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Tausende gehen in Mexiko auf die Straße, wie hier in Mexiko City.

© Reuters

Mord an Dutzenden Studenten: Tausende Menschen gehen in Mexiko auf die Straße - Polizei setzt Tränengas ein

Mexiko ist empört: Dutzende junge Leute werden von der Polizei entführt und vermutlich von Bandenmitgliedern getötet. Der Fall wirft erneut ein Schlaglicht auf die weit verbreitete Gewalt und Straflosigkeit. Viele Bürger haben kein Vertrauen in den Staat mehr.

Mexiko fordert Gerechtigkeit: Nach dem mutmaßlichen Mord an Dutzenden Studenten sind Tausende aus Solidarität mit den jungen Menschen auf die Straße gegangen. Von drei symbolträchtigen Orten in Mexiko-Stadt marschierten die Demonstranten am Donnerstagabend (Ortszeit) auf den zentralen Platz Zócalo. Angehörige der Verschleppten aus dem verarmten Bundesstaat Guerrero führten die Protestzüge an. Tagelang waren sie durch den Norden, Süden und Westen des Landes gezogen, um Aufmerksamkeit auf den aus ihrer Sicht noch immer ungelösten Fall zu lenken.
Am Rande der Demonstration kam es zu Ausschreitungen. Vermummte Randalierer schleuderten Brandsätze und Feuerwerkskörper auf den Nationalpalast im historischen Zentrum der Hauptstadt. Sie skandierten „Mörder, Mörder“. Demonstranten steckten eine Puppe von Präsident Enrique Peña Nieto in Brand. Die Polizei feuerte schließlich Tränengas in die Menge und räumte den Platz. Zuvor hatten zahlreiche Menschen friedlich für eine vollständige Aufklärung der Tat demonstriert. „Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück“ und „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit“, skandierten die Demonstranten am Unabhängigkeitsdenkmal auf einem Prachtboulevard der Stadt. Auch in den Bundesstaaten Guerrero, Morelos, Puebla, Guanajuato und Tamaulipas gingen Menschen auf die Straße.
Ende September waren in Iguala 43 Studenten des linksgerichteten Lehrerseminars Ayotzinapa von der Polizei verschleppt und der kriminellen Organisation „Guerreros Unidos“ übergeben worden. Bandenmitglieder räumten mittlerweile den Mord an den jungen Leuten ein. Hinter dem Verbrechen sollen der Bürgermeister der Stadt und seine Frau stecken. Die Familien und Kommilitonen der Opfer bezweifeln die bisherigen Ermittlungsergebnisse.
Auf Transparenten war zu lesen: „Ayotzinapa - es waren nicht die Narcos, es war der Staat“. Als Narcos werden in dem Land Drogenhändler bezeichnet. Und: „Es sind nicht 43, es sind Tausende“.

In Mexiko gelten derzeit mehr als 20 000 Menschen als vermisst. „Ich marschiere heute mit, weil ich die Ignoranz der Behörden und die Arroganz der Eliten satt habe. Da verschwinden 43 Kameraden und der Staat tut nichts“, sagte Student Pedro Molina der Deutschen Presse-Agentur. Seine Freundin Emilia Carranza sagte: „Ich habe genug von der Gewalt und der Straflosigkeit. Ich möchte stolz auf mein Land sein, aber wie soll das gehen, wenn Dinge wie in Guerrero passieren?“ Auch nahe dem Flughafen von Mexiko-Stadt kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Vermummte schleuderten Molotow-Cocktails und Feuerwehrkörper auf die Polizei. Mindestens 15 Demonstranten wurden festgenommen. In San Cristóbal de las Casas im südlichen Bundesstaat Chiapas griffen Randalierer mehrere Geschäfte an und schleuderten Farbbeutel auf das Rathaus. Präsident Peña Nieto rief zur Mäßigung auf. „Wir Mexikaner sagen Nein zur Gewalt“, sagte der Staatschef bei einer Militärzeremonie anlässlich des Jahrestags der mexikanischen Revolution. „Ein Angriff auf die Institutionen ist ein Angriff auf die Mexikaner.“ (dpa)

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