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Gesellschaft: Tanz auf dem Tisch

Bei der Bread & Butter wird eine Tafel zum Laufsteg und die Religion zum Spektakel.

Kurz nach Mitternacht schlägt im „Tempel of Denim“ die Stunde der Religionen der Welt, um der einen, der alle verbindenden Religion zu huldigen: der Jeans. Vierhundert Gäste haben an einer aus groben Holzplanken zusammengeschraubten, mehr als siebzig Meter langen Tafel vor den Hangars auf dem früheren Flugfeld Tempelhof Platz genommen, vor sich roten Wein und weißes Brot, Salz und Öl. In der Mitte des Tisches und seiner Jünger sitzt Karl-Heinz Müller, neben ihm Klaus Wowereit, gegenüber Marius Müller-Westernhagen, hinter ihnen sucht der Meeresschützer Paul Watson noch einen Platz, und etwas weiter rechts, ganz in Rot, winkt Heidi Hetzer. Glimmende Baumstümpfe haben ihnen allen den Weg ins Zelt gewiesen; jetzt kriechen ernste Gestalten in langen Gewändern auf dem Tisch herum und schieben das Brot von einem zum Nächsten, brechen und verteilen es. Plötzlich ein Gong, dann Orgelmusik, Weihrauch – die Show kann beginnen!

Zum ersten Mal seit 2004 feierte die Bread & Butter eine Messe-Eröffnung mit einer eigenen Fashionshow. Mehr als vierzig Models zeigten bizarre Jeans-Outfits von ebenso vielen Marken, und sie stellten dabei Szenen unterschiedlicher Religionen dar, von Amish bis Voodoo, zu Musik von Johnny Cash, Nirvana und Siouxsie. Die Tafel, jetzt war sie ein Laufsteg. Und zum ersten Mal feierte die Bread & Butter die Eröffnung an zwei Orten zugleich, weshalb die Show aus Tempelhof auch live ins Café am Neuen See übertragen wurde, auf einen riesigen Vorhang. Hier hatte der Abend lange zuvor mit mehreren tausend Gästen begonnen, ein großes Fest war es, am Ufer und auf dem See, mit Livemusik, Pizza und Bratwurst. In Tempelhof wurden anschließend Oblaten gereicht, aus reiner Schokolade, bis tief in die Nacht. Ein paar Stunden später war die Messe dann auch praktisch eröffnet, zehntausende Besucher strömten zu den Ständen, bewunderten bei G-Star eine riesige Webmaschine oder schauten beim Pony-Polo-Turnier zu. Es war wieder neu, es war wieder anders, nur eines war wie immer, Klaus Wowereit hatte es früh vorhergesagt: „Das wird wieder bombastisch.“ Bi/lom

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