Carolina Reston an den Folgen von Unterernährung gestorben war, diskutierte die Branche erstmals über den Umgang mit sogenannten Magermodels. Einige Modeveranstalter erwogen daraufhin, untergewichtige Models von den Laufstegen zu verbannen. Es blieb aber zumeist bei den Vorsätzen. In der Realität war davon kaum etwas zu sehen. Auf den Schauen in Paris, London, Mailand oder Berlin waren die Frauen genau so dünn wie in den vergangenen Jahren. 

Allein die Madrider Modewoche ging mit gutem Beispiel voran. Die "Cibeles" führte 2006 als erste Modeveranstalterin einen Mindest-Body-Mass-Index von 18 für Models ein. Ärzte wurden eigens dafür engagiert, zu überprüfen, ob die jungen Frauen dieser Vorgabe entsprachen. Auch in diesem Jahr wurden wieder zwei Models wegen Untergewichts nach Hause geschickt.

Madrid nahm zwar eine Vorreiterrolle ein, hatte als eher zweitrangige Veranstaltung in der Modewelt jedoch keinen entscheidenden Einfluss auf die Branche. Das scheint sich nun zu ändern. Auf der London Fashion Week, die in der Branche als junge Trendsetter-Schau gilt, ließ der britische Designer Mark Fast seine eng anliegenden Kleider von molligen Models präsentieren. Auf seiner letzten Schau im September hatte Fasts Entscheidung, Models mit den Konfektionsgröße 40 bis 42 zu engagieren, noch einen Eklat ausgelöst: Fasts Stylist verließ wutentbrannt die Show, eine Ersatzstylistin musste einspringen.

Auch in Mailand zeigte die italienische Designerin Elena Miro ihre Damenkollektion an Models mit sehr weiblicher Figur. Man wolle die "mediterran geformte" Frau wieder ins Bewusstsein der Kundin bringen, sagte die Eigentümerin der Marke, Elena Miroglio, der Nachrichtenagentur AFP. "Es ist wichtig für einen Designer, eine andere Art der Schönheit zu präsentieren, sowohl im Marketing als auch in den Medien." Miros Kollektion ist – im Unterschied zu den manchmal etwas unvorteilhaften Minikleidern Mark Fasts – sexy und elegant zugleich.

Man fühlt sich dabei erinnert an die US-Serie Mad Men, die für ihre Ausstattung und die Kostüme mehrfach ausgezeichnet wurde. Auch hier wird das sinnliche Frauenbild der späten fünfziger Jahre propagiert. Die Darstellerinnen – auch sie weit entfernt von Hollywood-Hungermaßen – stolzieren in ihren engen, auf Figur geschnittenen Kostümen selbstbewusst durch die Büroflure.

Die Entwicklung, von den üblichen "Size-Zero"-Größen abzuweichen, ist natürlich nicht nur gesundheitlich motiviert. Vielmehr gibt auch hier wieder die Mode das Diktat vor. Zahlreiche Designer propagierten im vergangenen Jahr die Rückkehr zur Weiblichkeit: runde Hüften, breite Schultern, weibliche Kurven prägen die Sommerkollektion 2010, die im Vorjahr auf den Schauen vorgestellt wurden.

Auch wenn der Trend zur weiblichen Figur positiv zu bewerten ist, besteht kein Grund zur Euphorie. Noch handelt es sich um eine Randerscheinung. Erst wenn es keine Meldung mehr wert ist, dass normalgewichtige Frauen Mode vorführen, hat die Branche tatsächlich den Normalzustand erreicht.

Quelle: ZEIT ONLINE

Carolin Ströbele

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