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Panorama: Mörderischer Erfolg

„Matrix Reloaded“ schlägt in den USA Besucherrekorde – die ersten Gewaltverbrecher berufen sich auf den Film

New York (dpa/cwe). Mit einem Einspielergebnis von 93,3 Millionen Dollar (81,13 Millionen Euro) hat „Matrix Reloaded“ am Premierenwochenende „Harry Potter“ vom zweiten Platz der ewigen KassenschlagerListe verscheucht. Fast hätten die Cyber-Fighter um Captain Morpheus mit der Fortsetzung des Kultfilmes von 1999 sogar „Spiderman“ vom Thron gestoßen, der 2002 am Startwochenende 114,8 Millionen Dollar in die Kassen gebracht hatte. Das wurde nur durch das Mindestalter von 17 Jahren verhindert, das wegen Gewaltszenen und ein bisschen Erotik gilt.

Unter den Filmen mit gleicher Alterseinstufung schoss „Matrix Reloaded“ auf den ersten Rang, Rekordhalter war da bisher der Horror-Krimi „Hannibal“mit 58 Millionen Dollar am ersten Wochenende.

Mit ihrem zweiten Streich sind die Cyber-Fighter um Morpheus im Kampf gegen intelligente Maschinen um die letzte Menschen-Stadt Zion also erfolgreicher als im ersten Film – jedenfalls finanziell: „Matrix Reloaded“ brauchte nur drei Tage, um das Einspiel-Ergebnis des ersten Teils für den ganzen ersten Monat zu erreichen. Während „Matrix“ aber neben „Pulp Fiction“ als technisch und ästhetisch einflussreichster Film der 90er Jahre galt, sind Filmkritiker von der Fortsetzung weniger begeistert, die ab 22. Mai in deutschen Kinos und dann in mehr als 100 Ländern zu sehen sein wird.

Trotz der bahnbrechenden und Maßstäbe setzenden Tricktechnik des Streifens bemängeln sie „Trivialphilosophie“, eine „verquaste Story“ und zu wenig Tiefgang. Die Brüder Andy und Larry Wachowski, die das Drehbuch schrieben und Regie führten, hätten beim zweiten Anlauf die Action- und Special-Effect-Szenen unnötig ausgewalzt. Auch die Grundidee, die Rollen von Mensch und Maschine zu vertauschen, ist nicht mehr so neu und faszinierend: Wie im ersten Teil kämpfen industriell ausgebrütete, versklavte Menschen gegen das vom Matrix-Computerhirn aufgezwungene virtuelle „Leben“ – seltsamerweise vorwiegend mit Kung Fu oder spiritueller Energie.

Selten ist das Publikum auf einen neuen Film so umfassend eingestimmt worden wie auf „Matrix Reloaded“. Die Fans sind schon vor dem Kinostart bestens vorbereitet: Nicht nur der offizielle Trailer steht im Internet, ganze Raubkopien kursieren dort – mit Videokameras von Leinwänden abgefilmt. Unter www.intothematrix.com können animierte Kurzfilme heruntergeladen werden, „Animatrix“ von amerikanischen und japanischen Trickfilm-Regisseuren. Zeitgleich mit dem „Reloaded“-Film erscheint, wie berichtet, das Videospiel, für das Nachrichtenmagazin „Time“ „fast ein neuer Film in sich“ – während der Dreharbeiten wurden dafür digitale Bewegungsprofile der Schauspieler erstellt.

Deutsche Filmfans fahren mit Sonderzügen der Deutschen Bahn zu Filmvorführungen nach Berlin – mit Loks und Wagen im „Matrix“-Look.

In Amerika werden jetzt mehrere brutale Morde mit dem Kultfilm in Verbindung gebracht. Die „Washington Post“ nannte vier Fälle, in denen sich Täter in Aussagen auf den Film beriefen, ihre Taten nach dem Vorbild zelebrierten oder sich gar „im Film“ wähnten. Psychologen bezweifeln zwar, dass ein bestimmter Film brutales Verhalten auslösen kann, Filme wie „Matrix“ könnten aber die Angst vor unbekannten Gefahren schüren und paranoide Vorstellungen verstärken.

Ein endgültiges Urteil über die Filme steht noch aus: Im November kommen „Matrix Revolutions“ ins Kino – Teil drei der Saga.

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