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Ike

© AFP

Monstersturm: "Ike" bringt erste Überschwemmungen

Mit ersten Überschwemmungen, hohen Wellen und Windböen hat sich am Freitag im Süden von Texas der Monstersturm "Ike" angekündigt. Im Landkreis Brazoria und auf der Insel Galveston, rund 30 Kilometer südöstlich der Millionenmetropole Houston, standen Straßen kleinerer Küstenorte unter Wasser.

Nach dramatischen Warnungen der Behörden hatten sich rund um Houston Hunderttausende Menschen in Sicherheit gebracht. Bewohner von Galveston Bay, rund 30 Kilometer südöstlich von Houston, würden "den sicheren Tod finden", sollten sie beim Durchzug des Hurrikans in ihren Häusern bleiben, teilte der Nationale Wetterdienst mit. Houstons Bürgermeister Bill White und der Landrat des Bezirks Harris, Judge Ed Emmett, riefen die Bürger auf, Schutz zu suchen. "Das ist eine ernste Angelegenheit", betonte White am Freitag. "Den Sturm auszusitzen hat vielleicht gestern Sinn gemacht. Heute nicht mehr."

Meteorologen befürchten an der Küste eine mehr als sieben Meter hohe Flutwelle und gefährliche, bis zu 16 Meter hohe Brecher. Es wurde erwartet, dass "Ike" vor seiner Ankunft am frühen Samstagmorgen MESZ noch einmal an Stärke zunimmt und dann mit Windgeschwindigkeiten von um die 160 Stundenkilometer direkt über Houston hinwegfegt. Im Großraum der Metropole, die auch das Herz der US-Ölraffinerieindustrie ist, leben knapp vier Millionen Menschen. Der Hurrikan hatte zur Mittagszeit (Ortszeit) die Stärke zwei auf der fünfteiligen Skala erlangt. Es wurde erwartet, dass der Wirbelsturm vor der Küste die Stufe drei erreicht.

Wer nicht lebensmüde sei, solle den Sturm ernst nehmen

"Nehmen Sie diesen Sturm nicht auf die leichte Schulter", warnte US-Heimatschutzminister Michael Chertoff. "Mit diesem Sturm scherzt man nicht. Er ist groß, er ist gewalttätig, er hat eine Menge Wasser im Gepäck." Die Behörden forderten etwa eine Million Menschen in der Gefahrenzone auf, umgehend ins Landesinnere zu flüchten. Ein Reporter des US-Senders CNN berichtete aus dem besonders gefährdeten Küstenort Galveston, nur etwa die Hälfte der knapp 60.000 Einwohner hätten bis zum Freitagmorgen (Ortszeit) die Stadt verlassen.

"Ich habe echte Angst", sagte Ginger Saracco, die mit ihrem Mann John in Galveston blieb dem "Houston Chronicle". "Ich habe Blizzards und Tornados erlebt, aber noch nie einen Hurrikan." John Saracco glaubt indes, seine Familie sei in ihrem Steinhaus sicher. "Die Wände sind einen Meter dick", sagte er dem Blatt. "Wir schaffen das schon."

Auch Bush ist "tief besorgt"

Bereits am Freitagmorgen hätten sich die Wassermassen im Golf von Mexiko bedrohlich aufgetürmt, berichtete das US-Hurrikan-Zentrum (NHC) in Miami (US-Staat Florida). Die Flutwelle könnte weite Teile der Küstenregion zwischen Louisiana und der mexikanischen Grenze überspülen, hieß es. US-Präsident George W. Bush zeigte sich "tief besorgt" über den Sturm und seine Folgen. Er versprach schnelle Hilfe: "Wenn dieser Sturm durchgezogen ist, werden wir mit den örtlichen Behörden zusammenarbeiten, damit die Menschen baldmöglichst wieder auf die Beine kommen", sagte der Präsident.

Als Grund für die möglicherweise verheerenden Überschwemmungen nannte das NHC den ungewöhnlich großen Durchmesser des Sturms von mehr als 1400 Kilometern. "Wegen seiner sehr großen Ausdehnung wird 'Ike' eine Sturmflut bringen, deren Ausmaß weit jenseits dessen liegt, was man mit einem Sturm dieser Stärke normalerweise verbindet." Angesichts des seichten Meeresgrundes vor der texanischen Küste habe das Wasser keinen anderen Ausweg, als in die Flussmündungen und gegen die Deiche gepresst zu werden. "Die Vorbereitungen, das eigene Leben und den eigenen Besitz zu schützen, sollten dringend abgeschlossen werden." Das Rote Kreuz eröffnete überall in Texas Notquartiere für Flüchtlinge. Von Freitagnachmittag an sollte der Flugbetrieb am George Bush Intercontinental Airport in Houston eingestellt werden. Schulen, Gefängnisse und öffentliche Gebäude wurden geräumt.

"Ike" verhindert pünktliche Kopplung des russischen Frachters an ISS

Auch Hunderte Kilometer über der Erdoberfläche sorgte "Ike" schon für Verzögerungen: Das Andocken der russischen Versorgungsfähre "Progress" an die Internationale Raumstation ISS wurde verschoben, weil die NASA-Kontrolleure im Johnson Space Center in Houston evakuiert werden mussten. Der deutsche Chemiekonzern BASF fuhr nach Angaben einer Sprecherin seine Produktionsanlagen an den texanischen Standorten ebenfalls "sicherheitshalber" herunter.

Hurrikan "Ike" hatte bereits Anfang dieser Woche in Haiti und Kuba schwere Verwüstungen angerichtet und mindestens 74 Menschen in den Tod gerissen. Nachdem er über Kuba hinweggefegt war und wieder offenes Meer erreicht hatte, sammelte der Wirbelsturm neue Kraft. Erst vorletzte Woche hatte der Hurrikan "Gustav" im Süden Louisianas knapp zwei Millionen Menschen in die Flucht getrieben. New Orleans wurde tagelang zur Geisterstadt. Der Sturm verschonte die Stadt, die vor drei Jahren massiv vom Sturm "Katrina" getroffen worden war, allerdings größtenteils. In der Region rund um New Orleans sind aber immer noch Zehntausende Menschen ohne Strom. (sg/dpa)  

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